Deutschland

Rosa Verkaufszonen im Görlitzer Park: Berlin richtet feste Plätze für Drogendealer ein

Rosa Verkaufszonen im Görlitzer Park: Berlin richtet feste Plätze für Drogendealer ein
Görlitzer Park in Berlin: Afrikanische Drogendealer warteten auf Kundschaft.

Rund 140.000 Quadratmeter hat der Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg. Seit Kurzem sind ein paar davon offiziell für den Drogenverkauf reserviert. Kein Scherz: Im Görli haben die Dealer jetzt feste Verkausplätze. Und obwohl sie dafür nicht mal zahlen müssen, wollen sie die pink-markierten Stellen offenbar nicht nutzen. Die irre Idee zu hatte der Türke Cengiz Demirci (45), Angestellter des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg und seit zweieinhalb Jahren Parkmanager im Görli.

von Michael Naumann

Wenn Deutschland unbedingt Verbrechen haben will, dann sollte es wenigstens Organisiertes Verbrechen sein. Und wenn’s um Berlin geht, ist es nie Satire, dort ist es immer Realität. So wie jetzt die weitere Kapitulation des seinen Namen lange schon nicht mehr verdienenden „Rechtsstaates“, der sich einmal mehr den Straftätern als Handlanger andient, denn Gleich und Gleich gesellt sich gern: „Drogendealer werden gebeten, ihre Plätze einzunehmen.“ Die sind jetzt markiert im Görlitzer Park. Auf ihnen dürfen die Rauschgifthändler seit neuestem ihr Dope ganz offiziell vertickern.

Es ist ein weiteres Eingeständnis von politischer, juristischer und polizeilicher Inkompetenz, die in kompletter Kapitulation vor der sich allseits ausweitenden Kriminalität gipfelt: Zwar ist der Politik der berüchtigte „Görli“ seit Jahren ein Dorn im Auge, in den Griff bekommen hat sie das Drogenproblem dort nie. Was angesichts der unzählbaren Miseren in diesem erodierenden Land, das an der Nadel von Dummheit hängt und nahezu süchtig danach ist, nicht verwundert. Einzig bei der Erhöhung der Diäten haut´s anstandslos hin. Ordnung schaffen will man nun in der verruchtesten Grünanlage Deutschlands: mit markierten Flächen. In rosa. Dort sollen sich die Dealer zu zweit postieren – damit die Besucher nicht bedrängt werden. Das berichtet der rbb. Super Sache: Muss man nicht mehr lange suchen, wenn man Bock auf ein Tütchen hat.

Der neue Vorstoß kommt von Cengiz Demirci. Er hat die Markierungen auf den Boden gesprüht. Demirci sagt laut rbb, dass das rein praktische Gründe habe und keine Legalisierung des Drogenhandels bedeute. Der Parkmanager vom Görlitzer Park, der Dschingis Khan vom „Görli“, ist der Herrscher über das Kifferparadies. Er „mag wilde Parks, weil wilde Parks haben einen Ansatz, dass man sich zum Freidenken bewegt“. Dabei soll Cannabis sehr hilfreich sein. Und eine Grünanlage, in der sich Dealer, Bratwurstgriller und internationale Touristen sowie Roma-Familien ab Frühjahr zu Zehntausenden tummeln, seit dem Mauerfall den Park im Zentrum des legendären Partydreiecks an der Spree zur Feiermeile machen und das Geschäft der Dealer boomen lassen. „Erst easy-jet, dann easy-fett“, kalauert die Berliner Szene. Die sich ebenso wie die zahlreichen Hunde und Fixer nicht um ihre Hinterlassenschaften bekümmert. Dann ist der Park mehr wild als frei, kritisieren viele Anwohner. „Vom rechtlosen Raum“ schreibt die Boulevardpresse. Vom „Sinnbild des Sittenverfalls“ die Zeit.

Drei Jahre ist der Parkmanager jetzt im Dienst, er habe dort Ordnung geschaffen, lobt Monika Herrmann (Bündnis 90/Die Grünen), Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg. Und Demirci will beobachtet haben: „Ja, die fangen an, bestimmte Regeln nachzuvollziehen und grundsätzlich wollen wir nicht, dass jeder Dealer fragt, hey weed, Gras, weed? Das wollen wir nicht. Wir wollen, dass der Park für andere Menschen auch nutzbar ist.“ Linke Kiez-Kämpfer hingegen beschimpften ihn als Gentrifizierer, rechte Plattformen als Multi-Kulti-Kuschler. Eine Morddrohung habe es auch schon gegeben. Er aber lasse sich „nicht wegmobben. Mein Name bedeutet ja auch ,gerechter Herrscher‘, Cengiz, Dschengis Khan“, so der Parkwächter.

Bis zu 250 Dealer machten auf der 14 Hektar großen Grünfläche zwischen Landwehrkanal und Spree im Sommer ihre Geschäfte mit Marihuana, schreibt Deutschlandfunk Kultur. Sie zu vertreiben sei jahrelang mit allen Mitteln versucht worden: Polizei, Razzien, Null-Toleranzzonen – nichts habe funktioniert. Am nächsten Tag seien sie wieder da. Einzig der Parkmanager geht den pragmatischen Weg: „Da haben wir mit denen mehr oder weniger einen Vertrag, mündlich, es werden keine Kinder und Jugendliche angesprochen, Frauen werden sexistisch nicht angemacht.“ Es solle kein Spalier stehen.

„Wir haben Respekt vor die, und auf einmal fangen sie an, sich zu kloppen“

„Wir sollen mit den Leuten sprechen, das heißt den Dealern, wenn wir da vorbeikommen, wir begrüßen die auch, wir haben Respekt vor die, die haben auch Respekt vor uns“, ergänzt Souleymane Sow aus Guinea, genannt „Solo“. „Beim Eingang sind die Araber, Marokko, Tunesier und so. Und wenn man ein bisschen reinkommt, wo dieses Dreieck ist, das sind Ghana, hinter dem Edelweiß sind Guinea Conakry auf der anderen Seite sind Gambia, die sind aber nicht da, wenn weniger Leute da sind, dann war die Polizei da. Es ist immer irgendwas. Man denkt, es ist ganz ruhig, und auf einmal fangen sie an, sich zu kloppen“, so der Parkläufer, einer von mehreren.

Offensichtlich Zustimmung für die „ Drogenmarktstände“ signalisierte der zuständige Kreuzberger Bezirksstadtrat Florian Schmidt gegenüber rbb: „Man muss mit der Realität vor Ort umgehen.“ Der Drogenverkauf lasse sich immer nur verschieben. Verbanne man ihn aus dem Görlitzer Park, finde man ihn anderswo wieder. Es ist nicht überliefert, ob er gerade auf dem Rückweg von Berlins berühmter, weil eigenwillig bepflanzter Dachterrasse seines grünen Parteikollegen und Landsmannes des Görlitzer Dschingis Khan, Cem Özdemir, war…

Es gibt aber auch Kritik: „Wer mit Drogen handelt, begeht nach unserem Rechtsverständnis eine Straftat“, machte Benjamin Jendro, Sprecher der Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP), gegenüber der Berliner Morgenpost deutlich. Die politisch Verantwortlichen müssten entscheiden, was für einen Park sie wollten. Wenn er drogen- und damit kriminalitätsfrei werden solle, bedürfe es dauerhaften polizeilichen Drucks, juristischer Entschlossenheit und politischer Rückendeckung: „Wenn man Kriminelle als Nutzer des Parks neben spielenden Kindern integrieren möchte, sind rosafarbene Striche zur genauen Positionierung, um Cannabis, Heroin und andere Drogen zu verticken, sicher eine gute Beihilfe.“ Marcel Luthe von der FDP sprach von einer „Farce“. Der rot-rot-grüne Senat spreche offiziell von der Bekämpfung der Organisierten Kriminalität, dulde aber gleichzeitig eine Geldquelle krimineller Clans. Man wolle sich nicht damit zufrieden geben, dass man Drogendealer dort als Parknutzer integriere.

Cengiz‘ Aktion löste gestern ein empörtes Echo auch bei den anderen Oppositionsparteien aus. Die Zuweisung von Flächen sei eine Einladung zum Rechtsbruch, so CDU-Fraktionschef Burkard Dregger. Das Bezirksamt unterstütze den Drogenhandel der organisierten Kriminalität. Das müsse strafrechtliche und politische Folgen haben. Es sei nicht zu erkennen, wie der Park auf diese Weise drogen- und kriminalitätsfrei werden solle. Muss er doch auch nicht, wenn den Kriminellen schon eine Ausstellung gewidmet wurde: „Andere Heimaten“ beschäftigte sich im Jahr 2017 im Museum Friedrichshain-Kreuzberg mit der Herkunft von Drogendealern, die in Berliner Parks aktiv sind, und ihren Wegen nach Berlin. Partner und Unterstützer der Ausstellung waren unter anderem auch die der Partei Die Linke nahestehende Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Mit dieser Präsentation wolle man dem Hass auf Drogendealer entgegenwirken, hieß es damals. Denn der sei aus „postkolonialen Mustern“ entstanden, schwarze Menschen so zum Sinnbild von Drogenverkäufern geworden. Im Jahr 2016 wollte die Berliner Piratenpartei sogar ein Denkmal für afrikansche Drogendealer errichten. Der Dealer im Mittelpunkt; schließlich gehöre der Drogenhandel in Parks zur Lebensrealität der Bürger, wie Bürgermeisterin Monika Herrmann seinerzeit anmerkte. Und offizielle Standplätze wie auf jedem gewöhnlichen Wochenmarkt nun offensichtlich ebenfalls. Da werden aber Standgebühren für Gewerbetreibende fällig, um auch die Sucht des Finanzamtes zu befriedigen.

Wie wäre es mit Markierung in Regenbogenfarben: dunkelgrün für Gras, hellgrün für Crystal Meth, rot für Koks, gelb für LSD, blau für Heroin? Und wenn wir schon dabei sind: Wie wäre es mit der Zuweisung bestimmter Büsche für Vergewaltiger? Fester Uhrzeiten fürs Busengrabschen? Bestimmter Straßen für Einbrecher? Ausgewiesener Geschäfte für Ladendiebstahl? Einer Kuhle für Steinigung, wenn sich dank nunmehr erlaubter Polygamie der Scharia-Gesetzgebung unterworfen wurde? Nicht fehlen darf hier die Verteilung von Solinger Qualitätsware, um bei Messerstechereien Blutvergiftung wegen verrosteter Dolche auszuschließen. Und wann werden Terroristen bestimmte Weihnachtsmärkte oder Kirchen zugewiesen? Mit anderen Worten: Deutschland geht in Insolvenz, die Restmasse wird verhökert, der Rechtsstaat ist eh schon aufgelöst.

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