Die selbst ernannten Faktenchecker von Correctiv terrorisieren mit Stasi-Methoden das gesamte Land. Wer eine abweichende Meinung hat, ist abwechselnd entweder Nazi, Antisemit oder Verschwörungstheoretiker. Doch woher stammen die Millionen des vermeintlichen Recherche-Portals? Wir haben die dubiosen Strukturen und Geldströme von Correctiv durchleuchtet und Erstaunliches entdeckt.
Wir befinden uns im Jahre 2025 n. Chr. Ganz Deutschland ist von rechten Netzwerken besetzt, die den Bürger durch Fake News benebeln und durch Desinformation verwirren wollen. Ganz Deutschland …? Nein! Ein unbeugsames Dorf von Faktencheckern leistet dem Eindringling weiterhin entschlossenen Widerstand. Was tut dieses aufrechte Kollektiv namens Correctiv, das sich in einem der schönsten Winkel des Ruhrgebiets (Essen-Südviertel) niedergelassen hat? Es folgt einer hehren Mission: Correctiv deckt Missstände auf, bekämpft Desinformation und stärkt die Demokratie. (Correctiv über Correctiv). Und zwar schon seit 2014.

Zehn paradiesische Jahre lang werkelten die Correctiv-Journalisten daraufhin emsig, beflissen und voller Elan an der Aufklärung der Bürger und der Stärkung der Demokratie. Dann aber tauchten Probleme auf. Auf einmal gibt es Kritik an den Faktencheckern. Correctiv wird vorgeworfen, bei wichtigen Recherchen – etwa zum Potsdamer Treffen (ein Treffen konservativer Kreise 2023, bei dem über Strategien zur Rückführung von Migranten diskutiert wurde) – Fakten und deren Interpretation nicht klar zu trennen und damit eine Dramatisierung zu betreiben. Dies wurde von seriösen Zeitungen wie der FAZ, Medienexperten, aber auch Gerichten inzwischen wiederholt beanstandet.
Warum herrscht plötzlich Ärger im Paradies?
Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens die Recherchemethoden der unbestechlichen Faktenchecker; und zweitens ihre wirtschaftliche Situation. Der erste Punkt wurde bereits angerissen: Die Correctiv-Journalisten trennen nicht immer sauber zwischen Fakten und Meinungen. Sie sind also in eine altbekannte Falle getappt, die Hegel bereits 1807 in der Einleitung zur Phänomenologie des Geistes so benannt hat: „Denn ist das Erkennen das Werkzeug, sich des absoluten Wesens zu bemächtigen, so fällt sogleich auf, daß die Anwendung eines Werkzeugs auf eine Sache sie vielmehr nicht läßt, wie sie für sich ist, sondern eine Formierung und Veränderung mit ihr vornimmt.“
Sollten die Correctiv-Leute Hegel nicht von A bis Z gelesen haben, dann wären sie auch bei Jürgen Habermas fündig geworden, der 161 Jahre nach Hegel das Problem in seinem neomarxistischen Klassiker Erkenntnis und Interesse nochmals aufgerollt hat. Habermas schreibt sinngemäß: Interessen leiten die Konstitution der Gegenstände, an denen sich die Erkenntnis orientiert. Ist das immer noch zu kompliziert für die unbeugsamen Bewohner des Essener Recherchedorfes, dann lässt sich das Problem auch so beschreiben: Das Interesse, das einer daran hat, einen Sachverhalt durch eine Untersuchung (oder einen Faktencheck) zu erkennen, verleitet ihn dazu, den Gegenstand zu verändern.
So etwas wie eine objektive Erkenntnis, sagt Habermas, gibt es nicht. Das Einzige, was ein Wissenschaftler (oder Faktenchecker) tun kann, ist es, sich der subjektiven Voraussetzungen seiner Erkenntnis bewusst zu werden, um durch kritische Selbstreflektion Objektivität wenigstens anzustreben. Aber auch das funktioniert nur dann, wenn die Recherche, wie Tacitus im Vorwort zu den Annales schreibt, sine ira et studio (ohne Zorn und Eifer) durchgeführt wird. Und genau daran hapert es bei Correctiv mitunter: Das Erkenntnisinteresse hinter vielen Correctiv-Untersuchungen scheint nicht selten von Zorn und Eifer geprägt. Sowas tut der Sache nicht gut.

Aber das ist nicht mein Erkenntnisinteresse hier und heute. Mich interessiert etwas anderes – etwas, das sich mit der Devise „Follow the money“ zusammenfassen ließe. Der Grund dafür ist klar: Auch der unbeugsamste Widerstand gegen Desinformation, schwindende Demokratie und grassierende Fake News kostet Geld. Recherchen müssen finanziert, Journalisten bezahlt und die Ergebnisse dann an den Mann gebracht werden. Doch wo kommt das Geld dafür her? Was passiert damit? Und wie lange reicht es noch?
Wo kommt das Geld für die Stärkung der Demokratie her?
Seit 2014 hat Correctiv gemäß eigener Darstellung insgesamt rund 33,3 Millionen Euro an Mitteln erhalten (einschließlich der von mir auf Basis der Einnahmen von 2024 extrapolierten Mittelzuflüsse für das Jahr 2025). Diese Zuflüsse verteilen sich auf drei Hauptquellen: 13,8 Millionen Euro stammen aus Zuwendungen von Stiftungen wie der Brost-Stiftung, der Schöpflin Stiftung, der Stichting Adessium (eine niederländische Stiftung zur Förderung von Demokratie, Nachhaltigkeit und Medienvielfalt), der Luminate Foundation (gegründet von Pierre Omidyar, dem Gründer von eBay) und der Stiftung Mercator.
Die mit Abstand drei größten Förderer von Correctiv zwischen 2014 und 2024 waren die Brost-Stiftung mit insgesamt 4,48 Millionen Euro (rund 13,5 Prozent der Gesamteinnahmen), die Schöpflin Stiftung mit 2,21 Millionen Euro (6,6 Prozent) sowie die Stichting Adessium mit 927.000 Euro (2,8 Prozent) – zusammen steuerten diese drei Großspender rund 22,9 Prozent aller Mittel zur Finanzierung bei.
Weitere 3,5 Millionen Euro (10,5 Prozent) kamen von anderen Organisationen und öffentlichen Stellen, darunter etwa die Bundeszentrale für politische Bildung, die Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen, die RAG-Stiftung sowie internationale Förderinitiativen wie die European Climate Foundation (eine europaweit tätige Stiftung zur Förderung von Klimaschutzpolitik und Energiewende).
Auch internationale Tech-Konzerne und öffentlich-rechtliche Medien wie ARD und ZDF haben Correctiv im Zeitraum von 2015 bis 2024 mit projektbezogenen Zuwendungen unterstützt: So flossen rund 370.000 Euro von Google/Alphabet, etwa 330.000 Euro von der Deutschen Telekom Stiftung, 156.200 Euro aus Kooperationen mit öffentlich-rechtlichen Sendern wie dem NDR und MDR, 108.009 Euro im Rahmen des Faktencheck-Programms von Meta/Facebook, 27.000 Euro von Twitter/X und 11.000 Euro vom ZDF.
Zusammengenommen stellten diese Unternehmen und Einrichtungen Correctiv Fördermittel in Höhe von 964.534 Euro (2,9 Prozent) zur Verfügung – meist zweckgebunden für Bildungsangebote, Faktenchecks oder barrierefreie Medienprojekte.
Ergänzt wurden diese Einnahmen durch beeindruckende 15,2 Millionen Euro (45,1 Prozent) an Spenden von Privatpersonen und sonstigen Drittmitteln; als größere Einzelunterstützer traten dabei beispielsweise die GLS Treuhand (ein gemeinnütziger Zweig der GLS Bank zur Förderung von zivilgesellschaftlichen und ökologischen Projekten) und verschiedene private Förderkreise auf – u. a. das Netzwerk Recherche, die Spendenplattform betterplace.org und der Freundeskreis der Rudolf Augstein Stiftung. Correctiv finanziert sich damit überwiegend aus einer Mischung von privaten Stiftungen, staatlichen Förderprogrammen und Bürgerunterstützung.
Was haben die Spender für ihre Millionen bekommen?
Correctiv hat sich in zehn Jahren auf eine große Bandbreite gesellschaftlicher Themen konzentriert und dabei besonders Skandale, politischen Konservatismus (der meist als Rechtsextremismus bezeichnet wird), Korruption sowie Entwicklungen im Gesundheitswesen und Bildungssystem untersucht. Ihre Recherchen – etwa zum Cum-Ex-Steuerbetrug, Missbrauch in der katholischen Kirche oder zu mafiösen Strukturen in Deutschland – zeichnen sich zwar grundsätzlich durch Sorgfalt und die daraus destillierten Berichte durch leichtes Deutsch aus, folgen aber fast immer einer klar erkennbaren Grundhaltung: Während rot-grüne Politik, Energiewende und Migration so gut wie immer als positiv dargestellt werden, gelten Konzerne, Immobiliengesellschaften und Banken als suspekt, konservative Institutionen wie die katholische Kirche als problematisch und konservative Politik (und Politiker) als „fragwürdig“ – um kein schlimmeres Adjektiv zu verwenden.
Themen, die für die große bürgerliche Mitte relevant wären – etwa Steuergerechtigkeit, Gefahren linker Extremisten, das Spannungsfeld aus Islam, Migration und Kriminalität, das Bahn-Desaster, Deutschlands marode Infrastruktur oder Fehler in der Energiepolitik – spielen bei Correctiv entweder gar keine Rolle oder sie werden lediglich dazu benutzt, der Mitte der Gesellschaft zu „beweisen“, dass sie Unrecht hat und das genaue Gegenteil dessen der Fall ist, was sie gerne glaubt.
So weiß Correctiv, dass viele der kursierenden Statistiken über Ausländerkriminalität verzerrt sind; dass die Angst vor einem Strom-Blackout in Deutschland unbegründet ist und Deutschland keineswegs die höchsten Strompreise auf der Welt hat, da so eine Betrachtung ja Kaufkraftvergleiche außer Acht lasse. Wohin ein solches Erkenntnisinteresse führt, hat der totale Strom-Blackout in Spanien und Portugal in der vergangenen Woche eindrucksvoll gezeigt: Aus ideologischer Voreingenommenheit gegenüber fossilen Energieträgern war es Correctiv bis dato unmöglich, die Gefahr eines landesweiten Blackouts in Deutschland infolge einer Netzüberlastung durch zu hohe Einspeisung aus Solar- und Windkraft bei gleichzeitiger fehlender Stabilisierung durch konventionelle Kraftwerke auch nur als Hypothese zuzulassen.
Verengtes Erkenntnisinteresse
Kaum durchdachter ist die Einstellung von Correctiv zur Kernenergie. Monoton lehnen die Faktenchecker Atomkraft mit den Argumenten der 1970er-Jahre ab: Die Endlagerfrage sei noch immer ungelöst, die CO₂-Bilanz über den gesamten Lebenszyklus sei fragwürdig, alte Reaktoren würden ohne aktuelle Sicherheitsüberprüfung betrieben, enorme Kosten und kaum versicherbare Risiken bestünden weiter, und Atomstrom behindere ja auch den Ausbau erneuerbarer Energien. Dass Länder wie die USA, Kanada, Großbritannien, China und Frankreich längst massiv in sogenannte Small Modular Reactors investieren – also kleine, seriengefertigte Reaktoren mit höherer Sicherheit, geringeren Kosten und kürzerer Bauzeit –, um den bereits heute absehbaren immensen Strombedarf von Rechenzentren und KI-Infrastruktur zu decken, ist noch nicht bis zu Correctiv vorgedrungen.
Durch dieses instrumentell verengte Erkenntnisinteresse (wir sind wieder bei Habermas, aber auch beim Adorno der Dialektik der Aufklärung) wirken viele Rechercheergebnisse von Correctiv vorhersehbar, weshalb sie wenig anderes tun, als ein linksliberales Weltbild wohltuend zu bestätigen – ohne es jemals zu hinterfragen.
Es mag sein, dass all die Stiftungen, Spender und Wohltäter, die an Correctiv im Lauf der Jahre Millionensummen überwiesen haben, genau das erhalten haben, was sie wollten. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass Correctiv wirklich Missstände aufdeckt, die Demokratie stärkt und Bürger besser informiert – es bedeutet eigentlich nur, dass die Lieblingsthemen der öko-sozialistischen Linken großzügig bedient werden. Ob allein das die Demokratie stärkt und den „Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“ (Kant) voranbringt, wäre erst noch zu beweisen.
Correctiv müsste man Gemeinnützigkeit aberkennen
Correctiv hat sich seit seiner Gründung als gemeinnützige GmbH im Jahr 2014 zu einem der sichtbarsten Akteure im Bereich des investigativen Journalismus in Deutschland entwickelt. Die Organisation hat Strukturen aufgebaut, Reichweite gewonnen und öffentlich wirksame Recherchen vorangetrieben – und dabei ein beachtliches Wachstum hingelegt. Die Einnahmen stiegen von 614.000 Euro im Gründungsjahr 2014 auf mehr als 4,8 Millionen Euro im Jahr 2023 – die letzte durch eine geprüfte Bilanz nachgewiesene Zahl. Laut Förderbericht beliefen sich die Einnahmen im Jahr 2024 sogar auf rund 6 Millionen Euro. Correctiv veröffentlicht unterjährig keine Zwischenberichte; laut eigener Angabe wird der Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2024 voraussichtlich im September 2025 vorgelegt – ein Zeitpunkt, der als deutlich zu spät gilt. Daher wird im Folgenden der Stand von 2023 als letzter verlässlich bestätigter Wert zugrunde gelegt.
Der Großteil der Einnahmen im Jahr 2023 (96,8 Prozent) stammt aus Zuwendungen und Spenden, nur etwa 3,2 Prozent entfallen auf sonstige Erlöse – etwa aus journalistischen Dienstleistungen (ca. 54.000 Euro), Bildungsangeboten der Reporterfabrik (ca. 21.000 Euro), Vermietungen (ca. 10.000 Euro) und einzelnen Projekterlösen (ca. 56.000 Euro).
Die Löhne stiegen rasant
Mit den Einnahmen wuchsen aber auch die Ausgaben – und die Risiken. Zwischen 2019 und 2023 stiegen die Personalkosten von rund 1,29 Millionen Euro auf über 3,46 Millionen Euro und haben sich damit fast verdreifacht. Zugleich erhöhte sich ihr Anteil an den Gesamteinnahmen von 54,6 Prozent auf 71,8 Prozent. Das bedeutet: Fast drei Viertel aller verfügbaren Mittel flossen zuletzt in Löhne, Gehälter und Sozialabgaben für die 82 Mitarbeiter (2023). Das ist ein klarer Hinweis auf die zunehmende Inelastizität zwischen Einnahmen und Ausgaben – und auf die wachsende strukturelle Abhängigkeit von dauerhaft hohen Zuwendungen und Spenden.
Zum Vergleich: Laut einer Branchenanalyse der Hans-Böckler-Stiftung aus dem Jahr 2020 liegt der durchschnittliche Anteil der Personalkosten am Umsatz bei deutschen Zeitungsverlagen zwischen 35 und 45 Prozent. Zählt man die Ausgaben für die (von mir geschätzten) 10 bis 20 freien Mitarbeiter hinzu, die in den Jahresabschlüssen unter den Aufwendungen für bezogene Leistungen erscheinen und 2023 in Summe 527.000 Euro an Honoraren erhielten, dann sind die tatsächlichen Personalaufwendungen von Correctiv in der Tat beträchtlich.
Die übrigen Ausgaben von Correctiv – insbesondere für externe Leistungen und Betriebskosten – stiegen zwischen 2019 und 2023 absolut um rund 41 Prozent, während ihr Anteil am Gesamtertrag zunächst von 51,2 Prozent (2019) auf 29,2 Prozent (2022) sank, 2023 jedoch wieder deutlich auf 35,4 Prozent anstieg. Zum Vergleich: Die allgemeine Inflation in Deutschland betrug im selben Zeitraum kumuliert 18,4 Prozent – der Kostenanstieg bei Correctiv lag also deutlich darüber. Zieht man die 2023 geleisteten Honorare für freie Journalisten in Höhe von 527.000 Euro wieder ab, relativiert sich der Anstieg – er bleibt aber ein Ausdruck wachsender externer Abhängigkeiten und struktureller Kostendynamik.
2019 wurden erstmals Verluste eingefahren
Dieser Anstieg bei den Ausgaben musste Auswirkungen auf den Gewinn der Correctiv gGmbH haben: Bis 2018 blieb die Gesellschaft mit moderaten Überschüssen finanziell stabil (116.000 Euro im Jahr 2016, 102.000 Euro 2017 und 84.000 Euro 2018 – alle Zahlen gerundet), doch 2019 kam es erstmals zu einem deutlichen Verlust von rund 179.000 Euro, was die kumulierten Gewinnrücklagen der Vorjahre mehr als halbiert hat. Ursache waren gestiegene Personal- und Betriebsausgaben sowie der Ausbau der Organisationsstruktur – unter anderem durch die Gründung der Tochtergesellschaft Correctiv UG (Verlag & Vertrieb) und den Start neuer Projekte wie der Reporterfabrik und dem Lokal-Netzwerk Correctiv.Lokal.
Nach einem Zwischenhoch mit stark gestiegenen Einnahmen – insbesondere durch neue Förderzusagen und eine breitere Spenderbasis – und einem Überschuss von über 532.000 Euro im Coronajahr 2021 folgte 2023 ein noch gravierenderer Einbruch: ein Verlust von fast 381.000 Euro. Der Verlust entstand durch stark gestiegene Personalkosten sowie substanzielle Darlehen an die Tochtergesellschaft Correctiv UG (Verlag & Vertrieb) über 332.000 Euro – Darlehen, die nach den öffentlich zugänglichen Unterlagen bislang nicht zurückgeführt wurden.
Die Bilanz von Correctiv zum 31. Dezember 2023 zeigt damit eine angespannte, aber noch nicht kritische wirtschaftliche Lage. Das Eigenkapital lag bei rund 629.000 Euro (Vorjahr: ca. 1.010.000 Euro), was einer Eigenkapitalquote von 55,9 Prozent (Vorjahr: 72,3 Prozent) entspricht – ein grundsätzlich solider Wert, allerdings deutlich niedriger als im Vorjahr. Die liquiden Mittel – also Kassenbestand und Bankguthaben – betrugen nur noch 259.000 Euro (Vorjahr: rund 780.000 Euro). Damit lag der Liquiditätsgrad I (Verhältnis von liquiden Mitteln zu kurzfristigen Verbindlichkeiten) bei 61,1 Prozent. Das bedeutet: Correctiv hätte Ende 2023 weniger als zwei Drittel seiner kurzfristigen Schulden sofort begleichen können – ein Zeichen für einen Rückgang der finanziellen Beweglichkeit.
Keine echten Reserven aufgebaut
Zwar wurden zum Bilanzstichtag Rückstellungen in Höhe von 72.900 Euro ausgewiesen, diese dienen jedoch ausschließlich zur Deckung konkreter Verpflichtungen und stellen keine frei verfügbaren Rücklagen oder strategischen Puffer dar. Correctiv hat in den vergangenen Jahren keine echten Reserven aufgebaut, sondern nahezu sämtliche Mittel zur Finanzierung des laufenden Betriebs verwendet. Die vergleichsweise hohe Bilanzsumme erklärt sich vor allem durch Darlehen an die Tochtergesellschaft – Darlehen, die zwar bilanziell korrekt als Anlagevermögen verbucht wurden, aber nicht kurzfristig verfügbar sind – sofern sie jemals wieder verfügbar sind. Eine wirtschaftliche Reserve für unerwartete Einnahmerückgänge existiert also faktisch nicht.

Bedenkt man nun, dass Correctiv kaum über nennenswerte operative Einnahmen aus eigenen Leistungen verfügt und der gesamte Betrieb nahezu vollständig von Zuwendungen und Spenden abhängt, wird deutlich: Die Organisation ist strukturell auf eine ununterbrochene externe Finanzierung angewiesen – eine Konstellation, die das wirtschaftliche Risiko bei schwankendem Spendenaufkommen erheblich erhöht.
Wie gemeinnützig sind die Faktenchecker eigentlich?
Jetzt gibt es aber noch ein Problem, und das liegt erstens in der Rechtsform von Correctiv und zweitens bei den Tochtergesellschaften des Unternehmens. Correctiv wurde als gemeinnützige GmbH (gGmbH) gegründet – so nennt man eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die in den Bereichen Bildung, Kultur oder Soziales ausschließlich gemeinnützige Zwecke verfolgt, beispielsweise als Träger einer Schule oder Kita.
Der Gesellschaftszweck einer gGmbH muss nach § 52 Abgabenordnung (AO) gemeinnützig, mildtätig oder kirchlich sein (Zweckbindung). Eine gGmbH ist von der Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer befreit; Spenden an sie können steuerlich abgesetzt werden, wofür sie Spendenquittungen ausstellen darf (steuerliche Vorteile). Überschüsse dürfen nicht an Gesellschafter ausgeschüttet werden, sondern müssen dem festgelegten Zweck dienen (Gewinnverwendung). Im Fall einer Auflösung darf das verbleibende Vermögen nur an eine andere steuerbegünstigte Organisation übertragen werden (Vermögensbindung). Schließlich unterliegt eine gGmbH bestimmten Offenlegungspflichten, insbesondere wenn sie Spenden oder öffentliche Mittel erhält (Transparenz).
Als gemeinnützige GmbH unterliegt Correctiv also nicht nur den Regeln des Marktes, sondern auch den besonderen Maßstäben der Abgabenordnung – insbesondere dem sogenannten Selbstlosigkeitsgebot (§ 55 AO). Dieses verpflichtet die Organisation, ihre Mittel ausschließlich für gemeinnützige Zwecke einzusetzen.
Hier tauchen jetzt wichtige Fragen auf: In den letzten Jahren hat Correctiv gemäß seiner geprüften veröffentlichten Abschlüsse erhebliche Teile seines Vermögens – in Summe 332.000 Euro – in Form von Ausleihungen an die eigene Tochtergesellschaft Correctiv – Verlag und Vertrieb UG (haftungsbeschränkt) vergeben. Diese Tochtergesellschaft, die die interessanten Bücher (und sogar Romane) der Correctiv-Journalisten, hochwertige Kunstdrucke und lustige Kaffeebecher verkauft, ist im Gegensatz zur Mutter jedoch nicht gemeinnützig, sondern operiert gewerblich. Das allerdings scheint nicht sonderlich gut zu funktionieren, denn die Correctiv UG hatte gemäß ihrer im Bundesanzeiger veröffentlichten Bilanz 2023 Verluste von 259.000 Euro angehäuft und einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von 264.000 Euro aufgebaut.
Darf das Tochterunternehmen vor der Insolvenz gerettet werden?
Damit war die Gesellschaft zum Bilanzstichtag, wie im Bundesanzeiger unverhohlen eingestanden wird, bilanziell überschuldet, was nach § 19 Abs. 2 InsO grundsätzlich zur Insolvenzantragspflicht führen kann. Um diese drohende Insolvenz nun abzuwenden, hat sich die Muttergesellschaft – also die gemeinnützige Correctiv gGmbH – dazu entschlossen, der kommerziellen Tochter ein qualifiziertes Nachrangdarlehen zu gewähren, das den bilanziellen Überschuldungstatbestand (§ 19 InsO) formal entschärft. Wie ernst es der Mutter mit der Unterstützung der Tochter ist, lässt diese Formulierung im Anhang des Jahresabschlusses 2023 der Correctiv UG erkennen: „Die Zahlungsfähigkeit ist durch den Willen der Gesellschafterin (gemeint ist die Correctiv gGmbH), die Gesellschaft (gemeint ist die Correctiv UG) notfalls weiterhin mit entsprechenden finanziellen Mitteln auszustatten, auch über die bereits gewährten Darlehen hinaus gesichert.“
Was ist ein qualifiziertes Nachrangdarlehen und was bewirkt es? Ein qualifiziertes Nachrangdarlehen ist ein Darlehen, das nur zurückgezahlt werden darf, wenn dadurch keine Insolvenz droht, weshalb es im Rang hinter alle anderen Gläubiger zurücktritt, insolvenzrechtlich nicht als Verbindlichkeit zählt und faktisch eine eigenkapitalersetzende Funktion übernimmt. Aus Sicht der gemeinnützigen Muttergesellschaft bedeutet das aber: Sollte die Correctiv UG tatsächlich insolvent werden, dann ist das Darlehen verloren – und die gemeinnützige Mutter bekommt nichts zurück.
Wir sind jetzt an einem heiklen Punkt angelangt: Es stellt sich nämlich die Frage, ob eine gemeinnützige Gesellschaft eine kommerzielle Tochter mit so einem Nachrangdarlehen überhaupt vor der Insolvenz retten darf. Zieht man Urteile von Finanzgerichten zu Rate, dann zeigt sich: eigentlich nicht. So hat das Finanzgericht Münster in einem Urteil vom 11. Dezember 2014 (vgl. FG Köln, Urteil vom 27.11.2003, 9 K 3304/02, EFG 2004, 664) festgestellt, dass die Vergabe ungesicherter Darlehen durch eine gemeinnützige Körperschaft – und die Correctiv gGmbH ist eine solche – zum Verlust der Gemeinnützigkeit führen kann. In der Zusammenfassung des Urteils durch eine renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft heißt es: „Die tatsächliche Geschäftsführung einer gemeinnützigen Körperschaft muss auf die ausschließliche und unmittelbare Erfüllung der steuerbegünstigten Zwecke gerichtet sein und den Bestimmungen entsprechen, die die Satzung über die Voraussetzungen der Steuervergünstigung enthält. Damit lässt es sich nicht vereinbaren, wenn eine Stiftung ihr Stiftungskapital in ungesicherten Darlehen anlegt.“
Wenn das nun so ist – und die qualifizierten Nachrangdarlehen der Correctiv gGmbH an ihre Tochtergesellschaft in der Tat unbesichert sind –, stellt sich umso mehr die Frage, ob diese Correctiv-Darlehen an die kommerzielle Tochtergesellschaft noch mit dem Selbstlosigkeitsgebot (§ 55 AO) vereinbar sind. Sollte die Finanzverwaltung zu der Einschätzung gelangen, dass hier dauerhaft Mittel zweckfremd gebunden werden, könnte das für die Correctiv gGmbH schwerwiegende Folgen haben: Rückforderungen von Zuwendungen, Verlust des Gemeinnützigkeitsstatus, Einbruch der Spendenbasis.
Wie geht es weiter mit dem Dorf der unbeugsamen Faktenchecker?
Ich hatte im ersten Teil dieser Betrachtung des Medienhauses Correctiv mit einer satirischen Anspielung auf die berühmte Eröffnung der Comicserie „Asterix“ begonnen. Dort heißt es bekanntlich am Anfang eines jeden Hefts: „Wir schreiben das Jahr 50 v. Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt … Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten.“
Diese Einleitung bot sich allein deshalb an, weil es zwischen den unbeugsamen Galliern im Comic und den Faktencheckern von Correctiv gewisse Parallelen zu geben scheint: Beide sind unbeugsam, beide wirken wie eine kleine, verschworene Gesellschaft, beide haben sich in einem der schönsten Winkel Europas niedergelassen – und beide sind von einem Faktor vollständig abhängig: die Gallier vom Zaubertrank des Druiden Miraculix, die Correctivler von ihren Spenden.
Hier enden jedoch alle Gemeinsamkeiten, und die Unterschiede beginnen. Während das Dorf der Gallier samt seiner unbeugsamen Bewohner irgendwie zeitlos zu existieren scheint, seine Bewohner nie altern und seine Protagonisten ein Abenteuer nach dem anderen erleben, um danach immer wieder in dasselbe Dorf zurückzukehren und jede Folge mit dem immergleichen Wildschweinessen abzuschließen, ist das Leben einer gemeinnützigen Gesellschaft per definitionem endlich – und im Fall von Correctiv scheint diese Endlichkeit sogar greifbar zu werden. Correctiv ist, wie dargelegt, von einem hohen Spendenaufkommen fast vollständig abhängig, da die Gesellschaft keine anderen nennenswerten Einnahmen hat und 2023 zusätzlich ein Quasi-Patronat für eine wirtschaftlich angeschlagene Tochtergesellschaft übernommen hat.
Im gallischen Dorf scheint ein Leben ohne Einkommen möglich – mit Ausnahme des Schmiedes Automatix und des Fischhändlers Verleihnix geht kein anderer Dorfbewohner irgendeiner Erwerbstätigkeit nach –, aber im echten Leben ist das nicht so. Auch gemeinnützige Unternehmen und Stiftungen sollten – ja, müssen – irgendwann Geld verdienen, weil Zuwendungen von einem Tag auf den anderen wegbrechen und Spenden versiegen können. Diese Abhängigkeit von seinen Spendern zu brechen, ist Correctiv bislang nicht gelungen. Gewiss: Correctiv bietet über die Correctiv UG mitreißende Sachbücher von Correctiv-Autoren zu aktuellen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen an. Aber irgendwie ist das Interesse an den kurzweiligen grafischen Reportagen in Form von Graphic Novels, den fesselnden, genreübergreifenden literarischen Formaten, den spannenden Bookzines und den sorgfältig kuratierten Bücherboxen offenbar nicht besonders groß – obwohl die Preise richtig günstig sind.
Wieder selbstständig denken
All dies könnte darauf hindeuten, dass das Interesse der Gesellschaft an den unbestechlichen Faktenchecks, an den vielen Rechercheberichten, die einer bürgerlichen Mitte (und damit der großen Mehrheit der Menschen in diesem Land) andauernd erklären, dass sie schon wieder irgendwas nicht kapiert, schon wieder etwas falsch verstanden oder inkorrekt interpretiert hat – gar nicht so intensiv ist, wie Correctiv und seine großzügigen Spender vielleicht denken.
Wenn dies so wäre, dann ließe sich argumentieren, dass die Mehrheit der Bürger dieses Landes die immergleichen linksliberalen Recherchen mit ihren vorhersagbaren Ergebnissen und die permanente Denunzierung des politischen Konservativismus als Rechtsextremismus gar nicht will. Dann könnte man den Schluss ziehen, dass diese Bürger selbst denken können und sich dafür die Quellen und die Medien suchen, die sie für gut, informativ und richtig halten. Dann könnte man folgern, dass die Menschen in diesem Land genau wissen, was sie wollen und wie sie denken – auch wenn Horaz’ berühmtes Sapere aude, das Kant so übersetzt: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“, nicht jedem verbatim bekannt sein mag.
Zum Schluss erlaube ich mir, Correctiv (und seinen Tochtergesellschaften) den kürzesten und besten Spruch eines überragenden Unternehmers – Andy Grove, Mitgründer und einst CEO von Intel – ans Herz zu legen: Adapt or die.
Wir haben ein Problem: Obwohl die Steuereinnahmen allein 2024 knapp unter einer Billion Euro betragen, reicht das Geld vorne und hinten nicht. Es drohen wahlweise Steuererhöhungen oder neue Schulden. Dabei verpulvert der Staat Milliarden für eine verfehlte Migrationspolitik sowie eine absurd anmutende Entwicklungshilfe und leitet Unsummen in ein engmaschiges Netz linker Lobbygruppen. Diese NGOs sind der zentrale Antreiber einer ideologisch geprägten Ausgabenpolitik. Zahlreiche Vereine, Stiftungen und Organisationen haben unter dem Deckmantel der »Zivilgesellschaft« in den vergangenen Jahren massiv an Einfluss auf die Regierungsarbeit gewonnen.
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