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Kindersklaven für Kobalt – Kolonialismus für Gutmenschen

Kindersklaven für Kobalt – Kolonialismus für Gutmenschen
Die Schattenseite der E-Mobilität: Kinder arbeiten in der kongolesischen Kobaltproduktion oft zehn Stunden am Tag und vedienen umgerechnet weniger als zwei Dollar.

Für die Energiewende von Linken und Grünen in Deutschland arbeiten afrikanische Kindersklaven in der kongolesischen Kobaltproduktion oft zehn Stunden am Tag und verdienen umgerechnet weniger als zwei Dollar.

von Martin Müller-Mertens

Die Presseabteilung von BMW hatte gut gearbeitet. «Kinderarbeit geht gar nicht», sagte ein Sprecher des bayerischen Automobilriesen in legerem Jargon bereits 2017. «Wir gehen davon aus, dass wir keine Kinderarbeit in unseren Produkten drin haben.» Gemeint waren Elektroautos, die vermeintliche Wunderwaffe zur Rettung des Planeten. Die wohlformulierte Beruhigungspille für die haltungsaffine Käuferschicht verfehlte ihr Ziel offenbar nicht. Bis heute gelten E-Autos als gutes Gewissen auf vier Rädern. Mit ihnen kann die Lifestyle-Schickeria Strom verballern für eine bessere Welt.

Laut UNO gibt es 40.000 Kinderarbeiter.

Tatsächlich lösen die etwa 5,3 Millionen E-Fahrzeuge, die 2018 global über die Straßen rollten, nur eines ihrer vielen Heilsversprechen ein: Sie produzieren keine Abgase. Doch an dem Statussymbol der urbanen weltoffenen Milieus klebt Blut. Sein Herzstück, die Akkus, benötigen etwas 10 bis 15 Kilogramm Kobalt sowie Lithium. Die Speicherkapazität von Lithium beträgt zwar nur die Hälfte derer von Magnesium, jedoch sind die daraus gefertigten Batterien langlebiger und damit ein entscheidendes Verkaufsargument.

China am Schalthebel

Die prognostizierten Vorkommen von Lithium und Kobalt reichen nach Ansicht der Denkfabrik Agora Verkehrswende für den Umstieg auf Elektromobilität aus, doch die wertvollen Bodenschätze sind äußerst ungleich verteilt. So liegen 48 Prozent der heutigen Kobalt-Produktion und 60 Prozent der bekannten Vorräte im Kongo, insbesondere in der östlichen Bürgerkriegsregion Kivu. Einst hatten belgische Bergbaukonzerne das Sagen in der Schatzkammer der früheren Brüsseler Kronkolonie, heute gibt Peking den Ton an. Vor allem chinesische Firmen fördern einen Großteil der Jahresproduktion von 84.400 Tonnen.

Die Minen werden von chinesischen Spezialisten am Laufen gehalten. Rund 20 Prozent der Produktion stammt aber aus privaten Kleinminen, die teilweise unmittelbar in der Nähe von Dörfern bis zu 45 Meter in die Tiefe ragen und ohne jeden Arbeits- und Gesundheitsschutz betrieben werden. Ihren Unterhalt dulden die Behörden, da die Staatsfirmen während des bis heute schwelenden Bürgerkriegs ihre Lohnzahlungen weitgehend eingestellt haben. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef schätzt die Zahl der Kinderarbeiter in den Anlagen auf 40.000. Sie dürfte in den kommenden Jahren deutlich steigen, denn die Automobilindustrie beziffert den Bedarf an Kobalt allein für die Akkus der E-Autos auf 122.000 Tonnen im Jahre 2035.

Wie viele Menschen im zentralafrikanischen Vielvölkerstaat den Bergbau mit ihrer Gesundheit oder einem frühen Tod bezahlen, ist nicht statistisch erfasst. Doch «das kongolesische Volk, das auf diesen Bodenschätzen lebt, zählt zu den Ärmsten der Welt, weil es kaum davon profitiert», monierte der Vorsitzende der dortigen Bischofskonferenz, Fridolin Ambongo Besungu, bereits 2015. Gründe dafür seien Knebelverträge global agierender Bergbauriesen, die allgegenwärtige Korruption der schwachen Zentralregierung in Kinshasa und die Ausplünderung der Kleinminen durch bewaffnete Banden.

Dadurch bildet das Leiden in den Tropen die Grundlage der grünen Verkehrswende. 2017 prüfte die Organisation Amnesty International Konzerne wie Volkswagen, BMW und Daimler. Vor allem den Wolfsburgern und Stuttgartern warf der Bericht Mängel bei der Offenlegung der Lieferketten vor. BMW erklärte öffentlichkeitswirksam, man erwäge ein nicht näher erläutertes Projekt im Kongo.

Dabei ist die Herkunft der Rohstoffe im Grundsatz durchaus bekannt: Anonyme Zwischenhändler kaufen Kobalt aus den Kleinminen zu Spottpreisen. Diese «haben sich im Laufe der Zeit zu Teilen einer internationalen Mafia entwickelt», so Bischof Besungu. 95 Prozent der Produktion geht mit hohen Gewinnen nach China. Stark im Kongo engagiert ist auch der Schweizer Rohstoffkonzern Glencore. Das in der idyllischen Kleinstadt Baar im Kanton Zug firmierende Unternehmen wurde des Öfteren mit Vorwürfen über Verstöße gegen Arbeitsschutz- und Sozialstandards konfrontiert. Knapp ein Drittel ihrer kongolesischen Kobaltproduktion will Glencore in den kommenden Jahren an die chinesische Firma GEM verkaufen. Diese wiederum veräußert die Rohstoffe an den Batteriezellenhersteller CATL, ebenfalls aus der Volksrepublik. Dort entsteht ein maßgeblicher Teil der Akkus für BWM, Daimler und Volkswagen.

Brüssel gegen Peking

Doch nicht nur die Ausbeutung der Einheimischen belastet die Bilanz der grünen Wunderwagen. Der Traum vom CO2-freien Hipsterflitzer könnte auch für Deutschland blutig enden. Bereits mehrfach in der Geschichte wurde der Zugang zu Rohstoffen als Druckmittel eingesetzt. Zuletzt vor wenigen Jahren, als China im Streit mit Japan das Angebot an Seltenen Erden künstlich verknappte. Zu den Konsequenzen sagte der Chef von Agora Verkehrswende, Christian Hochfeld, im Interview mit der Zeit bereits Ende 2017: «Es geht darum, dass den Unternehmen bewusst wird: Ohne politische Unterstützung können sie sich wahrscheinlich die nötigen Ressourcen nicht sichern.»

Eine solche Flankierung gibt es bereits. So wurden etwa die kongolesischen Bergbaugesetze «während des Krieges verabschiedet, und die Bedingungen wurden mehr oder weniger von den großen Firmen diktiert», bemängelt Bischof Besungu. Der im Januar nach einer umstrittenen Wahl ins Amt gelangte Präsident Félix Tshisekedi versprach zwar 86 Milliarden Dollar im Kampf gegen Armut und Arbeitslosigkeit. Doch den Preis für ein Kräftemessen mit den Bergbaukonzernen dürfte der Politiker kennen. In seinem Geburtsjahr 1963 endete der Katanga-Krieg. Mutmaßlich mit Unterstützung des belgischen Unternehmens Union Minière du Haut Katanga hatte der Separatist Moïse Tschombe die südliche Rohstoffprovinz 1960 abgespalten, nachdem sich Kongos Präsident Patrice Lumumba aus der Umklammerung durch die frühere Kolonialmacht zu lösen versuchte. Während der Shaba-Invasion 1977 und 1978 lieferten sich von der Sowjetunion unterstützte Rebellen verlustreiche Kämpfe mit der französischen Fremdenlegion und einem US-Expeditionskorps um die Bodenschätze des Südens.

Ausländische Truppen befinden sich derzeit nicht im Kongo. Im westafrikanischen Mali ist die Bundeswehr jedoch Teil der European Union Training Mission. Die Gesellschaft für bedrohte Völker vermutet die Sicherung der umfangreichen Uranvorkommen in dem Land für den französischen Staatskonzern Areva als Hauptgrund für den angeblichen Anti-Terror-Einsatz. Wohin die Reise geht, deutet die 2016 veröffentlichte EU Global Strategy an. «Die Idee, dass Europa eine exklusiv ”zivile Macht” wäre, wird einer sich verändernden Wirklichkeit nicht gerecht», schrieb EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini im Vorwort des 60-seitigen Papiers. Immerhin habe die Europäische Union ein Interesse an der «Aufrechterhaltung des Zugangs zu weltweiten Gütern durch offene See-, Land-, Luft- und Weltraumrouten (…), die zentral sind für den Handel und den Zugang zu natürlichen Ressourcen».

Auch Peking ist diese Entwicklung nicht verborgen geblieben. 2017 eröffnete China seinen ersten Militärstützpunkt im Ausland. Kriegsschiffe der Volksrepublik ankern seither vor der Küste des ostafrikanischen Dschibuti. Der verarmte Kleinstaat verfügt seit 2009 über den wichtigsten Containerhafen der Region.


Sie lassen sich vor Sonnenblumen ablichten. Sie nennen sich Friedenspartei. Sie treten als glühende Verfechter von Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit auf. Und sie verurteilen Kindesmissbrauch, vor allem die vor einigen Jahren bekannt gewordenen Vorfälle in der katholischen Kirche. Doch wer hinter die Kulissen der Partei Bündnis 90/Die Grünen schaut, dem erst offenbart sich ihr wahres Gesicht - die hässliche Fratze einer Moralpartei ohne jede Moral.

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