Deutschland

Angriff der Migrantifa

Angriff der Migrantifa
Islamisten und Linksradikale demonstrieren gemeinsam in Berlin.

Bei einer Veranstaltung in Berlin diskutieren Linksextremisten ganz offen, ob man mit Islamisten zusammenarbeiten sollte – in Wirklichkeit ist das jedoch längst der Fall. Unter dem Deckmantel eines antiimperialistischen Befreiungskampfes vereinen sich Linke und Islamisten in ihrem glühenden Antisemitismus.

von Pauline Schwarz

„Leftist and Islamists working together?!“, das ist der Titel einer Veranstaltung der „Revolutionären Linken“, die am Freitag in Berlin stattfinden soll – und eine Zustandsbeschreibung. Denn auch wenn die linksextreme Gruppierung hier angibt, nur über die Möglichkeit einer „Einheitsfront“ zu diskutieren, ist sie längst Realität. Das zeigten nicht nur die Auftritte von linken Gruppierungen bei Pro-Palästinenser-Demos seit dem 7. Oktober, sondern schon RAF-Terroristen wie Ulrike Meinhof. Die Liaison der Linken und Linksextremen mit islamistischen Gruppen reicht zurück bis zu den 68ern – schon damals war man nicht nur in seiner Liebe zu den vermeintlich unterdrückten Palästinensern vereint, sondern auch in seinem glühenden Antisemitismus. 

Die Antwort auf die Frage stand von vornherein fest

Wäre die „Revolutionäre Linke“ etwas ehrlicher zu sich selbst, hätte sie das Fragezeichen in dem Titel ihrer Veranstaltung gleich weggelassen. Doch die militante Organisation möchte offenbar den Anschein wahren, dass man mit dem ägyptischen Journalisten und Sozialisten Hossam El-Hamalawy nur ganz grundsätzlich darüber diskutiere, ob man nicht von der ägyptischen Revolution im Jahre 2011 lernen könnte – und da waren, wie die Gruppe selbst auf Instagram schreibt, „sowohl Linke als auch Muslimbrüder involviert“. 

Ob diese Kooperation ein Fehler war? „Selbstverständlich nicht“, sagte El-Hamalawy in einem Vorab-Interview mit der linksextremen Zeitschrift junge Welt, in der die Veranstaltung am Freitag beworben wird – und damit ist wohl auch klar, wie El-Hamalawy – der in dem Interview nicht verurteilt, dass in Gaza linke Kräfte mit der islamistischen Hamas zusammenarbeiten – die Frage beantworten würde. 

Das ist jedoch keine Wunder: Seinem Facebook-Auftritt zufolge scheint El-Hamalawy Islamisten gegenüber nicht abgeneigt zu sein. Erst am Donnerstag teilte er einen Artikel, in dem gefeiert wird, dass Ägyptens erste Softdrink-Marke „Spiro Spathis“ seit seiner Unterstützung der Israel-Boykott-Kampagne einen Umsatzboom einfährt. Er postete selbst „Fuck Israel“, teilte Beiträge, in denen von der „zionistischen Tötungsmaschine“ die Rede ist, Videos von Islamisten mit Maschinengewehren, die auf einer Israel-Flagge herumtrampeln, palästinensische Propaganda und Nachrichten über die Erfolge der Hamas im Kampf gegen die „Zionisten“. 

Hamas Terroristen als „Widerstandskämpfer“ gegen Kolonialismus

Doch nicht nur mit dieser Kooperation beweist die „revolutionäre Linke“, wer ihre Verbündeten sind. In einem großen Bündnis aus linksextremen und islamistischen Gruppierungen unterstützte und bewarb die Gruppierung eine pro-palästinensische Großdemonstration, die am 4. November in Berlin stattfand. Mit dabei unter anderem der radikale Verein „Palästina spricht“ – der sich mit Samidoun solidarisiert und die BDS-Bewegung unterstützt – und die feministische Gruppe „International Women* Space“.

Beide feierten die Hamas-Terroristen bei Instagram als „Widerstandskämpfer“ – sie posteten ein Bild mit dem Titel „Eine Lektion in der Befreiung von Gaza“. Im Hintergrund sieht man die von Hamas-Terroristen gesteuerten Paraglider, kurz bevor sie in der Negev-Wüste landen und bei dem Musikfestival „Supernova“ über 260 Menschen auf grausamste Art und Weise ermordeten – kurz bevor in Israel über tausend unschuldige Menschen gefoltert, vergewaltigt, ermordet und verschleppt wurden. 

Sie schrieben, dass die „Unterdrückung“ und der „Kolonialismus“ Israels Schuld an den Geschehnissen sei – beschwerten sich darüber, dass sie sich ständig rechtfertigen müssten, wenn sie für ihre „Würde“ und „Freiheit“ kämpfen und betonten, dass „Menschen unter militärischer Besatzung“ das „Recht auf Widerstand“ hätten. Mehr noch: Man müsse sich für die „Entwicklungen“ nicht rechtfertigen. 

Ein weiterer Unterstützer der Veranstaltung und offener Kooperationspartner linker Gruppen ist der Verein Demokratisches Komitee Palästina“. Genau wie der Verein „Samidoun“ – mit dem sich wegen des Tätigkeitsverbots inzwischen unter anderem auch die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) solidarisiert hat – gilt auch das Demokratische Komitee Palästina“ als der „Volksfront für die Befreiung Palästinas“ (PFLP) nahe, die laut Bundesregierung zum „Spektrum der terroristischen palästinensischen Organisationen“ zähltAuch in anderen Ländern, unter anderem in den USA und Israel, gilt die PFLP als Terrororganisation.

Aus Antifa wird Migrantifa – „Yallah Klassenkampf“

Doch schon bevor die Palästinenser durch den Überfall der Hamas auf Israel zum absoluten Top-Thema der Linken und ihrer islamistischen Freunde wurden, bildeten sich Allianzen zwischen den beiden extremistischen Strömungen – 2020 fusionierten sie in der Gruppe „Migrantifa“, die bei der „Revolutionären 1. Mai“-Demo im Jahr 2021 ihren ersten großen Auftritt in Berlin hatte. Mit der „Migrantifa“ als Frontblock des linksextremen Aufmarsches wurde die Demo wieder gewalttätiger: Es gab brennende Straßenbarrikaden, zahllose beschädigte Autos und 93 verletzte Polizisten – viel mehr als in den Jahren zuvor. 

Doch nicht nur das: Plötzlich dominierten Samidoun-Flaggen, Plakate mit Aufschriften wie „Intifada until Apartheid fails“ und Banner, die die Freilassung von Georges Abdallah forderten – einem PFLP-Mitglied, das als Anführer der „Libanesischen Revolutionären Bewaffneten Fraktion“ (FARL) im Jahr 1987 wegen Beihilfe zum Mord an einem israelischen Diplomaten zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.

2023 versuchte man dann ganz gezielt junge Migranten, die in der Silvesternacht 2022/2023 die Stadt verwüstet hatten, für die linksextremen Krawalle zu rekrutieren. Die Antifa warb mit den Slogans „Silvester 2.0“ und „Yallah Klassenkampf“, nachdem linksextreme Accounts in den sozialen Medien den Aktionen der Jugendlichen bereits ganz begeistert ihren Respekt für die Taktik ausgesprochen hatten, Feuerwehr- und Polizeikräfte in Hinterhalte zu locken. 

Die linke Wende kam mit dem Sechs-Tage-Krieg

Das ist das Gesicht des modernen Linksextremismus: jung, migrantisch, gewaltbereit und zutiefst antisemitisch. Die Wurzeln dieser auf den ersten Blick so absurden Liaison à la „Queers for Palestine“ liegen jedoch viel tiefer – die Wende von den mehrheitlich pro-israelischen linken Studenten, die von der sozialistischen Idee des Kibbuz begeistert waren, hin zum Antisemitismus, begann mit dem Sechs-Tage-Krieg im Jahr 1967. Israel wurde mit seinem militärischen Sieg gegen das Bündnis von Ägypten, Jordanien und Syrien für viele Linke vom Opfer zum Täter. 

Die Juden zeigten damals der ganzen Welt, dass sie nach dem Zweiten Weltkrieg, dem Holocaust und der ständigen Bedrohung durch die arabischen Nachbarländer nicht mehr das von seiner Auslöschung bedrohte Volk sein wollten – und dass sie sich verteidigen können. Israelische Truppen eroberten im Zuge des Krieges – der durch die Bedrohung des ägyptischen Machthabers ausgelöst wurde – den Sinai, den Gazastreifen, das Westjordanland, die Golanhöhen und Ostjerusalem. Und genau damit wurden sie in den Augen der deutschen Linken zu einer Besatzungsmacht – einer, die vom linken Todfeind, den vermeintlich imperialistischen und kapitalistischen USA, unterstützt wurde. 

Die RAF ließ sich von der Fatah an Waffen und Sprengstoff ausbilden

Israel wurde damals zum Aggressor erklärt, der den Palästinensern ihre Heimat genommen hatte. Es dauerte nicht lange, bis man zum Kampf gegen einen imperialistischen Nahen Osten und für eine Revolution in „Palästina“ aufrief – und bis sich die erste militante linksextreme Terrorgruppe bildete. Dieter Kunzelmann, Mitbegründer der linksextremen Terrorgruppe „Tupamaros West-Berlin“, reiste 1969 nach Jordanien, um mit der palästinensischen Terrororganisation Al-Fatah von Yassir Arafat Kontakt aufzunehmen. So lernten Kunzelmann und seine Genossen den Umgang mit Schusswaffen und den Bau von Bomben – die er gegen jüdische Einrichtungen einsetzen wollte, im Namen eines Kampfes gegen das angeblich faschistische Israel. 

Nur ein Jahr später fand auch die Rote-Armee-Fraktion (RAF) ihren Weg in die Fatah-Ausbildungscamps in Jordanien – Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof, Horst Mahler, Peter Homann, Brigitte Asdonk und weitere Mitglieder der RAF ließen sich dort an Waffen und Sprengstoff ausbilden. Ulrike Meinhof setzte den angeblichen Befreiungskampf der Palästinenser mit dem Kampf gegen den Imperialismus gleich – laut dem Professor für Politikwissenschaft und wissenschaftlichem Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat, Klaus Schroeder, betrachtete sie Antisemitismus per se als antikapitalistisch. 

Meinhof verteidigte selbst das blutige Olympia-Attentat auf die israelische Nationalmannschaft 1972 in München, bei dem palästinensische Terroristen neun Geiseln und einen Polizisten töteten, als „Strategie des antiimperialistischen Kampfes“. Und diesen Kampf führt die Linke in guter alter Tradition bis heute – mit den gleichen Partnern wie früher. Vereint im Antisemitismus arbeiten Linke und Islamisten unter dem Deckmantel eines Befreiungskampfes offen zusammen. 

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