Hintergründe

Die Herren der Welt – Die Hitliste der Milliardäre sortiert sich neu

Die Herren der Welt – Die Hitliste der Milliardäre sortiert sich neu
Geld ist geil: Amazon-Gründer Jeff Bezos Ende Juni mit Gattin in Venedig.

n der Corona-Krise explodierte das Vermögen der Superreichen wie nie zuvor. Anschließend ging diese Entwicklung weiter, aber es gab einige wichtige Verschiebungen in der Hitliste der Milliardäre.

von iktoria Schall

Der Milliardärsboom der frühen 2020er geht weiter: Während das Wirtschaftsmagazin Forbes im Mai 2021 einen Rekordstand von 13,1 Billionen bei den größten Privatvermögen auswies, sind seither weitere Billionen US-Dollar in die Taschen der Raubtierkapitalisten gewandert.

Das Vermögen der Superreichen stieg 2025 von 14,2 auf 16,1 Billionen US-Dollar.

Zum ersten Mal wurde die Marke von 3.000 Milliardären überschritten, wie die aktuelle Liste von Forbes zeigt: 3.028 Superreiche verfügen nun addiert über ein Vermögen von 16,1 Billionen US-Dollar – das sind 247 Personen und zwei Billionen mehr als noch 2024. Fast die Hälfte der Gelisteten sind Amerikaner, Chinesen und Inder. Damit übersteigen ihre Privatvermögen die jährliche Wirtschaftsleistung aller Staaten weltweit – mit Ausnahme der USA und Chinas. Das Durchschnittsvermögen eines Superreichen liegt aktuell bei 5,3 Milliarden Dollar, rund 200 Millionen mehr als 2024, die Spitzenverdiener erreichen jedoch ein Vielfaches davon.

Mit jeweils mehr als 200 Milliarden US-Dollar Vermögen haben sich 15 Personen vom Rest der Superreichen abgesetzt. Zusammengenommen haben sie sagenhafte 2,4 Billionen US-Dollar angehäuft – mehr als die weiteren 1.500 Milliardäre zusammen.

Verschiebungen an der Spitze

Erstmals finden sich unter den Top 5 gleich drei Schwergewichte der Finanzwelt. Am Gipfel der oberen Zehntausend steht Elon Musk. Mit einem geschätzten Vermögen von 342 Milliarden US-Dollar verzeichnet der SpaceX- und KI-Pionier im Januar 2025 im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs von 147 Milliarden US-Dollar (siehe Infobox). Dahinter folgt Meta-Vorstandschef Mark Zuckerberg. Noch im Mai 2021 lag er mit 118 Milliarden US-Dollar auf Platz fünf, steht heute mit satten 216 Milliarden auf Rang zwei – und verdrängt andere Tech-Mogule aus der Spitzenriege. Der Facebook-Gründer trieb den Aktienkurs von Jahresbeginn bis zum Juli 2025 auf ein Rekordhoch – ein Plus von 19,99 Prozent.

Auf dem vierten Platz liegt Larry Ellison mit seinem Software-Riesen Oracle mit 192 Milliarden, während Impf-Papst Bill Gates (noch 2021 die Nummer vier) aus den Top Five herausgefallen ist und nur noch auf Platz 13 (mit 108 Milliarden US-Dollar) rangiert. Aufgrund der wachsenden Nachfrage nach Cloud- und KI-Infrastruktur und dem nachlassenden Boom bei Vakzinen spurtete Ellison an ihm vorbei.

Und zu guter – oder schlechter – Letzt: Bernard Arnault, der Hersteller von Luxusgütern wie Louis Vuitton, steht aktuell an fünfter Stelle und damit so niedrig wie seit 2017 nicht mehr. Schon damals titelte die Neue Zürcher Zeitung warnend: «Tech-Barone überholen den Finanzadel.» Acht Jahre später hat sich dieser Trend beschleunigt. Mode und Einzelhandel müssen sich den Tech-Baronen unterordnen.

Rasant verläuft das Tempo des Aufstiegs Chinas.

Weiterhin erwähnenswert: Warren Buffett (Berkshire Hathaway) auf Platz 6 mit 154 Milliarden, Larry Page (Google/Alphabet) auf Platz 7 mit über 144 Milliarden, gefolgt vom Google-Mitgründer Sergey Brin (138 Milliarden) sowie Amancio Ortega (124 Milliarden), dem Gründer von Zara.

Altes Kapital und rote Mandarine

Ein Vergleich zur Zeit vor dem Internet zeigt den Unterschied: Auf den ersten zehn Plätzen der Forbes-Liste von 1990 findet man ausschließlich Personen aus den Bereichen Rohstoff, Industrie, Bodenspekulation und dem alten Geldadel. Der Sultan von Brunei und der saudische König Fahd führten mit ihren Öleinkünften die Liste an. Auf Platz 3 folgte Forrest E. Mars mit dem gleichnamigen Schoko-Riegel und anderen Süßwaren, danach Queen Elizabeth, Zeitschriftenzar Samuel I. Newhouse, Grundstücksspekulant Albert Reichmann, Eisenbahnkönig Yoshiaki Tsutsumi, Sam Moore Walton von Walmart, Großgrundbesitzer John Werner Kluge und der taiwanesische Baulöwe Tsai Wan-Lin. Bill Gates, damals mit Microsoft noch überwiegend im produzierenden Gewerbe engagiert, rangierte mit einem Privateigentum von 3,2 Milliarden Dollar gerade mal auf Platz 34.

Rasant verläuft das Tempo des Aufstiegs Chinas: Im Jahr 2006 gab es in der Volksrepublik lediglich 16 Milliardäre. 19 Jahre später zählt sie bereits 516 vermögende rote Mandarine. Noch stellt die alte Supermacht USA mit 902 Milliardären die meisten Finanz-Tycoons der Welt – ein neuer Rekord im Vergleich zu 835 im Vorjahr (2024). In diesem Jahr traten 238 neue chinesische Superreiche in die Liste ein, während die Yankees lediglich 110 Neuzugänge verzeichneten.

Mit rund 65,5 Milliarden Dollar stieg Zhang Yiming, Mitbegründer von Bytedance (Tiktok), im März zum reichsten Chinesen auf und verdrängte Zhong Shan­shan (57,7 Milliarden), der sein Vermögen mit Trinkwasser und Pharma gemacht hat. Trotz US-Drucks auf einen Tiktok-Verkauf wurde der China-Star auf Platz 23 der Weltrangliste katapultiert, nachdem Bytedance-Aktien im Wert von 312 Milliarden US-Dollar von amerikanischen Miteignern sowie früheren Investoren wie General Atlantic (unter anderem an ProSiebenSat.1 Media beteiligt) und Sequoia Capital (beteiligt an WhatsApp und Apple) zurückerworben hatte. Weitere Tech-Milliardäre folgen dicht dahinter: Pony Ma (Tencent, unter anderem WeChat, das chinesische Facebook) mit 56,2 Milliarden auf Rang 29, Lei Jun mit seinem Smartphone-Riesen Xiaomi (43,5 Milliarden) auf Position 32 und Colin Zheng Huang mit der E-Commerce-Plattform Pinduoduo (42,3 Milliarden) auf Platz 35.

Indien behauptet zwar den dritten Platz in der Länder-Liste mit 205 Milliardären (nach 200 im Vorjahr) und einem Gesamtvermögen von 941 Milliarden US-Dollar. Aber: Noch 2024 waren es 954 Milliarden gewesen. Der Rückgang ist vor allem auf die beiden reichsten Inder zurückzuführen: Mukesh Ambani (92,5 Milliarden) und Gautam Adani (56,3 Milliarden) verloren jeweils über 20 Milliarden – ausgelöst durch herbe Kurseinbrüche in Einzelhandel, grüner Energie und Petrochemie.

Blackrock im Krieg

Kapitalfraktionen, die nicht im Versandhandel, in der Streamingtechnik oder im Gesundheitswesen engagiert waren, mussten während der Coronakrise 2020 teils kräftig Federn lassen. Ein Paradebeispiel war der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock: Im ersten Quartal 2020 sank sein Nettoergebnis um 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders 2022 verzeichnete das Unternehmen Gewinneinbußen und einen Rückgang der verwalteten Kapitalien – eine Folge globaler Marktunsicherheiten nach den Lockdowns.

Die Rückschläge währten jedoch nicht lange. Mit einer eiskalten Neuausrichtung auf Rüstung gelang dem Schwarzen Felsen 2024 der große Befreiungsschlag: Rekordzuflüsse von 641 Milliarden Dollar trieben das Vermögen auf 12,5 Billionen Dollar – 2020 waren es noch 7,4 Billionen gewesen. Allein im zweiten Quartal 2025 kamen weitere 68 Milliarden dazu.

Vor allem profitiert Blackrock vom Krieg gegen Russland und dem sogenannten Wiederaufbau der Ukra­ine. Mit Vehikeln wie dem Ukraine Development Fund und Beteiligungen an Rüstungsriesen – in Deutschland als größter Einzelaktionär von Rheinmetall – schossen die Gewinne durch die Decke. «Wir sind auf gutem Wege, 500 Millionen US-Dollar für den Wiederaufbau der Ukraine einzusammeln. Länder, Entwicklungsbanken und andere Unterstützer haben jede Menge Geld zur Verfügung gestellt – zuzüglich rund zwei Milliarden Dollar von privaten Investoren. Es ist möglich, über ein Konsortium an mindestens 15 Milliarden US-Dollar für den Wiederaufbau in der Ukraine zu gelangen», erklärte Philipp Hildebrand, Vize-Vorsitzender von Blackrock, auf der Ukraine Recovery Conference 2024. Unter anderem geht es dabei um die Ausbeutung von Rohstoffen. «Etwa zehn bis zwölf Billionen US-Dollar an kritischen Mineralien in der Ukraine dürfen nicht in Putins Hände fallen», mahnte der republikanische Senator Lindsey Graham in einer CBS-Sendung im Juni 2024. Im Rahmen eines Rohstoff-Deals mit dem Kiewer Regime erreichte Donald Trump den Zugriff auf Seltene Erden gegen «Sicherheitsgarantien» und hunderte Milliarden an US-Investitionen. Selenski sekundierte kühl: «Die Amerikaner haben am meisten geholfen, also sollten die Amerikaner auch am meisten verdienen. Und sie sollten diese Priorität haben.» Blackrocks Rechnung könnte also aufgehen – wenn der weitere Vormarsch der russischen Truppen nicht alles zur Makulatur macht.

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