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ARD und ZDF: Millionen für gekaufte Klicks

ARD und ZDF: Millionen für gekaufte Klicks
Mit den Gebühren der Beitragszahler: ARD und ZDF kaufen sich für Millionensummen künstliche Reichweite

ARD und ZDF geben zweistellige Millionenbeträge für Eigenwerbung aus. Im Internet kauft man sich Klicks, um Akzeptanz zu sichern, „die wiederum die solidarische Finanzierung durch den Rundfunkbeitrag rechtfertigt“.

von Henry Albrecht und Willi Weißfuß

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk kämpft seit Jahren mit sinkenden Einschaltquoten und abnehmender Relevanz, insbesondere bei jungen Menschen – gleichzeitig stieg das Budget des Rundfunks immer weiter. Mittlerweile investieren die Sender enorme Summen in die Eigenwerbung, um ihre Inhalte zu platzieren und sich Reichweite zu erkaufen. Anonymous News zeigt erstmals das Ausmaß dieser Maßnahmen – die Kosten dafür gehen in die Millionen.

Das Motiv dahinter ist klar: Es soll dem Bedeutungsverlust und der abnehmenden Akzeptanz in der Bevölkerung entgegengewirkt werden. Der SWR erklärte das gegenüber Anonymous News klar – es gehe bei der Werbung darum, „entsprechende Akzeptanz des SWR abzusichern, die wiederum die solidarische Finanzierung durch den Rundfunkbeitrag rechtfertigt“.

Allein zwischen September und Oktober des vergangenen Jahres wurden insgesamt über 2000 Anzeigen von öffentlich-rechtlichen Anstalten im Internet geschaltet, das zeigen Auswertungen, die Anonymous News vorliegen. 1619 Beiträge bewarb die ARD, das ZDF 209 Beiträge. Beim Deutschlandradio wurde 75 Mal für Onlinewerbung bezahlt, bei der Deutschen Welle 27 Mal. Einblick in das Ausmaß dieser Kosten liefern die Ad Libraries großer Werbenetzwerke, also Datenbanken, in denen große Anbieter wie Google oder Meta bestimmte Informationen über geschaltete Werbung offenlegen.

Auf Google warb der ÖRR im Zeitraum 306 Mal – Anzeigen in der Suchmaschine selbst und unter anderem auf YouTube eingeschlossen. Auf TikTok schalteten die ÖRR-Anstalten 230 Mal Werbung. Spitzenreiter ist der Facebook-Mutterkonzern Meta, dort warb man 1522 Mal (dies schließt Werbung auf Facebook und Instagram ein).

11 Millionen Gesamtkosten – allein beim SWR

Die Kosten lassen sich schätzen. Kerneinheit dafür sind sogenannte Cos-per-Mile-Werte (CPM, zu dt. Kosten pro 1000 Impressionen), vergleichbar mit dem Tausenderkontaktpreis. Diese CPM-Werte schwanken bei Internetwerbung je nach Anzeige und Anbieter, liegen generell aber zwischen einem und zehn Euro. Mindestens haben die genannten ÖRR-Anzeigen folglich 400.000 Euro gekostet – wie gesagt allein in den Monaten September und Oktober. Ein realistischerer Durchschnittswert wäre ein CPM-Wert von 3 Euro – damit käme man auf 1.200.000 Euro Kosten. Auf ein Jahr gerechnet wären das knapp 6 Millionen Euro.

Die höchste Einzelsumme dürfte das ZDF für eine arte-Dokumentation über Riesenkrabben auf YouTube gezahlt haben. Für 4.750.000 Impressionen müsste man nach diesem CPM-Wert ungefähr 14.250 Euro zahlen. Die höchste der ARD bezahlte Summe würde demzufolge bei knapp 10.000 Euro liegen, die man für die Spielsendung „Tresor“ auf YouTube ausgab.

Ein Prozent des Jahresbudgets der ARD-Landesrundfunkanstalten können im Jahr grundsätzlich für Eigenwerbung eingesetzt werden. Anonymous News fragte alle Landesrundfunkanstalten ab, wie hoch ihr Gesamt-Werbebudget ist. Das Ergebnis: Mehrere Anstalten schöpfen die 1 Prozent voll aus. Der SWR kommt demzufolge auf circa 11 Millionen Euro für Werbung. Beim Bayerischen Rundfunk ergab sich eine vergleichbare Summe von rund 11,8 Millionen Euro, der Hessische Rundfunk liegt bei Werbeausgaben von 5,7 Millionen Euro. Andere wollen sich nicht konkret festlegen, hier verweist man lediglich auf den Maximalwert und erklärt, man würde in diesem Bereich bleiben. Beim NDR würden das maximale Ausgaben von 11.600.000 Euro bedeuten, beim RBB 5.600.000 Euro und beim MDR 7.500.000 Euro.

Bis zu 72 Millionen Euro Ausgaben bei der ARD

Wie viel Prozent des Jahresbudgets man beim WDR für Werbung nutzt, wollte man gegenüber Anonymous News nicht erklären. Insgesamt dürfte die ARD damit bis zu 72 Millionen Euro für Eigenwerbung ausgeben. Das ZDF wollte gegenüber Anonymous News zu „den finanziellen Rahmen aufgrund der Wettbewerbs- und Marktsituation keine Aussagen“ machen. Man erklärte allerdings, dass der Anspruch eines „ZDF für alle“ das Ziel beinhalte, „diejenigen zu erreichen, die die linearen Programmangebote wenig oder nicht nutzen“. „Um diese Zielgruppe anzusprechen, schaltet das ZDF auch Werbung im Internet und explizit in den Sozialen Netzwerken“, erklärte der Sender.

Der WDR begründete seine Ausgaben mit der wachsenden digitalen Nutzung. Der BR erklärte, dass man die Sendeanstalt „als ‚BR für alle‘ in der gesamten Gesellschaft bekannt“ machen will. Der Hessische Rundfunk erklärte, dass man „auf diese Weise Zielgruppen ansprechen will, die wir z.B. über Trailer in Radio und Fernsehen nicht mehr erreichen.“ Der SWR gab an, die Eigenwerbung sei „unabdingbar, um auch eine entsprechende Akzeptanz des SWR abzusichern, die wiederum die solidarische Finanzierung durch den Rundfunkbeitrag rechtfertigt“.

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