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Bayern will mehr Migranten im Polizeidienst – auch ohne deutschen Pass

Bayern will mehr Migranten im Polizeidienst – auch ohne deutschen Pass
Bunte Truppe: Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bei der Vorstellung seines Konzepts für mehr ausländische Polizisten und Beamte mit Migrationshintergrund bei der Bayerischen Polizei

Bayern verstärkt seine Bemühungen um Polizisten mit Migrationshintergrund. Mit oder ohne deutschen Pass, das ist für den Bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hierbei nicht von Relevanz.

Seit September 1993 können ausländische Staatsangehörige ihren Dienst bei der Bayerischen Polizei als Vollzugsbeamte antreten, sofern ein dringendes dienstliches Bedürfnis vorliegt. Innerhalb der letzten 13 Jahre wurden 159 ausländische Polizisten bei der Bayerischen Polizei eingestellt.

Die größte Gruppe im weiß-blauen Freistaat stellen Beamte mit türkischem Pass, gefolgt von Italienern und Kroaten. Dazu kommen zahlreiche Polizisten mit Migrationshintergrund, aber deutscher Staatsangehörigkeit.

Bemühungen, Menschen mit Migrationshintergrund für den Polizeidienst zu gewinnen, müssen verstärkt werden

Voraussetzung sei, dass die ausländischen Bewerber die gültigen Einstellungsvoraussetzungen erfüllen und sich im üblichen Einstellungsverfahren qualifizieren. Auf der Internetseite der Bayerischen Polizei wird explizit darauf hingewiesen, dass eine Einstellung im Polizeidienst auch ohne deutschen Pass möglich ist. Laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann seien »Kolleginnen und Kollegen mit ausländischer Herkunft eine wichtige Bereicherung für den Polizeidienst«. Auch würden Staatsdiener mit ausländischer Herkunft das beste Beispiel für gelungene Integration liefern.

So motiviert, verstärkt Herrmann aktuell nochmals das Werben um Migranten, um diese für den polizeilichen Dienst zu gewinnen. Der CSU-Politiker verspricht sich davon eine »höhere Aufklärungsquote und mehr Deeskalation«.

Denn, so die Begründung, Menschen mit ausländischen Wurzeln hätten einen »direkten Draht« zu Menschen mit Migrationshintergrund, da sie deren Sprache beherrschen und deren Mentalität besser verstehen würden.

So zumindest begründete Herrmann am Montag in Nürnberg die Anwerbeversuche seines Ministeriums und betonte, dass Polizisten mit ausländischer Herkunft eine Bereicherung für den Polizeidienst darstellen würden.

Insbesondere hätten die Erfahrungen aus der NSU-Affäre gezeigt, dass die deutschen Ermittler wenig »feinfühlig« mit den meist ausländischstämmigen Familien der mutmaßlichen Opfer umgegangen seien und über unzureichende interkulturelle Kompetenz verfügt hätten.

Der NSU-Untersuchungsausschuss im Bundestag forderte im Jahr 2013 in seinem Bericht Konsequenzen aus der Affäre. Eine davon: Die Bemühungen, junge Menschen mit Migrationshintergrund für den Polizeidienst zu gewinnen, müssen verstärkt werden.

Die NSU-Affäre sei ein Ergebnis, das zeige, dass es nicht schlecht wäre, wenn mehr ausländische Kollegen zur Verfügung stehen würden. Die aktuelle Werbeaktion habe aber nichts damit zu tun, so Herrmann.

Plan scheint nicht aufzugehen

Zwar berichtete bei der Pressekonferenz am vergangenen Mittwoch ein iranischstämmiger Polizist mit deutscher Staatsbürgerschaft, dass es häufig deeskalierend wirke, wenn das Gegenüber merke, dass der Beamte die gleiche Sprache spreche. Er persönlich werde zudem nur selten bei etwaigen Festnahmen von Landsleuten als » Verräter« beschimpft, so seine Darstellung.

Der Plan der Polizei, sich um Beamte mit sogenanntem Migrationshintergrund zu bemühen, um im türkischen oder arabischen Milieu besser akzeptiert zu werden, scheint jedoch seit geraumer Zeit nicht aufzugehen.

Denn diese Polizisten würden, ganz im Gegensatz zum Erfahrungswert des iranischstämmigen Beamten, bei Einsätzen in Vierteln mit hohem Ausländeranteil von den dortigen Bewohnern sehr wohl als Verräter angesehen. So zumindest berichtete es die griechischstämmige Polizistin Tania Kambouri, die mit ihrem Buch Deutschland im Blaulicht. Notruf einer Polizistin für helle Aufregung sorgte.

Die Beamtin erteilte der »Sozialromantik« in der Politik eine klare Absage und erklärte nach ihren persönlichen Erfahrungen im Polizeidienst »Multikulti« für gescheitert. Sie und ihre Kollegen würden »täglich mit straffälligen Migranten«, darunter größtenteils Muslimen (Türken, Araber, Libanesen usw.) konfrontiert, welche nicht den geringsten Respekt vor der Polizei und dem deutschen Staat haben. Und dort helfe es auch nicht, wenn man als männlicher Beamter einen Migrationshintergrund vorzuweisen habe.

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