Schwabing ist das, was man im Volksmund einen Vorzeigestadtteil nennt: Pompöse Villen und schicke Einfamilienhäuser reihen sich ebenso aneinander wie sündhaft teure Restaurants und Bioläden. Zwischen Leopoldstraße und Olympiapark hat sich das grüne Szeneviertel zum Einwohnermagneten der bayerischen Landeshauptstadt entwickelt. Anwälte, Ärzte und Unternehmer geben sich hier die Klinke in die Hand, streiten um die beste Lage und den schönsten Vorgarten. Hipp, schick und modern – das gefällt auch Ossi Bastian, einem arbeitslosen Einzelhandelskaufmann, der vom sorgenfreien Leben der gut situierten Münchener Oberschicht träumt. Kurzentschlossen bastelt er sich eine neue Identität und lässt sich zum Finanz-Vorstand einer grünen Elterninitiative wählen, die mitten in Schwabing einen alternativen Kindergarten betreibt. Ein Blick auf das Bankkonto des Kinderhauses verschlägt dem Wahl-Bayer die Sprache: Eine Viertelmillion verspricht ein sorgenfreies Leben abseits der tristen Monotonie. Edle Sportwagen, teure Urlaube und Edel-Huren gehören fortan zum Alltag des gebürtigen Hallensers, der es sich auf Kosten der Bionade-Bourgeoisie gut gehen lässt. Fasziniert von Anerkennung und Bewunderung, die ihm entgegengebracht werden, baut Basti sein Konstrukt aus Lügen und Intrigen immer weiter aus, ohne in der Idylle der Münchener Glückseligkeit Verdacht hervorzurufen. Erzählt wird die preisgekrönte und gleichsam beeindruckende Dokumentation aus Perspektive der Betroffenen. Sechs Elternpaare sitzen entspannt auf ihren Luxussofas und erklären, wie sie dem Hochstapler auf den Leim gehen konnten. Betrüger Bastian nutzt das Scheinwerferlicht hingegen, um sein Kartenhaus aus Lügen zu erklären. Für den Zuschauer ein verblüffender Grenzgang zwischen Recht und Unrecht, Mitleid und purer Schadenfreude. Ein fast geniales Schauspiel, das faszinierend und zugleich unheimlich daherkommt. Denn wer schöpft schon Verdacht in einem Kindergarten?
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