Meinung

Die verstörenden Konzepte staatlicher Sexualpädagogik

Die verstörenden Konzepte staatlicher Sexualpädagogik
Hochschule Merseburg: Handpuppen im Seminar „Sexualpädagogik mit verschiedenen Zielgruppen“

Doktorspiele, Selbstbefriedigung, Rückzugsräume. Viele Kitas setzen neuerdings schon bei Kindern unter sechs Jahren auf Sexualpädagogik. Doch die Geschichte dieses jungen “Forschungszweigs” ist düster und verstörend.

von Martin Voigt

„Kein Kind steckt sich und anderen etwas in Körperöffnungen.“ So lautet eine an Kinder gerichtete Regel im Kinderschutzkonzept der Kita in Burgdorf bei Hannover. Viele Kitas haben Gewaltschutzkonzepte. Meist sind darin auch sexualpädagogische Konzepte integriert. Man will für eine „gesunde psychosexuelle Entwicklung“ der null- bis sechsjährigen Kinder sorgen. Sie sollen zum Beispiel lernen, in sexuell übergriffigen Situationen „angemessen reagieren“ zu können. Und damit sie später eine „selbstbestimmte Erwachsenensexualität“ leben können, bräuchten kleine Kinder jetzt schon „sexuelle Bildung“ – und zwar in der Kita.

Das Ergebnis sind pädagogisch forcierte „Doktorspiele“ und andere sexuell konnotierte „Rollen- und Körpererkundungsspiele“ in extra bereitgestellten „Kuschelhöhlen“ oder „Selbsterkundungsräumen“. An die Kinder richtet sich die pädagogische Erwartung, sich freiwillig nackt auszuziehen und gegenseitig zu erkunden. Sie sollen dabei ihre Sinneswahrnehmung schulen und ihre Grenzen besser kennenlernen.

Wenn die Kleinen zu Hause über ihre Grenzerfahrungen berichten, sind die Eltern entsetzt und interessieren sich plötzlich für die sexualpädagogischen Konzepte. Durch die Medien ging etwa auch der „Selbstbefriedigungsraum“ einer Kita in Kerpen. Die Kleinen bräuchten „Freiräume für das Ausprobieren kindlicher Sexualität“, um zu entdecken, „daß sie sich selbst lustvolle Gefühle über die Selbststimulation zuführen können“, heißt es im Schutzkonzept der Kerpener Kita.

„Das Schamgefühl eines jeden Kindes wird respektiert“

Seit das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) im Juni 2021 Gewaltschutzkonzepte für betriebserlaubnispflichtige Einrichtungen fordert, verordnen sich immer mehr Kitas freiwillig auch explizit sexualpädagogische Konzepte, obwohl das KJSG diese nicht zu den Pflichtaufgaben zählt. Auf der Seite des Paritätischen Gesamtverbandes wird man unter dem Link „Connect! Schutzkonzepte online“ schnell fündig. Das eingangs erwähnte sexualpädagogische Konzept der Kindertagespflege Burgdorf dient als Musterbeispiel.

„Die Akzeptanz geschlechtlicher Vielfalt gibt Kindern Schutz und Sicherheit“, wird darin behauptet. In Büchern, Materialien und Räumen soll sich die „Vielfalt der Geschlechter“ wiederfinden. Die Kinder sollen ein „positives Körpergefühl“ entwickeln, aber auch lernen, Grenzen wahrzunehmen und „Nein“ zu sagen. „Durch sogenannte ‚Körpererkundungsspiele‘ lernen Kinder im Rollenspiel ihren Körper kennen“, heißt es im sexualpädagogischen Konzept der Kindertagespflege Burgdorf. Und weiter: „Sie erfahren ihre persönlichen Grenzen und lernen, die Grenzen anderer Kinder zu achten und zu respektieren. Das Schamgefühl eines jeden Kindes wird respektiert.“

Eltern kennen das schon aus der Sexualpädagogik, die sich an Teenager richtet: Alles ist okay, solange es den Beteiligten gefällt. Es geht um nicht weniger als die Sexualisierung von Kindern. Ob „Doktorspiele“ in der Kita oder der „Kondomführerschein“ in der Schule, die Ideologie dahinter hat denselben Ursprung. Detailliert beschrieben ist sie von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in den „Standards für die Sexualaufklärung in Europa“ (2010). Die Bildungsziele für null- bis vierjährige lauten etwa: „Angemessene Sexualsprache“, „Vergnügen und Lust beim Berühren des eigenen Körpers, frühkindliche Masturbation“, „sexuelle Gefühle (Nähe, Lust, Erregung) als Teil allgemeiner menschlicher Gefühle“ oder „die eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Grenzen ausdrücken, beispielsweise beim ‚Doktorspiel‘.“

Eltern werden durch Euphemismen und Phrasen getäuscht

Wie gelangen solche Bildungsziele in das internationale Standardwerk der WHO? Und vor allem, wer hat sich das ausgedacht? Hier lohnt sich wieder der Blick ins Schutzkonzept der Kita in Burgdorf: „Jedes Kind ist von Geburt an ein sexuelles Wesen, es braucht Körperkontakt, Berührungen, Zärtlichkeit, Geborgenheit und Sinneserfahrungen für ein gesundes Aufwachsen. Ein Kind muß seine Neugier und Entdeckungsfreude ausleben können, es benötigt Freundschaften und Rollenspielmöglichkeiten.“

Was entfernt an normale elterliche Intuition erinnert, erhält durch die pseudowissenschaftliche Behauptung, Kinder seien „sexuelle Wesen von Geburt an“, durch die Kombination mit „Körpererkundungsspielen“ und vor allem durch den außerfamiliären Betreuungskontext eine eindeutig pädophile Note – und diese kommt nicht von ungefähr. Denn hier wird nahezu wortgetreu die „emanzipatorische Sexualpädagogik“ des Kinderschänders Helmut Kentler auf die Jüngsten losgelassen.

Blumige Phrasen rund um die Begriffe ‚sexuelle Selbstbestimmung‘, ‚Autonomie‘ und ‚Nein-sagen-Lernen‘ verfangen bei Eltern. Sie ahnen nicht, wer sich das ausgedacht hat. Kentler, der einstige Guru der Sexualpädagogik, hat Kinder von der Straße im Rahmen eines Resozialisierungsprojekts, des sogenannten Kentler-Experiments, an Pädophile vermittelt. Er war die jahrzehntelange Schlüsselfigur eines bundesweiten Pädophilenrings und er war auch selbst am sexuellen Mißbrauch der Pflegekinder beteiligt.

Die Strukturen werden professioneller

Vor allem aber war Kentler Sexualreformer. Seine emanzipatorischen Thesen lauten: Kinder seien vom Säuglingsalter an sexuelle Wesen. Ihre Sexualität sei eine von Geburt an zu fördernde Grundfähigkeit, die wie Sprechen oder Laufen durch Übung erlernt werden müsse. Jedes Kind habe ein Recht auf ein eigenes Sexualleben. Daher sei es die Aufgabe der Sexualerziehung, Kindern und Jugendlichen „Begierde und Lust“ nach dem Prinzip ‚Lernen durch Tun‘ zu ermöglichen und sie in eine selbstbestimmte Sexualität einzuführen.

Mit seiner Lehre vom Kind als Sexualwesen, dessen sexuelle Lebensenergie von Erwachsenen gezielt stimuliert und freigesetzt werden müsse, fiel Kentler voll in die Zeit der sexuellen Befreiung. Auch die heute in Schulen und Kitas flächendeckend praktizierte „Sexualpädagogik der Vielfalt“ baut direkt auf Kentlers Lehre auf. Pädagogen sollen die Kinder mit sexuellen Themen überwältigen, ihren Geschlechtstrieb vorzeitig wecken und sie zu sexueller Betätigung animieren und verführen.

Kentlers Meisterschüler, der Kieler Sexualpädagoge Uwe Sielert, ist der Begründer der heute üblichen „Sexualpädagogik der Vielfalt“. Er sorgte für professionelle Strukturen. Das im Jahr 1988 gegründete Institut für Sexualpädagogik (isp) und die Gesellschaft für Sexualpädagogik (gsp) entwickelten durch Sielerts Netzwerke eine Monopolstellung im gesamten deutschsprachigen Raum und auch darüber hinaus. Das isp beruft sich noch heute auf die „Tradition emanzipatorischer Sexualpädagogik“, die auf Kentler zurückgeht. Sielerts bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erarbeitete Konzeption von Sexualpädagogik floß über die BZgA auch in die „Standards zur Sexualaufklärung in Europa“ der WHO ein.

„Lernen durch tun“ hat Hochkonjunktur

Jenseits der ideologischen Phrasen mangelt es an wissenschaftlichem Gehalt. Kentlers Datengrundlage zu den „genitalen Rechten der Kinder“ beruht auf Postulaten des amerikanischen Sexualforschers Alfred Kinsey. Der wiederum bezog sich auf Beobachtungen von Kinderschändern, die akribisch notiert hatten, wie oft und wie lange die von ihnen „anhaltend“ und „wiederholt“ mißbrauchten Kinder und Säuglinge zum Orgasmus gekommen seien.

Die pädophil kontaminierte Kentler-Sielert-Schule gilt weiterhin als „Stand der Wissenschaft“. Sie hat über das Triggerwort „Mißbrauchsprävention“ einen Dreh gefunden, sich neben den Schulen nun auch in Kitas auszubreiten. Kentlers pädophile Sicht auf kleine Kinder als „sexuelle Wesen“ erreicht die Betreuungseinrichtungen unabhängig vom Träger. Die meisten Eltern finden es gut, daß ihre Kita sich offenbar bemüht, die Kinder vor sexuellem Missbrauch zu schützen. Sie glauben bereitwillig, daß ihr Kind befähigt werden müsse, selbst zu entscheiden, welche Berührungen es schön findet und welche nicht, um dann selbstbestimmt ‚Nein‘ sagen zu können und sich so selbst vor ungewollten Übergriffen zu schützen.

Vielleicht bemerken viele Eltern nicht, wie grotesk es ist, Verantwortung auf Kinder zu übertragen, die kaum ihren Namen fehlerfrei aussprechen, geschweige denn für ihre sexuelle Integrität sorgen können. Jedenfalls verfängt die Erzählung von den erlernbaren Schutzmechanismen so gut, daß keine Zweifel an der pädagogischen Methode aufkommen. „Lernen durch tun“ (Kentler) und „sexuelle Bildung“ (Sielert) haben wieder Konjunktur. Übertragen auf die Mißbrauchsprävention bedeutet das für die Jüngsten, daß sie wissend und sprechfähig gemacht werden über Körperteile, Berührungen und Begriffe im Kontext von schönen oder unschönen sexuellen Situationen.

Wer Kinder zum „Nein“ nötigt, ist übergriffig

Die von isp und gsp verbreitete Mißbrauchsprävention bestärkt Kinder darin, „die lustvollen Seiten des Körpers, der Sinne und der Berührungen mit sich selbst und anderen zuzulassen“. Dabei sollen sie zum Beispiel auch lernen, auszudrücken, welche Berührungen sie als angenehm empfinden und was sie nicht möchten. Die wenigsten Eltern dürften es gutheißen, daß ihre Kinder im Rahmen eines sexualpädagogischen Settings „berührt“ werden, auch wenn es nur von anderen Kindern beim Doktorspielen ist. Im Umgang mit Kindern ist quasi jede praktische Methode, die „sexuelle Selbstbestimmung“ lern- und erlebbar machen soll, als Übergriff zu werten, egal ob sie die Situation als angenehm empfinden oder nicht.

Hinzu kommt: Eine Übungssituation, die ein „Nein“ erfordert, ist ein schwerer Übergriff, auch wenn dieser unter sexualpädagogischer Anleitung stattfindet. Dieser Widerspruch des emanzipatorischen Ansatzes ist kaum aufzulösen und besonders problematisch, wenn kleine, kaum sprachfähige Kinder „sexuell gebildet“ werden. Wer sie so lange mit sexuellen Bildern, Botschaften und Situationen konfrontiert, bis sie von sich aus „Nein“ sagen, begeht einen schweren sexuellen Übergriff. Die Schutzkonzepte können ihre Herkunft nicht leugnen.

Emanzipatorische Sexualpädagogik ist seelischer Kindesmißbrauch

Eine Pädagogik, die auf einen pädokriminellen Mißbrauchstäter zurückgeht, kann Kinder nicht vor Mißbrauch schützen. Ganz im Gegenteil: Die emanzipatorische Sexualpädagogik ist seelischer Missbrauch von Kindern. Sie werden in sexuell aufgeladene Gefühlslagen und Situationen versetzt, die weit über das normale kindliche Spiel hinausgehen. Darüber hinaus leistet die Kentler-Sielert-Schule auch physischem Mißbrauch Vorschub. Sie gewöhnt die Kinder schrittweise an übergriffige Situationen. Durch diese Desensibilisierung ihres natürlichen Schamgefühls werden Kinder leichter zu Opfern von Mißbrauchstätern.

Was Eltern als Schutzkonzept verkauft wird, ist die pädagogische Vorarbeit für sexuelle Gewalt gegen Kinder. Denn sie stehen Erwachsenen und ihren Spielideen offen und vertrauensvoll gegenüber. Sie versinken tief in Rollenspiele und sind einfach zu manipulieren. Mißbrauchsopfer erkennen oft erst später als Erwachsene, daß sie als Kind sexuellen Übergriffen ausgesetzt waren. Die emanzipatorische Sexualpädagogik ist politisch fest verankert. Umso wichtiger ist die Aufklärung der Eltern. Sie müssen verstehen, daß ihre Kita-Kinder noch nicht eigenverantwortlich sexuelle Situationen vermeiden und Grenzen setzen können. Nicht die Kinder, sondern die Eltern und Erzieher stehen in der Verantwortung, die Würde und körperliche Integrität der Kinder zu wahren.

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