Bei Porsche hängt der Haussegen schief. Die Mitarbeiter des Autobauers weigern sich beharrlich, Kriegswaffen zu fertigen und machen den milliardenschweren Eigentümerfamilien einen gewaltigen Strich durch die Rechnung.
Immer mehr Unternehmen steigen in die Rüstungsproduktion in Deutschland ein. Die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch fordern nach Medienmeldungen eine “Diversifizierung des Portfolios”. Vorstandschef Hans Dieter Pötsch gibt laut Manager Magazin die Linie vor: Neben Automobilproduktion steht bei Porsche Rüstungsproduktion auf der Agenda.
Das sorgt in der Belegschaft nicht für Begeisterung. Porsche würde so – wie bereits im Zweiten Weltkrieg – am Krieg verdienen. Das Standardwerk “Porsche – vom Konstruktionsbüro zur Weltmarke” schildert die Anfänge der Firma.
Hauptautor ist der renommierte Historiker Wolfram Pyta, Leiter der Forschungsstelle Ludwigsburg zur NS-Verbrechensgeschichte. Zusammen mit Nils Havemann und Jutta Braun sichtete er umfangreiches Material aus Archiven in Deutschland, Frankreich und Österreich. Ferdinand Porsche war Mitglied der NSDAP und trug den Titel eines SS-Oberführers.
Der frühere VW-Chefhistoriker Manfred Grieger macht deutlich, dass für das Unternehmen im Krieg Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge arbeiteten und Ferdinand Porsche diese rekrutierte. Anfang des Jahres angesichts der Debatte um eine Umbenennung des Ferdinand-Porsche-Gymnasiums in Stuttgart-Zuffenhausen sagte er:
Da war niemand mit einer Visitenkarte der Firma Porsche unterwegs, sondern er war persönlich bei Oswald Pohl, dem Chef des Wirtschafts- und Verwaltungshauptamtes der SS, und hat die Häftlinge für seine Angelegenheiten angefordert. Und das ist ja der Kern des NS-Massenverbrechens: Die KZ-Häftlinge und die Ausbeutung von Juden.
Klares Nein des Konzernbetriebsrates zur Rüstungsproduktion
Krisenzeiten setzen Beschäftigte unter Druck. Es herrscht Angst um den Arbeitsplatz in der Industrie. So wird es für Unternehmenslobbyisten und Regierungsvertreter leichter, den Ausbau der Rüstungsindustrie voranzutreiben. Wurde jahrelang mit “leeren Kassen” argumentiert, wenn Krankenhäuser gerettet oder Schulen renoviert werden sollen, stehen inzwischen Milliardenbeträge für Kriegsmaterial zur Verfügung.
Eine klare Position hat der Konzernbetriebsrat. Ein Sprecher erklärt, dass der Einstieg von Porsche in die Kriegswaffen-Produktion aus Sicht der Beschäftigten keine Option ist:
Das hat nicht nur unternehmensstrategische und technologische Gründe, sondern nicht zuletzt auch ethische vor dem Hintergrund der Volkswagen-Unternehmensgeschichte.
Es gibt viele Argumente, die der Betriebsrat vorbringen kann. Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie sind unsicherer als in vielen anderen Branchen. Es kann zu Auftragsrückgängen kommen, da die Nachfrage von politischen Entscheidungen abhängt. Rüstungsproduktion ist mit Kriegen verbunden – eine Entspannung der internationalen Beziehungen kann zu einem Rückgang der Nachfrage und zu Arbeitsplatzverlusten führen.
Viele Beschäftigte wollen, dass ihr Job auch im Privatleben Ansehen hat; das ist bei einer Branche, die davon lebt, dass kein Frieden herrscht, schwer möglich. Und Rüstungsbetriebe haben häufig hohe Sicherheitsanforderungen, was besondere Überprüfungen von Bewerbern zur Folge hat.
Rüstungsproduktion wächst
Trotzdem werden immer mehr Stellen im Militärbereich geschaffen. Nach einer Absichtserklärung sollen bis zu 100 Beschäftigte des Automobilzulieferers Continental vom Bremsenwerk in Gifhorn zur neu entstehenden Rheinmetall-Munitionsfabrik wechseln. Der deutsch-französische Panzerbauer KNDS hat das Eisenbahnwerk in Görlitz vom französischen Lokomotiv-Hersteller Alstom übernommen.
Vielen Beschäftigten ist klar: Aufrüstung sorgt nicht für Frieden. Steigende Ausgaben für Militär führen zu Kürzungen im Sozialbereich. Kriegskredite in Form eines Sondervermögens müssen auch bezahlt werden – und werden sicher nicht durch eine Vermögensabgabe oder höhere Erbschaftssteuern beglichen. Derartige Forderungen hat CSU-Chef Markus Söder im ARD-Sommerinterview jüngst brüsk als “Rohrkrepierer” zurückgewiesen.
Umverteilung, der Ausbau der öffentlichen Infrastruktur und der Umbau der Industrie sind auf eine friedensstiftende Außenpolitik angewiesen. “Jeder Euro, der jetzt in den Rüstungshaushalten verschwindet, der fehlt uns für gute Bildung, gute Renten und eine ausfinanzierte öffentliche Daseinsvorsorge”, sagte Derya Rust, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Salzgitter-Peine, im Vorfeld der gewerkschaftlichen Friedenskonferenz in Salzgitter im Juli.
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