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Wegen öffentlicher Kritik: ZDF-Journalist „beruflich kaltgestellt“

Wegen öffentlicher Kritik: ZDF-Journalist „beruflich kaltgestellt“
TV-Journalist Andreas Halbach

Der freie Journalist Andreas Halbach wirft dem ÖRR vor, ihn nach einer Anhörung im NRW-Landtag, in der er Kritik äußerte, beruflich faktisch kaltgestellt zu haben. Laut Halbach verweigern mehrere Redaktionsleiter seitdem die Zusammenarbeit.

von Jonas Aston

Als freier Journalist arbeitet Andreas Halbach seit mehr als 20 Jahren für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Für die ZDF-Sendung frontal hat er nach eigenen Angaben über 300 Beiträge produziert. Wie er gegenüber dem Cicero berichtet, wird er vom ÖRR nun aber „beruflich faktisch kaltgestellt“. Grund sei eine Anhörung als Sachverständiger im Landtag von NRW gewesen. Dort habe er Missstände bei den öffentlich-rechtlichen aufgezeigt.

„Nach meiner Kritik im NRW-Landtag weigern sich nun allerdings mehrere Chefs vom Dienst, mit mir zusammenzuarbeiten“, so Halbach. Weiter erklärt er: „Drei oder vier CvD-Kollegen entscheiden faktisch darüber, dass ich mein Grundrecht auf freie Berufsausübung nach Artikel 12 und freie Meinungsäußerung nach Artikel 5 des Grundgesetzes derzeit nicht wahrnehmen kann“. Eine gegenwärtig laufende Recherche habe man „on hold“ gestellt. Das würde nicht nur ihn persönlich hart treffen, sondern auch größere Fragen aufwerfen.

„Wenn Sachverständige nach einer parlamentarischen Anhörung für ihre Kritik von einer öffentlich-rechtlichen Institution sanktioniert werden, wer wird künftig noch bereit sein, seine Praxiserfahrung in ein Gesetzgebungsverfahren einzubringen“, so der freie Journalist. Eine konkrete Begründung, warum man die Zusammenarbeit aktuell verweigere, habe er derweil nicht erhalten. Lediglich wurde ihm mitgeteilt, dass ein Verfahren wegen des Verstoßes gegen das Gebot der „vertrauensvollen Zusammenarbeit“ gegen ihn angestrengt wurde.

„Offenbar soll damit ein Exempel statuiert werden, um andere potenzielle Kritiker einzuschüchtern“, erklärt Halbach. Im Intranet des ZDF sei zudem ein Artikel über ihn erschienen, der zahlreiche Falschbehauptungen enthalten habe, „die meine Glaubwürdigkeit beschädigen und das Vertrauen meiner Kollegen untergraben“. Die Forderung nach einer Gegendarstellung sei bislang erfolglos geblieben.

Im vergangenen Jahr habe er bereits das „Manifest“ kritischer ÖRR-Mitarbeiter unterschrieben. Hierfür habe er sich in einer Redaktionskonferenz rechtfertigen müssen. Nach seinen Aussagen im Landtag habe er intern erneut Gegenwind erhalten. „Der Ärger vieler, vor allem junger Kolleginnen und Kollegen, war heftig“, so Halbach. Und weiter: „Man warf mir vor, das Ansehen des ZDF beschädigt zu haben“.

Ein Einzelfall sei er jedoch nicht. Vielmehr habe dieses Vorgehen gegen Kritiker Methode. Ihm sei bestätigt worden, dass regelmäßig „freie Mitarbeiter nach interner Kritik sofort gekündigt werden“. ZDF und ARD würden hierdurch ein einschüchterndes Klima schaffen. Auch ein langjähriger Kollege von ihm mache aktuell Vergleichbares durch. Auch er habe die Redaktion von Frontal nach interner Kritik verlassen müssen.

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