Netzwelt

Vertuschte Geschichte: Wie US-Geheimdienste Google, Facebook, Amazon und Co. großzogen

Vertuschte Geschichte: Wie US-Geheimdienste Google, Facebook, Amazon und Co. großzogen
Mit Milliarden von der CIA finanziert: IT-Giganten Google, Apple, Facebook und Amazon

An Googles 20. Geburtstag erscheinen viele Stories über den Internetgiganten und dessen Erfolgssaga. Ob die Legenden von Leitmedien oder dem US-Konzern selbst verbreitet werden, eines ist ihnen gemeinsam: Es fehlt darin die Geschichte, wie die CIA den Google-Aufstieg mitfinanzierten. Und nicht nur bei Google mischten die US-Nachrichtendienste kräftig mit. Auch bei Facebook, Amazon, Apple und PayPal ließ man sich bereitwillig korrumpieren.

von Tyler Durden

Mit seinen gewaltigen Finanzmitteln hat das amerikanische Verteidigungsministerium – unterstützt durch Risikokapital der CIA – beim Aufbau diverser Riesen der Informationstechnologie mitgeholfen, unter anderem bei Amazon, Apple, Facebook, Google und PayPal. Später kaufte der Staat diese Firmen dann ein, damit sie ihn bei Militär- und Geheimdienstaktivitäten unterstützen. Auf diese Weise werden auch die Riesen größer und größer.

Traditionell wird der Börsenindex Fortune 500 von Unternehmen aus dem Bankenwesen, dem Energiesektor und der Industrie dominiert. Doch in den vergangenen Jahren haben Technologieriesen wie Apple und Facebook alteingesessene Konzerne vollkommen abgehängt. Deren Erfolgstechnologie beruht allerdings auf der mit Steuergeldern finanzierten Forschungs- und Entwicklungsarbeit vergangener Jahrzehnte.

Das Internet begann als Arpanet, eine Erfindung von Honeywell-Raytheon, das damals im Auftrag des US-Verteidigungsministeriums arbeitete. Dieselben Satelliten, über die moderne Internetkommunikation abläuft, machen es US-Kampfflugzeugen möglich, Feinde zu bombardieren, dasselbe gilt für GPS, mit dessen Hilfe Online-Einzelhändler Produkte punktgenau zustellen können. Apples Touchscreen-Technologie war ursprünglich bei der US Air Force im Einsatz. Und die Drohnen, die heute so atemberaubende Videos aus der Luft schießen, sind abgewandelte Versionen von Reapers und Predators.

Steuerfinanzierte Forschungsarbeit des US-Verteidigungsministeriums bildet das Rückgrat der modernen Hightech-Wirtschaft. Doch diese Technologien erfüllen einen doppelten Zweck. Die Unternehmen, die bei vielen von uns fester Bestandteil des Alltags geworden sind – Firmen wie Amazon, Apple, Facebook, Google, Microsoft und PayPal –, sind indirekt und teilweise auch sehr direkt mit dem militärischen und nachrichtendienstlichen Komplex in den USA verbunden.

Open the Government, eine überparteiliche NGO, die sich für mehr Transparenz einsetzt, hat kürzlich in einem Bericht aufgedeckt, wie umfangreich die Zusammenarbeit von Amazon und Pentagon ist. Das 1994 von Jeff Bezos gegründete Unternehmen wird inzwischen mit 1.000 Milliarden Dollar bewertet, das Privatvermögen von Bezos beliefe sich demnach auf 131 Milliarden Dollar. Im Bericht von Open the Government heißt es, weite Teile der US-Regierung würden mittlerweile auf Amazon laufen, was dazu führt, das Amazon in der Nähe der US-Hauptstadt Washington einen neuen Standort eröffnet.

Amazon bietet unter anderem Clouddienste, maschinelles Lernen und Systeme für biometrische Daten an. Mehr noch: Amazon steht kurz davor, aus dem 10 Milliarden Dollar schweren Programm Joint Enterprise Defense Infrastructure (JEDI) einen lukrativen IT-Vertrag des Pentagons einzustreichen. Man hoffe, dass die Amazon-Technologie die »Tödlichkeit und operative Effizienz erhöhen« werde, heißt es aus dem Pentagon.

Der Bericht geht sehr weit, aber vieles wird unter dem Deckmantel der »nationalen Sicherheit« und der »Firmengeheimnisse« vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen. So wurden alle Städte, die als Kandidaten für den zweiten Firmensitz von Amazon in Frage kamen, aufgefordert, Verschwiegenheitsklauseln zu unterzeichnen

Aber damit nicht genug. Dem Bericht zufolge lieferte Amazon Überwachungssoftware und Gesichtserkennungsprogramme an Polizei und FBI, außerdem wurde diese Technologie, der rassen- und geschlechtsspezifische Diskriminierung vorgeworfen wird, der Heimatschutzbehörde angeboten, wo sie gegen illegale Einwanderer zum Einsatz kommen soll. Zehn Prozent der Gewinne der Amazon-Tochter Amazon Web Services kommen durch Regierungsaufträge zustande, unter anderem vom Außenministerium, der NASA, der Food & Drug Administration und den Centers for Disease Control and Prevention.

2013 erhielt Amazon einen 600 Millionen Dollar schweren Auftrag von der CIA für Commercial Cloud Services (C2S). C2S wird Deep Learning und Daten-Fingerprinting ermöglichen. Amazons zweiter Firmensitz entsteht in Virginia, wo auch die CIA zuhause ist. Trotz wiederholter Anfragen weigert sich Amazon, offenzulegen, inwieweit seine Heimelektronik wie der Amazon Echo von der CIA einsehbar ist.

Doch Amazon ist nur die Spitze des Eisbergs. Gründliche Recherche hat zutage gefördert, dass die späteren Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin Mitte der 1990er-Jahre indirekt Finanzmittel von Pentagon und anderen Behörden dafür nutzten, Webcrawler und Anwendungen zum Page-Ranking zu entwickeln. Etwa zur selben Zeit finanzierten die CIA, das Directorate of Intelligence und die NSA das Programm Massive Data Digital Systems (MDDS).

Sergey Brin hat eingeräumt, dass er Mittel aus dem MDDS-Programm erhalten habe. Professor Bhavani Thuraisingham, der an dem Projekt arbeitete, sagte: »Die Geheimdienstgemeinschaft hat Brin im Grunde Anschubfinanzierung geleistet, die aus vielen anderen Quellen ergänzt wurden, darunter auch aus dem Privatsektor.« Der »Query Flocks«-Teil von Googles patentiertem PageRank-System wurde im Rahmen des MDDS-Programms entwickelt. Zu den frühesten Google-Investoren zählten die beiden Unternehmer Andreas Bechtolsheim (der Sun Microsystems gründete) und David Cheriton. Beide hatten zuvor Gelder des Pentagons erhalten. Wie Bezos auch wurden Brin und Page Milliardäre.

2017 rief das Pentagon das »Project Maven« (oder »Algorithmic Warfare Cross-Function Team«) ins Leben. Die Anwendung für maschinelles Lernen hilft Drohnen dabei, Menschen von Gegenständen zu unterscheiden. Google stellte für das Vorhaben Technologie und Personal bereit. Daraufhin kündigten viele Mitarbeiter unter Protest, nachdem bekannt wurde, dass im Rahmen des Projekts Iraker und Syrer getötet worden waren.

1999 rief die CIA den Risikokapitalgeber Peleus ins Leben, der inzwischen In-Q-Tel heißt. Eines der In-Q-Tel-Unternehmen war der Kartendienst Keyhole, den Google Mitte der 2000er-Jahre kaufte und zu Google Earth ausbaute. Nur wenige Jahre später griff Militärpersonal auf Google Earth zu, um Ziele in Afghanistan ins Visier zu nehmen. 2005 investierte In-Q-Tel 2,2 Millionen Dollar in Google, 2010 investierten Google und CIA gemeinsam in Recorded Future, ein Prognose-Unternehmen für soziale Medien.

Peter Thiel, ein weiterer Milliardär, hat sowohl PayPal als auch Palantir gegründet. Palantir entstand 2004 mit 2 Millionen Dollar aus den Taschen von In-Q-Tel und belieferte die CIA mit Datenanalysen zu Afghanistan und Irak. Kürzlich wurde das Programm von der Polizei in New Orleans im Rahmen eines Tests erprobt.

Palantir erschafft digitale Netzwerke von Bürgern, deren persönliche Daten aus zahlreichen Quellen gesammelt werden. In diesen Netzwerken sind Polizeiaufnahmen mutmaßlicher, potenzieller und künftiger Verdächtiger einzusehen, dazu Informationen wie »Kollege von …«, »Lebt mit …«, »Besitzer von …«, oder »Partner von …«.

Auch die amerikanischen Einwanderungsbehörden setzen Palantir ein. Es gab viel Aufruhr wegen der Vorwürfe, Russland habe sich in die amerikanischen Präsidentschaftswahlen eingemischt und in das Brexit-Referendum. Übersehen haben die westlichen Medien dabei die Rolle der Mitarbeiter von Palantir, die gemeinsam mit Facebook psychografische Profile möglicher Wähler erstellten.

Diese und andere Beispiele zeigen, dass das Pentagon nicht nur daran arbeitet, die Welt nach den Interessen der amerikanischen Elite zu gestalten, sondern dass der tiefere Beweggrund darin besteht, Hightech-Konzerne zu finanzieren, die neue Industriezweige entwickeln. Diese Technologie erschafft nicht nur Monopole, sondern wird mit dem Geld der Steuerzahler finanziert. Die Öffentlichkeit lässt sich als Verbraucher von den Technologien, die mit ihrem Geld entwickelt wurden, bespitzeln und manipulieren und bezahlt dann auch noch für die Dienste dieser Technologie-Riesen. Ein ganz übler Teufelskreis …

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