Meinung

Herbert Grönemeyer: Vom „NS-Kriegsreporter“ zum linksradikalen Stadthallen-Agitator

Herbert Grönemeyer: Vom „NS-Kriegsreporter“ zum linksradikalen Stadthallen-Agitator
Herbert Grönemeyer als Kriegsberichterstatter Leutnant Werner in Wolfgang Petersens Meisterwerk "Das Boot"

Schon in den 80er-Jahren sah Bestseller-Autor Lothar Buchheim in Herbert Grönemeyer einen fanatischen „Soldaten-Typ“, den er nicht leiden konnte. Heute ruft der Demagoge Grönemeyer fatale Erinnerungen wach: an 1943 im Berliner Sportpalast.

von Dr. Manfred Schwarz

An Herbert Grönemeyer scheiden sich die Geister. Die einen lieben den linken Bänkelsänger, die anderen fühlen sich ihm in heftiger Abneigung verbunden. Die eine Seite ist begeistert von seiner Musik, die andere Seite höhnt, sein Sprechgesang ähnele bisweilen eher der Stimme von Eunuchen und seine Bewegungen auf der Bühne erinnerten an die ungelenke Motorik eines Joe Cocker, die wohl auch seinem jahrzehntelangen schweren Alkoholmissbrauch geschuldet war. Eine große Anhängerschar liebt Grönemeyers links-politische Agitationen, seine Gegner argwöhnen dagegen, er schicke sich an, sich zu einem Schrittmacher eines totalitären politischen Systems zu profilieren.

Jüngst hat der politikbesessene Sänger wieder einmal seine Anhänger in Ekstase versetzt – und seine Gegner in Rage. Die Rede ist von Grönemeyers Polit-Auftritt am 12. September in der Wiener Stadthalle, der im 21. Jahrhundert bei vielen Bürgern schmerzhafte Erinnerungen wachruft, nämlich an unsägliche Reden eines Joseph Goebbels im Berliner Sportpalast – im vorigen Jahrhundert.
1981: „Das Boot“ – Herbert Grönemeyer spielt einen blindgläubigen NS-Kriegsberichterstatter.

Doch der Reihe nach. Berühmt wurde Herbert Grönemeyer als ganz junger Schauspieler, als er in dem legendären Kriegsfilm „Das Boot“ mit großer Leidenschaft die Rolle eines Kriegsreporters spielte, der ein U-Boot über einige Monate an Bord begleitet, als es damals für die deutsche U-Bootwaffe auf etlichen Meeren galt, gegnerische Kriegs- und Handelsschiffe – sowie ihre Mannschaften und oft auch ihre Passagiere – erbarmungslos zu vernichten.

Dass die U-Bootbesatzungen selbst dabei immer wieder in die tödliche Gefahr gerieten, von der Marine oder der Luftwaffe des Kriegsgegners versenkt zu werden – das alles zeigt der Film in vielen Details so hoch spannend und so beklemmend realistisch, wie es wohl keinem anderen Spielfilm je gelungen ist.

Das Drehbuch zu diesem internationalen Kassenschlager (1981), der seinerzeit selbst in den USA zum bis dahin erfolgreichsten ausländischen Filmwerk geworden ist, beruht auf dem Roman „Das Boot“ (1973), der von Lothar-Günther Buchheim geschrieben wurde und der ihn bald zu einem der größten Buch-Autoren der deutschen Nachkriegsgeschichte gemacht hat.

Bestseller-Autor Buchheim kritisiert Grönemeyer als „Soldaten-Typ, den ich nicht ausstehen kann“

Als der Kriegsroman verfilmt worden war, wurde Lothar Buchheim, der selbst im 2. Weltkrieg U-Bootfahrer und Kriegsreporter gewesen ist – zuletzt im Rang eines Oberleutnants zur See –, oft gefragt, ob ihm der Kriegsfilm auch gefallen hat. Wirklich ehrlich hat er die Frage außerhalb der Öffentlichkeit beantwortet, als er sich damals darüber mit seinem sehr viel jüngeren deutsch-israelischen Autoren-Freund Chaim Noll unterhielt, der jetzt, im September dieses Jahres, erstmals über die Gespräche in einem Artikel geschrieben hat.

In den 8oer-Jahren sagte Buchheim, er sei alles in allem sehr zufrieden mit der Verfilmung seines Werkes, für die Wolfgang Petersen als Drehbuchautor und als Regisseur verantwortlich zeichnete. Nur die Besetzung ausgerechnet der Hauptrolle – mit Herbert Grönemeyer als Kriegsberichterstatter – habe ihn immer wieder arg geärgert. Dieser NS-Kriegsreporter hatte im Film die Aufgabe, über die enorm gefährlichen Einsätze des U-Bootes „U 96“ später eingehend zu berichten – dann an der Heimatfront. Diese Kriegsjournalisten à la Buchheim sollten, so wollte es auch in der damaligen gesellschaftlichen Wirklichkeit das Oberkommando der Wehrmacht, als Agit/Prop-Reporter die deutschen U-Bootsoldaten als todesmutige Helden der Kriegsmarine gebührend glorifizieren.

Von Anfang an fühlte der ehemalige Marineoffizier Buchheim gegen Grönemeyer eine starke Aversion, berichtet Chaim Noll. „Er ist genau der deutsche Soldatentyp, den ich nicht ausstehen kann“, murrte der Bestsellerautor, als er darüber mit dem Deutsch-Israeli sprach.

„Dieser Grönemeyer sieht aus wie ein Nazi. Meine Figur ist ganz anders. Ein Intellektueller, der eigentlich dagegen ist … Und sie nehmen da so einen Typ wie aus der NS-Propaganda-Broschüre. Dadurch wurde alles verhunzt …“.

Ein vernichtendes Urteil, das man freilich zumindest teilweise nachvollziehen kann. Denn Buchheim hatte in seinem Roman den NS-Journalisten als einen intelligenten Reporter beschrieben, der die fürchterlichen Grauen des Krieges gerade auf hoher See längst voll erkannt hatte und der spätestens fern der Heimat heftig zu zweifeln begann: an der Weitsicht des „Befehlshabers der U-Boote“ („BdU“), Admiral Karl Dönitz, und an den Kompetenzen Adolf Hitlers, der von vielen Marine-Offizieren an der Front hinter vorgehaltener Hand nur noch sarkastisch als „Gröfaz“ bezeichnet wurde – als „Größter Feldherr aller Zeiten“.

Auffällig anfällig für totalitäre Systeme?

Als Chaim Noll das neue Video zum Auftritt des Popstars Grönemeyer in Wien gesehen hat, fühlte er sich sofort erinnert an die Worte seines alten Freundes Buchheim, der den heutigen Liedermacher schon vor rund vierzig Jahren als angeblich unübersehbar anfällig für totalitäre politische Systeme beschrieben hat.

In Österreichs Hauptstadt hatte der Konzertsänger sich in seinen Herzschmerz-Balladen, seinen politischen Versen und seinen bizarren Polit-Reden zunächst sehr gesorgt – um Frieden und Gerechtigkeit. Er wandte sich aber nicht etwa gegen die zunehmende Gewalt und gegen die immer häufigeren sexuelle Übergriffe durch Migranten hierzulande, sondern gegen seinen erklärten Lieblingsfeind, nämlich gegen „Rechte“ und gegen vermeintliche oder tatsächliche „Nazis“.

Grönemeyer gröhlt in die johlende Wiener Stadthalle

Vor 16.000 begeisterten Zuhörern hat er die Leute ins Visier genommen, die nicht bereit sind, an seine krasse linke Ideologie blind zu glauben. Den „Bodensatz, der niemals schläft“, will er kompromisslos bekämpfen, den „Virus, der sich in die Gehirne“ frisst, möchte er den Garaus bereiten. Wenn ein rechter Sänger solche Worte sänge, würde er wohl im deutschsprachigen Raum innerhalb von 48 Stunden vom Staatsschutz verhaftet werden – wegen übler Volksverhetzung. Doch ein linker Liedermacher darf das unbehelligt.

Grönemeyer setzte noch einen drauf. Er grölte in den johlenden Saal: „Dann liegt es an uns zu diktieren, wie ne Gesellschaft auszusehen hat.“ Er verwendete wirklich das Wort „diktieren“, also das Verb zum Substantiv „Diktatur“. Doch selbst das schien ihm noch nicht genug zu sein.

Deshalb brüllte der Musik-Künstler, teils mit sich überschlagender Stimme, Worte, die wohl in die (Musik-)Geschichte eingehen werden. „Und wer versucht, so eine Situation der Unsicherheit zu nutzen, wer rechtes Geschwafel für Ausgrenzung, Rassismus und Hetze, der ist fehl am Platze! Diese Gesellschaft ist offen und wir müssen diesen Menschen so schnell wie möglich und ganz ruhig . Kein Millimeter nach rechts. Keinen einzigen Millimeter nach rechts! Und das ist so! Und das bleibt so!“

Ein unvoreingenommener Bürger, der das Video von Wien hört und sieht, wird sich zumindest fragen, ob Herbert Grönemeyer in der österreichischen Stadthalle zu „einem Fall von Größenwahn“ (Chaim Noll) geworden ist, der hier politische Ziele propagiert, die mit einem demokratischen System nicht vereinbar sind.

Joseph Goebbels Sportpalast-Rede: Paradebeispiel für die Rhetorik der NS-Propaganda

Nicht nur ein historisch gebildete Bürger fühlt sich durch die fanatische Rede Grönemeyers unwillkürlich an die berüchtigte Sportpalastrede vom 18. Februar 1943 in Berlin erinnert, die damals der nationalsozialistische Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels in der Hauptstadt gehalten, in der der Minister als treuester Paladin seines „Führers“ zur exzessiven Intensivierung des „totalen Krieges“ aufgerufen hat.

Die rund 110 Minuten dauernde Rede gilt heute noch als ein Paradebeispiel der Rhetorik in der NS-Propaganda. Niemand wird heute dem Vokalisten Grönemeyer rechtsextremistisches Denken und Handeln vorwerfen. Doch immer schon hat es nicht nur Rechtsextremismus gegeben.

Dass heute linker Extremismus allerorten zu beobachten ist, wird freilich von Politikern und den Medien des grünroten Mainstreams nur allzu gern verschwiegen. Und diese linken Extremisten werden offensichtlich (zurückhaltend formuliert) immer kecker, ohne dass sie jemals ernsthaft sanktioniert werden. Das zeigt unmissverständlich das Beispiel Grönemeyer, der heute in linken Gazetten gar gefeiert wird – ob seines wuchtigen Wiener „Wagemutes“.

Linke Leitmedien stellen dem linken Sänger einen Blankoscheck aus

Das Magazin „Der Spiegel“ zum Beispiel ernannte Grönemeyer flugs zum vorbildlichen „Antifaschisten“ und stellte ihm eine politische Generalvollmacht aus. Die Zeitschrift schrieb gleich nach dem unvergleichlichen Konzert von Wien: Den linken Barden zu kritisieren, sei falsch. „Und zwar nicht nur, weil Grönemyer schon immer klang wie er halt klingt. Sondern, weil wir Antifaschismus in jeder Lautstärke brauchen.“

Ähnlich argumentiert Johannes Schneider in der „Zeit“, die auch in Hamburg herausgegeben wird. In seinem Beitrag („Gib mir meine Hetz zurück“) entschuldigt der Kommentator die exzessive Lautstärke Grönemeyers – und bezeichnet dessen „Gebrüll als Stilmittel“.

Einem „glühenden Demokraten“ dürfe schon mal „die Stimme kippen“. Dass sich der „Schreiende, Deutschlands vielleicht bekanntester männliche Popstar Herbert Grönemeyer, dabei recht mainstreamtauglich (hoffentlich) gegen ‚rechtes Geschwafel, Rassismus und Hertze’ ausspricht“, sei nur zu begrüßen.

Der „Botschafter“ des „Afghanischen Frauenvereins“ singt nun auch auf Türkisch

Per Twitter erhielt Grönemeyer volle Unterstützung selbst von Außenminister Heiko Maas (SPD), der den Politik-Künstler ausdrücklich gegen Kritiker von rechts (und auch bisweilen von links) in Schutz genommen hat, die wegen des Stils und des Tonfalls den Wiener Aufruf Grönemeyers mehr oder weniger offen mit Methoden nationalsozialistischer Propaganda verglichen haben.

So kennt Grönemeyers riesiges Sendungsbewusstsein auch weiterhin offensichtlich keine Grenzen. Seit dem letzten Jahr auch in türkischer Sprache. Der 63-Jährige singt jetzt auf seiner Single „Doppelherz / Iki Gönlüm“ streckenweise auf Türkisch. Im Internet gibt es auch dazu Videos. Er huldigt hier seiner „zweiten Heimat“. Musikalische Unterstützung leistet ihm „BRKN“, ein deutscher Rapper mit türkischen Wurzeln. „Bunt-vielfältig“ – so heißt die Losung des Bänkelsängers, der seit September 2017 ebenfalls als „Botschafter“ des „Afghanischen Frauenvereins e. V.“ fungiert. Der eher klein gewachsene Polit-Barde begreift sich wohl als große Mehrzweckwaffe, immer wieder schlagzeilenträchtig einzusetzen auch an vorderster Front. Dort, wo es sehr viel Feindberührung gibt.

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