Deutschland

Lehrerverband fordert „Jugendoffiziere“ im Unterricht

Lehrerverband fordert „Jugendoffiziere“ im Unterricht
Wo sind die Lehrer, die gegen diesen Wahnsinn aufstehen und sich schützend vor ihre Schüler stellen?

Was der Lehrerverband da abliefert, muss jeden friedensbewegten Deutschen sprachlos zurücklassen. Was sich die Ministerin noch nicht auszusprechen traute, hämmert der Verbandspräsident einer Zeitung ins Mikrofon, als ginge es um die letzte Schlacht in den Klassenzimmern.

von Alexander Wallasch

Der Deutsche Lehrerverband vertritt über 150.000 Lehrer in Deutschland. So einem Verband schließen sich Lehrkräfte an, um gemeinsame Interessen besser durchsetzen zu können. Für eine Bundesbildungsministerin oder die Bildungsminister der Länder ist es immer von Interesse, wenn der Verband hinter politischen Entscheidungen steht, die unmittelbar in die Arbeit der Lehrkräfte an deutschen Schulen eingreifen.

Zuletzt hatte Bundesministerin Stark-Watzinger angeregt, wieder Zivilschutz und eine Art politische Wehrerziehung in den Schulunterricht zu implantieren, als ob nichts wäre: Als gäbe es keinen Ukrainekrieg, keine Diskussion um Waffenlieferungen, kein fundamentales Versagen der Diplomatie und keine westlichen Interessen an einer Fortführung der kriegerischen Auseinandersetzungen mit hunderttausenden Toten.

Ministerin Stark-Watzinger forderte dazu auf, ein „unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr“ zu entwickeln. Sie sagte weiter, sie halte es für wichtig, „dass Jugendoffiziere in die Schulen kommen und berichten, was die Bundeswehr für unsere Sicherheit tut“. Und vollkommen blauäugig – oder eiskalt wider besseres Wissen? – zog sie die Augenbraue hoch und meinte, dass es ihrem Vorschlag gegenüber Vorbehalte gibt, „könne sie nicht nachvollziehen”.

Nein, das Glück war in der deutschen Geschichte selten mit den Friedfertigen, und so ist es bis heute geblieben: Glücklich kann sich Frau Stark-Watzinger, dieser FDP-Zauberlehrling im düsteren Geiste einer Frau Strack-Zimmermann, schätzen, denn der Deutsche Lehrerverband ist der Bildungsministerin und ihrer Militarisierung der Schulbänke sehr weit entgegengekommen.

Und was der Lehrerverband da abliefert, muss jeden friedensbewegten Deutschen sprachlos zurücklassen. Was sich die Ministerin noch nicht auszusprechen traute – sie eierte herum, wollte Naturkatastrophen mit einbezogen wissen –, hämmert der Verbandspräsident Stefan Düll der „Bild am Sonntag“ ins Mikrofon, als ginge es um die letzte Schlacht vor der Apokalypse.

Dem Deutschen Lehrerverband kann es gar nicht schnell genug gehen, dass der Nachwuchs mit der Knarre in der Hand gegen den Russen vorbereitet wird. Gefordert wird, die Ministerin müsse sich jetzt ganz schnell mit den Kollegen der Länder zusammensetzen, um aus Kindern die Soldaten von Morgen zu formen:

„Der Ukraine-Krieg schafft ein neues Bewusstsein für militärische Bedrohung, das auch an Schulen vermittelt werden muss. Ich erwarte von der Bundesministerin, dass sie jetzt das Gespräch mit den Bildungsministern in den Bundesländern sucht.“

Verbandspräsident Stefan Düll hatte aber gerade erst angefangen. Er befürchtet nämlich, dass es die FDP-Ministerin nur so dahingesagt habe. Eine Absichtserklärung reicht ihm nicht, er will am liebesten schon morgen früh die Übungsgranaten auf den deutschen Schulhöfen krachen hören. Oder konkret:

Düll fordert, so fasst es die Tagesschau zusammen, dass im Politik-Unterricht zum Ukraine-Krieg und zur gesamteuropäischen und globalen Bedrohungslage gelehrt werden müsse.

Sein Vorschlag deckt sich mit dem der Ministerin: Jugendoffiziere seien dabei eine „sinnvolle Unterstützung“. Und weiter schlägt er vor, der Unterricht zur „Demokratie- und Friedenserziehung“ könne fächerübergreifend stattfinden, in Wahlunterricht und Projekten.

„Demokratie- und Friedenserziehung“ ist in dem Zusammenhang eine böswillig verharmlosende Falschetikettierung. Denn um Friedenserziehung geht es hier mutmaßlich keineswegs, was immer der Begriff inhaltlich in dem Kontext überhaupt bedeuten soll. Danach wären dann wahrscheinlich Taurus-Lieferungen an die Ukraine ein Friedensdienst und die Forderung diplomatischer Verhandlungen ein Sakrileg, das Polizisten mit Gefährderansprachen aus den Schulen zu entfernen haben.

Der Skandal um eine Schülerin, die von ihrem Lehrer denunziert wurde, steht hier unter Verdacht, nicht zufällig mit den Forderungen der Ministerin und des Verbandschef zusammenzufallen. Es riecht nach Schwefel, nach einer orchestrierten Kampagnenidee. Oder es ist wie beim IS: Jeder weiß hier automatisch, was seine Rolle ist. Und so kommt zusammen, was zusammengehören will.

Die Aussage der Ministerin hätte man mit viel gutem Willen noch als den Irrsinn einer einzelnen, kaum friedensbegaben Person abtun können. Der Vorstoß des Chefs der Lehrer läutet nun alle Alarmglocken.

Was daran am meisten irritiert, ist die Selbstverständlichkeit, mit der hier die wenig friedensbewegte Seite des Lebens in der DDR an bundesdeutschen Schulen wieder zum Leben erweckt werden soll, nur um weiter jene Angst-Stimmung zu erzeugen, die es braucht, diesen menschenvernichtenden Krieg immer noch weiter zu befeuern.

Verbandspräsident Stefan Düll fürchtet offenbar auch den Protest seiner Mitglieder nicht. Er spricht für über 150.000 Lehrer in Deutschland und die sprechen durch ihn. Nach dieser Zäsur sollte allerdings jedes einzelne Mitglied, das von den Aussagen Dürrs irritiert ist, endgültig aufgefordert sein, energisch zu widersprechen.

Aber die Gegnerschaft gegen die Friedfertigen formiert sich weiter: Unterstützung bekommen die Bildungsministerin und der Verbandsvorsitzende zusätzlich von Christine Streichert-Clivot (SPD), der Vorsitzenden der Kultusministerkonferenz.

Sie wünscht eine Vorbereitung von Schülerinnen und Schülern auf mögliche Krisen. Alle drei wissen, dass es im Kern um den Ukrainekrieg geht. Aber auch hier wird gleich das ganze Paket angereicht bis hin zur Klimakatastrophe.

Das ist das eingeläutete Ende der Wohlfühloase Deutschland, der Michel zieht in den Krieg gegen den bösen Russen und gegen das noch bösere CO2. Die Sozialdemokratin der Kultusministerkonferenz sagt gegenüber der Funke Mediengruppe:

„Pandemien, Kriege, Naturkatastrophen, Klimawandel, tiefgreifende Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft: Kinder und Jugendliche müssen insgesamt breiter auf die Zukunft vorbereitet werden. Sie müssen gesünder, resilienter, mutiger und selbstbewusster werden und so flexibel, dass sie Veränderungen aktiv mitgestalten können. Dazu kann Schule einen wichtigen Beitrag leisten, besonders im Bereich Ganztag.“

Das ist dann nicht weniger als eine Kriegserklärung an die Eltern und ein Versprechen, dass diese bald nichts mehr zu melden haben, wenn sie auf die anachronistische Idee kämen, ihr Kind nach ihren Vorstellungen erziehen zu wollen.

Am liebsten „im Bereich Ganztag“ – kleine Soldaten vom Fahnenappell am Morgen bis zum pathetischen Abendgruß an die Schulkameraden an der Front.

Was für eine Schande, was für ein Rückfall in eine düstere Zeit. Erst werden die Jüngsten ideologisch vergiftet und dann sollen sie das potenzielle Kanonenfutter eines sinnlosen, nie enden sollenden Krieges werden. Eine Menschenvernichtungsmaschine, vorausgedacht von gewissenlosen Menschen, denen man mit uneingeschränkter Verachtung entgegentreten muss.

Hoffnung ruht jetzt auf weit mehr als 150.000 Lehrern, für die dieser Kriegstreiber vorgibt, zu sprechen. Die Lehrer sind jetzt aufgefordert, Gesicht zu zeigen.

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