In Kölns gutbürgerlichem Agnesviertel soll mit großem finanziellen Aufwand ein neues Flüchtlingsheim entstehen. In direkter Nachbarschaft finden die Neubürger vermutlich gute Freunde.
von Bernd Hofgaard
Im Agnesviertel der multikulturellen Regenbogenstadt Köln scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Die Neusser Straße ist eines der letzten Shopping- und Flaniereldorados in der zunehmend von Leerständen, Verwahrlosung und Billigläden geplagten Domstadt. Fachgeschäfte wechseln sich ab mit traditionellen Brauhäusern und Eiscafés, und nur gelegentlich quetschen sich verschämt Spielhallen und Männerfriseure zwischen die Boulevardbauten. Im nahegelegenen Hilde-Domin-Park tummeln sich täglich junge Familien beim Patchwork-Picknick, Pilates-Anhängerinnen bei Turnübungen, Hundebesitzer flanieren beim geruhsamen Gassigehen. Zwei Spielplätze und eine Kindertagesstätte runden diese Idylle ab, die wie gemacht scheint für die links-grüne Bionade-Bourgeoisie.
«Zu groß und zu teuer»
Doch diese heile Welt könnte demnächst Risse bekommen, denn nicht weit entfernt soll bis spätestens Frühjahr 2026 eine neue Flüchtlingsunterkunft entstehen. Die Unterbringung von Asylbewerbern ist für zehn Jahre vorgesehen und wird in der ehemaligen Oberfinanzdirektion erfolgen, die seit 2021 leer steht. In dem riesigen und denkmalgeschützten Altbau sollen dann in einer sogenannten Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) rund 500 Fremde unterkommen. Die Neuankömmlinge werden dort zunächst registriert sowie medizinisch untersucht und können parallel ihre Asylanträge stellen. Nach einigen Wochen können die Migranten in sogenannte Zentrale Unterbringungseinrichtungen und später in kommunale Wohnungen wechseln.
Auf jeden Flüchtling entfallen 45 Quadratmeter Fläche.
Der gesamte Bürokratieapparat wird nicht nur riesig, sondern auch richtig teuer. Der Kölner Stadt-Anzeiger (KStA) verweist in einem Artikel auf ein internes Papier der Bezirksregierung Köln. Darin steht, dass das Vorhaben rund 110 Millionen Euro kosten werde. Die Summe setzt sich zusammen aus den Umbaukosten von acht Millionen Euro und Mietkosten von monatlich 133.520 Euro, was sich in zehn Jahren auf über 16 Millionen Euro summiert. Für den nordrhein-westfälischen Bau- und Liegenschaftsbetrieb als Besitzer und Betreiber sind parallel zu den Nebenkosten rund 86 Millionen Euro vorgesehen, so der KStA. Der Bezirk selbst schweigt zu den Zahlen.
Seitdem die Pläne Anfang 2024 bekannt wurden, herrscht in dem Veedel (Kölsch für Stadtteil) Verdruss bei Bewohnern und Politikern. Die Interessengemeinschaft Neustadt-Nord/Villen-Viertel kritisiert, dass das Gebäude «zu groß und zu teuer» sei und geht dabei ins Detail: Die Gebäudefläche von 22.500 Quadratmetern sei viel zu üppig für 500 Flüchtlingsplätze, was einen Platz pro Kopf von 45 Quadratmetern entspricht. Die Betriebsführung sei auch wegen Sicherheit und Brandschutz zu aufwändig. Doch nicht nur innerhalb der Aufnahmestation drohen die Probleme.
Das Viertel scheint wie gemacht für die links-grüne Bionade-Bourgeoisie.
Das Gebäude liegt an der viel befahrenen Riehler Straße, an der sich ein Bürokomplex an den anderen reiht. Die Infrastruktur tendiert bis auf einen Kiosk und eine Tankstelle gegen null. Die seelenlose Asphaltwüste mit Begleitgrün ist bis auf wenige Fußgänger und Radfahrer die meiste Zeit praktisch ausgestorben. Künftig dürfte es dort wesentlich lebhafter zugehen, denn bekanntlich erobern speziell junge Männer aus bestimmten Kulturkreisen schnell den öffentlichen Raum. In vielen Veedeln Kölns wie Kalk, Buchforst oder Mülheim halten sich männliche Migranten den ganzen Tag unter freiem Himmel auf, um zu schwatzen, zu trinken oder ins Smartphone zu starren. Dass diese oft testosterongesteuerten Gruppen dann auch den Hilde-Domin-Park für sich entdecken werden, ist nur eine Frage der Zeit.
Abstieg in die Hölle
Nur rund einen Kilometer vom künftigen Migrantenquartier entfernt befindet sich der Kriminalitätshotspot Ebertplatz – benannt nach dem ehemaligen Reichspräsidenten Friedrich Ebert (SPD). Die Betonschüssel mit einem nur noch sporadisch sprudelnden Brunnen zählt zu den vielen missratenen Bauten der 70er-Jahre-Architektur, die vorwiegend auf Beton statt auf Botanik setzte. Die Stadt verschlimmbesserte die Lage noch, indem sie den sogenannten Kaninchenbau jahrelang sträflich verwahrlosen ließ, und erhielt deshalb die logische Quittung: Der Ebertplatz ist schon vor Jahren zu einem der gefährlichsten und verrufensten Orte im gesamten Stadtgebiet geworden. Regelmäßig sorgen Drogendelikte, Raubüberfälle und Stechereien für Schlagzeilen des Schreckens. Im Juli 2023 wurde ein 16-Jähriger von einem Messermann lebensgefährlich verletzt und musste notoperiert werden. Vor kurzem versetzten minderjährige Migranten aus einem anliegenden Flüchtlingsheim die Bewohner in Angst, indem sie am helllichten Tag Frauen ihre Halsketten abrissen und Fußgänger bedrängten.
Die Jugendlichen wissen dabei genau, dass sie wegen ihres angegebenen Alters keine spürbaren Strafen zu befürchten haben. Der Konsum von Lachgas sorge zudem für den Abbau von Hemmschwellen, berichten Anwohner. Die alarmierte Polizei fand bei einer Durchsuchung in der Unterkunft zuletzt zahlreiche Goldketten, hochwertige Sonnenbrillen, haufenweise Handys und natürlich Messer. «Viele gehen nicht mehr über den Ebertplatz und zur dortigen U-Bahn-Station, sondern nur noch in Begleitung von Security-Mitarbeitern», berichtet Anneliese Schmitz (Name geändert); eine Ärztin sagte aus, sie sei nur noch mit einem elektrischen Schlagstock unterwegs.
Obwohl die Polizei, das Ordnungsamt und Security-Mitarbeiter neben der 24-Stunden-Videoüberwachung praktisch dauerpräsent sind, ist das Betreten dieses innerstädtischen Infernos stets ein Abstieg in die Hölle. Die defekten Rolltreppen wirken wie ein hausgemachter Hohn auf die Barrierefreiheit, die Zu- und Abgänge sind ebenso unübersichtlich wie düster und sorgen bei Passanten für eine mulmige Mischung aus Beklemmung und nackter Angst. An den Treppen postieren sich schon um die Mittagszeit vorwiegend People of Colour (neudeutsch für Farbige), um ungeniert Drogen anzubieten und bei Ablehnung zu drohen. Seit der Legalisierung von Cannabis hat die Gewaltbereitschaft von Dealern und Kunden noch zugenommen.
«Ich würde niemandem raten, dort abends noch entlangzugehen», sagt Anwohner Joachim Günther (Name geändert). Die Stadt unter der im September endenden Regentschaft von Oberbürgermeisterin Henriette «Armlänge Abstand» Reker reagiert mal wieder hilflos aktionistisch und will drei der Zu- und Abgänge einfach zumauern. NRW-Innenminister Herbert Reul meinte bei einem Besuch auf dem Ebertplatz im Dezember 2024 beiläufig, die Probleme auf dem Platz könnten nicht allein durch die Polizei gelöst werden.
Proteste vergeblich
Kein Wunder, dass auch Lokalpolitiker über das neue Asylheim verärgert sind. «Da wird so eine Einrichtung hingeknallt, und die Kommune kann gucken, wie sie damit klarkommt», ärgert sich der zuständige Bezirksbürgermeister Andreas Hupke. Er hat vor kurzem die Grünen verlassen, weil nach seiner eigenen Aussage «alte, weiße Männer dort nicht mehr erwünscht» sind. Auch die CDU sieht den Standort für eine solche Unterkunft als ungeeignet an. «Es gibt auf dem Gelände nicht genügend Freiflächen, auf denen sich die Geflüchteten aufhalten und zur Ruhe kommen können», äußerte ihr Ratsmitglied Florian Weber.
Die Grünen finden hingegen den Standort erwartungsgemäß völlig unproblematisch. «Wenn dort nun Geflüchtete unterkommen, wird das Gebäude auf sehr sinnvolle Weise genutzt», meint die Fraktionsvorsitzende Sandra Schneeloch. Birte Lange vom Kölner Flüchtlingsrat findet die Erstaufnahme an der Riehler Straße ebenfalls geeignet und fordert von den Anwohnern zugleich eine Bringschuld ein: Die Nachbarschaft könne «Willkommensarbeit leisten», und zwar durch «Spielangebote für Kinder» oder «Vermittlung erster Deutschkenntnisse». Die Alteingesessenen würden durch solche Integrationsarbeit die Einrichtung «zugänglicher» machen.
Grün, reich und super cool
«Ich war heute auf dem Flohmarkt an der alten Feuerwache in Köln – aber eigentlich betrifft das, was ich gleich schreibe, fast alle Flohmärkte hier in der Stadt. Ich frage mich jedes Mal: Wer sind diese ganzen super stylischen, ästhetischen Menschen? Sie sehen aus wie direkt aus einem Vintage-Fotoalbum: coole Outfits, weite Hosen, Sonnenbrillen, Kaffee in der Hand. Sie chillen in kleinen Grüppchen, lachen, wirken vertraut miteinander – als würden sie das jeden Tag machen. Alle strahlen so ein Gefühl von Angekommen-Sein aus. Als wüssten sie genau, wer sie sind und wo sie hingehören. Und ich laufe da rum und fühle mich eher wie eine stille Beobachterin am Rand. Freundlich angelächelt, aber nie wirklich Teil davon. Mich schüchtert das total ein – und, ehrlich gesagt, macht mich diese Stadt dadurch auch ein bisschen einsam.» (Beobachtungen auf dem reddit-Kanal r/cologne)
Die Lokalpolitiker protestierten jedenfalls vergeblich, denn das Asylheim ist Sache der Bezirksregierung und damit des Landes. Josefine Paul, die grüne Ministerin «für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration» (allein schon diese Zusammenstellung!), sieht jedenfalls keine Probleme wegen des benachbarten Hotspots. Insbesondere angesichts des kurzen Aufenthaltes der Geflüchteten in der zukünftigen EAE werde «das (…) befürchtete Risiko eines Anwerbens der in der zukünftigen Unterkunft Untergebrachten durch die dortige Drogenszene als gering» eingeschätzt, antwortete das Ministerium auf eine Anfrage der Abgeordneten Enxhi Seli-Zacharias (AfD). Mit ersten baulichen Maßnahmen soll noch in diesem Sommer begonnen werden. Momentan herrscht Ruhe in dem umzäunten Gebäude. Wie so häufig, wird das nur die viel zitierte Ruhe vor dem Sturm sein.
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