Der dubiose Drohnen-Vorfall über Polen ist noch nicht geklärt, aber die NATO beschuldigt Russland und nimmt das Ganze prompt zum Vorwand, um eine zeitlich unbeschränkte, massive Verlegung von Truppen und Material an die “Ostflanke” zu beschließen, Grenzen dicht zu machen und Flugverbotszonen auszurufen.
von Thomas Röper
Der Drohnenvorfall über Polen ist nicht geklärt und es gibt dazu immer noch viele Fragen. Der polnische Generalstab hat bestätigt, dass der weißrussische Generalstab ihn in der fraglichen Nacht kontaktiert und vor vom Kurs abgebrachten Drohnen gewarnt hat, die aus der Ukraine in Richtung Weißrussland und Polen geflogen sind. Die Generalstäbe waren von 23.00 Uhr bis 4.00 morgens deswegen in Kontakt.
Das spricht definitiv gegen das von westlichen Politikern und Medien verbreitete Narrativ einer geplanten Luftraumverletzung durch Russland.
Hinzu kommt, dass Polen inzwischen gemeldet hat, dass keine der in Polen gefundenen Drohnen Sprengstoff geladen hatte. Den veröffentlichten Fotos nach waren es Drohnen vom Typ Gerbera, die Russland oft als Störkörper einsetzt, um die ukrainische Luftabwehr zu überlasten und so den Weg für die mit Sprengstoff bestückten Drohne freizumachen.
Und damit kommt das nächste Problem ins Spiel, denn die Gerbera-Drohnen haben eine Reichweite von maximal 700 Kilometern, was bedeutet, dass aus Russland abgefeuerte Gerberas Polen gar nicht erreichen können, weil die Entfernung die Reichweite der Drohnen übersteigt.
Das bedeutet, dass die Drohnen entweder aus Weißrussland gestartet wurden, was aber niemand im Westen behauptet, oder aus der Ukraine. Die Gerbera sind recht einfache Modelle, die die Ukraine notfalls nachbauen könnte.
Cui bono?
Da an dem Vorfall so viel unklar ist, versuchen wir uns dem Thema zu nähern, wie es Kriminalisten tun, und stellen uns die Frage, wer ein Motiv dafür hatte, so einen Vorfall zu provozieren. Cui bono, oder wem nützt es?
Selensky hätte definitiv ein Motiv für eine solche Provokation, denn sogar der extrem anti-russische ehemalige polnische Präsident Duda sagte gerade erst in einem Interview, dass es das Interesse Kiews ist, die NATO in den Krieg mit Russland hineinzuziehen, und dass Selensky Ende 2022, als eine Rakete in Polen abgestürzt ist und zwei Menschen getötet hat, Druck auf Duda gemacht habe, die Rakete als russische Rakete zu bezeichnen, obwohl es eine ukrainische Abfangrakete vom Typ S-300 war.
Aber auch ein starkes Motiv ist bekanntlich noch kein Beweis für die Täterschaft. Auch die Falken in Brüssel – sowohl bei der NATO als auch in der EU – haben ein Motiv. Oder sogar zwei, denn erstens hat man in Brüssel gehofft, dass der Vorfall Trump endlich umstimmen und zu einem harten Kurs gegen Russland bringen würde. Die Enttäuschung in Brüssel darüber, dass Trump den Vorfall sehr gelassen beurteilt, ist allenthalben sichtbar.
Das zweite Brüsseler Motiv ist es, einen Vorwand für eine weitere Truppenverlegung nach Osten zu bekommen. Da die Menschen in Europa die Kriegsbegeisterung der Brüsseler Clique nicht teilen und auf eine massive, aber grundlose Verstärkung der NATO-Truppen an Russlands Grenze ablehnend reagieren könnten, brauchte Brüssel einen Vorfall, der sich medial ausschlachten lässt. Eine massive Verletzung des NATO-Luftraums durch Russland kam ihnen da gerade recht.
Und auch die mediale Ausschlachtung erleben wir gerade, denn die westlichen Medien halten das Thema in den Schlagzeilen, obwohl de facto nichts passiert ist. In Deutschland wurde zwar gemeldet, das Dach eines Wohnhauses sei von einer abgestürzten Drohne zerstört worden, aber auch das hat sich als Lüge herausgestellt, denn in Polen wird berichtet, dass keine Drohne, sondern eine vom Kurs abgekommene Flugabwehrrakete auf das Haus gestürzt sei. Zunächst wurde versucht, das geheim zu halten, aber inzwischen wird es in Polen gemeldet. Allerdings habe ich darüber keine Berichte in deutschen Medien gefunden.
Um ein russisches Motiv zu finden, muss man sehr lange suchen, denn es gibt keines. Es sei denn, dass an den Spekulationen, dass das russische St. Petersburg aus den baltischen Staaten und nicht aus der Ukraine mit Drohnen beschossen wird, etwas dran ist. In dem Falle könnte Russland den Luftraum Polens gezielt verletzt haben, um die NATO zu warnen, dass auch Russland so etwas tun kann und dass die Luftabwehr der NATO darauf nicht vorbereitet ist.
Dass die Luftabwehr der NATO darauf nicht vorbereitet ist, hat man in der Nacht ja erlebt, denn von 19 Drohnen konnte die NATO trotz der Vorwarnung aus Weißrussland und der Aktivierung aller in Polen vorhandenen Kräfte nur vier abschießen – und man hat dabei mit teuren Raketen, die hunderttausende Dollar pro Stück kosten, leere Drohnen vom Himmel geholt, die nur etwas über 10.000 Dollar pro Stück kosten.
Die Reaktionen
Polen hat als Reaktion auf den Vorfall seine Grenzen zu Weißrussland auf unbestimmte Zeit geschlossen. NATO-Generalsekretär Rutte hat seine Kriegsrhetorik nach dem Drohnenvorfall noch einen Gang höher geschaltet und die NATO hat umgehend beschlossen, auf den Vorfall mit einer Mission namens „Eastern Sentry“ zu reagieren. Rutte sprach von steigender russischer “Gefährlichkeit” in der Luft und erklärte, was „Eastern Sentry“ bedeutet:
„Aus diesem Grund haben wir in acht Ländern vorgeschobene Landstreitkräfte stationiert, die von allen Verbündeten unterstützt werden. Außerdem gibt es Pläne, unsere Präsenz bei Bedarf zu verstärken.“
In den deutschen Medien wird meist nur berichtet, die NATO schicke weitere Kampfflugzeuge nach Polen, um die Luftabwehr zu stärken. Tatsächlich umfasst „Eastern Sentry“ aber weit mehr, denn die NATO verlegt auch Kriegsschiffe näher an Russland heran. Und Rutte deutete, wie gesehen, auch mehr Bodentruppen an.
Auch das ist nicht meine Fantasie, der polnische Verteidigungsminister hat schon am 11. September, dem Tag nach dem Drohnenvorfall, verkündet, Polen wolle wegen des derzeit stattfindenden alljährlichen russisch-weißrussischen Manövers „Sapad-2025“ in den folgenden Tagen 40.000 Soldaten an der Grenze zu Weißrussland aufmarschieren lassen. 30.000 aus der polnischen Armee, der Rest aus anderen NATO-Staaten. Ob und wann sie wieder abgezogen werden sollen, sagte er hingegen nicht.
De facto ist all das ein massiver Aufmarsch von NATO-Truppen zu Lande, zur See und in der Luft an Russlands Grenze – und als Vorwand dient ein Vorfall, bei dem de facto nichts passiert ist und von dem nicht klar ist, wer dahinter steckt und was wirklich passiert ist.
Außerdem hat Estland dem zivilen Flugverkehr empfohlen, nicht näher als 200 Meilen (ca. 370 Kilometer) an die russische und die ukrainische Grenze zu fliegen. Litauen hat entlang der russischen Grenze ab dem 18. September sogar den Luftraum unter sechs Kilometern Höhe gesperrt, was der Einsatzhöhe kleiner Luftabwehrsysteme entspricht. Der Transitflugverkehr oberhalb von sechs Kilometern bleibt jedoch erlaubt.
Und in Russland fragt man sich natürlich, wozu die NATO eine immer größere Streitmacht an Russlands Grenzen zusammenzieht und Flugverbotszonen entlang der Grenzen verhängt, wenn nicht, um einen Angriff auf Russland vorzubereiten…
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