Deutschland

Der Tod des Mittelstands

Der Tod des Mittelstands
Gegründet 1679: Traditionsbrauerei Eichbaum meldet Insolvenz an

Der deutsche Mittelstand bricht weg. Nicht wegen einer ominösen Weltlage, sondern wegen politischer Sabotage am Standort. Teure Energie, absurde Bürokratie, grün-woke Ideologie statt Rationalität. Die Regierung ruiniert das Rückgrat der Wirtschaft und nennt es Transformation.

von Hannes Märtin

Die Wirtschaftskrise in Deutschland flacht nicht ab. Während große Industriekonzerne wie Volkswagen, Bosch und Thyssenkrupp zunehmend unter Druck geraten, wird häufig übersehen, wie massiv auch der Mittelstand in Mitleidenschaft gezogen wird. Besonders die hohen Energiekosten, verursacht durch die ideologisch motivierte „grüne Transformation“, zermürben Betrieb für Betrieb und treiben immer mehr Unternehmen in den wirtschaftlichen Ruin.

Zusammenbruch im Mittelstand wird chronisch

Firmeninsolvenzen und Stellenstreichungen befinden sich derzeit auf einem
Rekordniveau. Nach Angaben der Wirtschaftsauskunftei Creditreform meldeten im ersten Halbjahr 2025 rund 11.900 Unternehmen Insolvenz an – ein Anstieg von 9,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Besonders stark betroffen sind kleine und mittelständische Betriebe (KMU) mit 11 bis 50 Mitarbeitern: In dieser Gruppe kletterte die Zahl der Pleiten um 17 Prozent – fast doppelt so stark wie im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt. Auch der Arbeitsmarkt bleibt nicht verschont: Mit etwa 141.000 verlorenen oder gefährdeten Arbeitsplätzen erreichte die Zahl der betroffenen Stellen in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres einen neuen Höchstwert.

Auch mit Blick auf das Gesamtjahr, dürfte dieser Negativtrend weiter anhalten. Laut einer Umfrage des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW) erwarten rund 80 Prozent der Mittelständler eine weitere Beschleunigung des wirtschaftlichen Abschwungs.

Die Krise im Mittelstand hat sich längst zu einem chronischen Dauerzustand entwickelt. Seit Jahren steigen die Insolvenzzahlen. Bereits 2024 verzeichnete der deutsche Mittelstand mit rund 21.800 Unternehmenspleiten – entsprechend einem Zuwachs von 22,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr – den höchsten Wert seit 2015. Aktuell deutet alles darauf hin, dass dieser Rekord in diesem Jahr erneut übertroffen wird.

Vom Wirtschaftsmotor zum alten Eisen: Schicksal des Mittelstands

Die Zahlen sind alarmierend, denn der Mittelstand bildet das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Seine Bedeutung für Beschäftigung, Ausbildung, Innovation und Wertschöpfung ist immens. Über 99 Prozent aller Unternehmen in Deutschland gehören diesem Segment an. Sie stellen rund 54 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze, bieten mehr als 70 Prozent der Ausbildungsplätze und erwirtschaften über die Hälfte der gesamten Nettowertschöpfung. Rund ein Drittel des nationalen Gesamtumsatzes geht auf ihr Konto.

Besonders alarmierend ist, dass die Insolvenzwelle, die aktuell den Mittelstand überrollt, längst kein branchenspezifisches Phänomen mehr ist. Die Krise trifft durch die Bank weg alle Wirtschaftssektoren.

Oktober geprägt von klein- und mittelständischen Firmenpleiten

Besonders stark betroffen war im Oktober jedoch, wie auch schon in den vorherigen Monaten die Zuliefererbranche. So meldete am 12. Oktober der Autozulieferer Winning BLW aus Remscheid – mit weiteren Standorten in Bayern – Insolvenz an. Rund 500 Arbeitsplätze stehen hier auf dem Spiel.

Ein weiterer Fall betrifft den fränkischen Zulieferer SK Hydroautomation aus Oberthulba im Landkreis Bad Kissingen. Das Unternehmen war bereits im März in die Insolvenz gegangen, teilte jedoch am 28. Oktober mit, dass der Betrieb endgültig eingestellt wird. Das Sanierungsverfahren verlief erfolglos, Investoren wurden nicht gefunden. Nach 42 Jahren Firmengeschichte musste sich das Traditionsunternehmen schließlich von allen 41 Mitarbeitern trennen.

Ebenfalls in der letzten Oktoberwoche in die Insolvenz gerutscht: Der Batteriehersteller BMZ Germany GmbH, Teil der BMZ Group. Das Unternehmen war spezialisiert auf die Produktion von Lithium-Ionen-Batterien und belieferte namhafte Kunden, darunter auch Daimler Buses. Weltweit beschäftigt der Konzern mehr als 2.300 Mitarbeiter, etwa die Hälfte davon in Deutschland. Nach der Insolvenz in Eigenverwaltung soll nun ein Sanierungsverfahren eingeleitet werden.

Am 29. Oktober folgte schließlich die Privatbrauerei Eichbaum. Auch hier wird aktuell eine Restrukturierung angestrebt. Das Traditionshaus, dessen Geschichte bis ins Jahr 1679 zurückreicht, beschäftigt rund 300 Mitarbeiter. Erst Mitte Oktober hatte die Brauerei den Verkauf ihrer bekannten und umsatzstarken Marke „Karamalz“ an den Konkurrenten Veltins bekannt gegeben. Doch laut Medienberichten kam der Verkaufserlös wohl zu spät, um die Pleite noch abzuwenden.

Selbst die Hotellerie-Branche blieb im Oktober nicht verschont: Anfang des Monats hatte die Rebgarten Betriebs- und Immobilien GmbH Insolvenz für ihr Hotel in Ravensburg angemeldet. Der Betrieb mit 30 Zimmern und 62 Betten wurde zunächst fortgeführt, doch laut Schwäbischer Zeitung steht nun fest – am 1. November wird das Hotel endgültig schließen.

Geteiltes Leid durch unvorteilhafte Standortfaktoren

Ob Automobilbranche, Batterieherstellung, Brauereiwesen oder Hotelgewerbe – quer durch alle Sektoren wird deutlich: Kein Unternehmen ist vor dem Insolvenz-Tsunami sicher. Während die Zulieferer Winning und SK unter dem Umbruch der Automobilindustrie hin zur Elektromobilität leiden, kämpfen die Brauerei Eichbaum und das Hotel Rebgarten vor allem mit der schwachen Konjunktur und der schwachen Konsumstimmung. Der Batteriehersteller BMZ wiederum sah sich einer akuten Liquiditätskrise ausgesetzt. Doch bei aller Unterschiedlichkeit eint die betroffenen Firmen etwas: Sie alle sind Opfer derselben strukturellen Schwächen des deutschen Wirtschaftsstandorts und leiden unter den unvorteilhaften Standortfaktoren.

Hohe Energie- und Arbeitskosten, überbordende Bürokratie, lähmende Regulierung und eine erdrückende Steuerlast – diese Faktoren bilden den gemeinsamen Nenner vieler Unternehmenspleiten. Besonders problematisch sind die hohen Energiekosten. Deutsche Industrieunternehmen zahlen im Schnitt rund 23,3 Cent pro Kilowattstunde – etwa 25 Prozent mehr als der EU-Durchschnitt von 18,7 Cent. Damit zählt Deutschland zu den teuersten Industriestandorten Europas, direkt hinter Irland (25,6 ct/kWh) und Zypern (24,5 ct/kWh). Länder wie Dänemark, Schweden oder Norwegen hingegen bieten Strompreise von teils unter 10 Cent pro Kilowattstunde.

Belastend ist dies vor allem aus einem entscheidenden Grund: Günstige Energie ist der zentrale Faktor für das Funktionieren eines Unternehmens. Steigen die Energiepreise, erhöhen sich zwangsläufig die Betriebskosten – was zu Gewinneinbußen führt oder die Unternehmen dazu zwingt, die gestiegenen Kosten auf ihre Endprodukte umzulegen. Letzteres hat häufig zur Folge, dass die Nachfrage einbricht, weil Verbraucher vermehrt zu günstigeren Konkurrenzprodukten greifen. So sinken die Umsätze und kommt es letztlich ebenfalls zu Gewinneinbußen.

Verantwortlich für diese Schieflage ist in erster Linie die ideologisch getriebene
Klimaagenda, die von Berlin und Brüssel vorgegeben bzw. aufgezwungen wird. Der
Umstieg auf erneuerbare Energien in der Stromproduktion, der damit einhergeht,
verursacht enorme Zusatzkosten. Zum einen durch die Wetterabhängigkeit erneuerbarer Energien – Wind- und Solaranlagen produzieren nur bei günstigen Bedingungen ausreichend Strom. Während Flauten oder sonnenarmen Tagen kommt es zu Engpässen und Preisspitzen.

Zum anderen treiben die stetig steigenden Netzgebühren – auch als Netzentgelte bezeichnet – die Strompreise in die Höhe. Der Hintergrund: Um die unregelmäßige Stromerzeugung aus Wind- und Solarenergie überhaupt in das Versorgungsnetz integrieren zu können, sind milliardenschwere Investitionen in den Netzausbau erforderlich. Eine Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) beziffert die hierfür bis 2045 nötigen Investitionen – dem Jahr, in dem Deutschland klimaneutral sein will – auf rund 651 Milliarden Euro. Die Netzbetreiber, die für den Ausbau zuständig sind, wälzen diese Kosten über die Netzentgelte auf Verbraucher ab. Aufgrund der gigantischen Kosten, vor denen diese stehen, werden die Netzentgelte folglich immer weiter angehoben. Mittlerweile machen diese Gebühren rund 28 Prozent des Strompreises aus.

Die Politik ruiniert das Rückgrat der Nation

Hätte die Bundesregierung, statt überhastet den grünen Kurs einzuschlagen, auf effiziente Energiequellen wie die Kernkraft gesetzt, hätte sich ein Großteil dieser Kostenbelastung vermeiden lassen. Die Energieversorgung wäre verlässlich, unabhängig vom Wetter und der teure Netzausbau in dieser Form gar nicht nötig gewesen. Doch die ideologische Verblendung der politischen Entscheidungsträger in Berlin hat jede Vernunft und Rationalität verdrängt: Die Kernkraft wurde zum Feindbild erklärt – und Deutschland in eine ineffiziente, teure und unsichere Energiezukunft geführt.

Das Insolvenzgeschehen im deutschen Mittelstand ist längst kein konjunkturelles Auf und Ab mehr, sondern das Fiebersymptom eines Landes, das seine wirtschaftliche Vernunft verloren hat. Berlin hat aus dem einst stärksten Mittelstand Europas ein Opfer seiner eigenen Ideologie gemacht – gefesselt durch Bürokratie, erdrückt von Steuern und in erster Linie, stranguliert durch Energiepreise, die im internationalen Vergleich grotesk hoch sind. Während Länder wie Frankreich auf günstige, stabile Kernkraft setzen, zwingt die Bundesregierung deutsche Betriebe in eine planwirtschaftliche Energiewelt, in der Sonne und Wind über Wohlstand oder Pleite entscheiden. Der Mittelstand – lange das Rückgrat der Republik – geht an der grünen Transformationspolitik zugrunde.

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