Deutschland

„Rechtsextremer Brandanschlag“ entpuppt sich als Versicherungsbetrug

„Rechtsextremer Brandanschlag“ entpuppt sich als Versicherungsbetrug
Brandanschlag in Wächtersbach: Migranten täuschten ein rassistisches Tatmotiv vor

Weihnachten 2023: In Hessen steht ein Wohnhaus lichterloh in Flammen. Für Politik und Medien steht das Motiv schnell fest: Rassismus. Jetzt ist klar: Der Eigentümer selbst, ein Pakistani wohlgemerkt, war der Feuerteufel – und ging dabei äußerst perfide vor!

von Kai Rebmann

Am späten Heiligabend 2023 brannte ein Wohnhaus im hessischen Wächtersbach (Main-Kinzig-Kreis) nahezu vollständig aus. Der Fall sorgte bundesweit für Aufsehen und wurde von den üblichen Verdächtigen sofort für deren „Kampf gegen rechts“ instrumentalisiert.

Janine Wissler, Bundesvorsitzende der Linken, appellierte an die Bevölkerung, „den Nährboden zu bekämpfen, der rechte Gewalt begünstigt“. Auch die Grünen im hessischen Landtag waren sofort zur Stelle. Fraktionsvize Martina Feldmayer verurteilte „solche Taten“ als Angriff auf die gesamte Gesellschaft. Der Anschlag von Wächtersbach schien nicht wenigen wie gerufen gekommen zu sein, um Stimmung gegen rechts zu machen.

Betrug im mittleren sechsstelligen Bereich

Warum auch nicht, schließlich glich die „Beweislage“ einem Elfmeter ohne Torwart: Beim Eigentümer handelte es sich um einen Pakistani, der das Haus zusammen mit seiner Familie auch selbst bewohnte. Darüber hinaus wurden an mindestens sieben Stellen Parolen wie „Ausländer raus!“ an den Wänden der abgebrannten Immobilie entdeckt. Klarer Fall also?

Ganz im Gegenteil! Nach mehrmonatigen Ermittlungen sind Polizei und Staatsanwaltschaft sicher: Der Brand wurde vom Eigentümer selbst gelegt, um Versicherungsleistungen im mittleren sechsstelligen Bereich zu ergaunern. Wie aus einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft Hanau vom Dienstag weiter hervorgeht, wurden neben dem 47-jährigen Pakistani vier weitere Personen aus dem Umfeld des vermeintlichen „Opfers“ festgenommen. Dabei soll es sich um die Ehefrau, den Sohn, den Schwager und einen weiteren Landsmann des mutmaßlichen Haupttäters handeln.

Besonders perfide: Um die Ermittler auf eine falsche Spur zu locken und in der Öffentlichkeit ein bestimmtes Bild zu erzeugen, wurde der Tatort von dem Pakistani mit scheinbar ausländerfeindlichen Parolen präpariert. Die Strategie schien zunächst auch aufzugehen. In den Tagen und Wochen danach ist es in ganz Hessen zu Mahnwachen und Solidaritätsbekundungen mit den vermeintlichen Opfern eines angeblich rechtsextremistischen Anschlags gekommen.

Intern wollen die Ermittler den jetzt festgenommenen Pakistani jedoch schon kurz nach der Tat im engsten Kreis der Verdächtigen gehabt haben. So geht es jedenfalls aus der Mitteilung der Staatsanwaltschaft hervor – und das wirft Fragen auf:

Weshalb wurde die Öffentlichkeit so lange im Unklaren gelassen? Warum erfolgte die Festnahme erst jetzt, knapp drei Monate nach der Tat, wo eigenem Bekunden zufolge ausdrücklich von Flucht- und Verdunkelungsgefahr ausgegangen wird? Wie wahrscheinlich ist es, dass man entsprechende Informationen ebenso lange zurückgehalten hätte, wenn die Vorzeichen der Tat umgekehrt gewesen wären, man also tatsächlich von einem rechtsextremistischen Anschlag ausgegangen wäre?

Bürgermeister Andreas Weiher und Landrat Thorsten Stolz (beide SPD) konnten in einer gemeinsamen Erklärung nur einen kleinen Teil dieser Fragen beantworten: Die Ermittlungen im Anschluss an einen Wohnungsbrand bräuchten Zeit, um Fakten, Beweise und mögliche Motive gerichtsfest zu sichern. Dieses Beispiel zeige, „wie wichtig ein sorgfältiges und verantwortungsvolles Vorgehen“ in solchen Fällen sei.

Bemerkenswert: Die beiden Lokalpolitiker gehörten bereits im Dezember 2023 zu den ganz wenigen Stimmen, die vor voreiligen Schlüssen gewarnt hatten. Eine politische und gesellschaftliche Einordnung der Tat sei erst möglich, wenn die Umstände komplett ermittelt und die Ursachen für den Brand und die ausländerfeindlichen Schmierereien zuverlässig ausgeklärt seien, teilten Bürgermeister und Landrat damals mit.

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