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Geheime Verhandlungen: Russland und Ukraine führen Friedensgespräche

Geheime Verhandlungen: Russland und Ukraine führen Friedensgespräche
Russland und Ukraine: Führende Militärs verhandeln über Frieden

Der investigative Journalist Seymour Hersh hat einen Artikel veröffentlicht, in dem er von geheimen Friedensgesprächen zwischen Russland und der Ukraine berichtet, die angeblich die beiden Armeechefs miteinander führen.

von Thomas Röper

Seymour Hersh hat einen neuen Artikel mit der Überschrift „Von General zu General“ veröffentlicht, in dem er schreibt, der Oberbefehlshabers der ukrainischen Streitkräfte, Valery Saluzhny, und des Chefs des Generalstabs der russischen Streitkräfte, Valery Gerasimow, würden geheime Gespräche über einen Frieden führen. Hersh beruft sich in seinem Artikel auf Quellen in der US-Regierung und auf Amerikaner, die mit der Situation in der ukrainischen Regierung vertraut sind. Dass es Friedensgespräche gibt, scheint ein offenes Geheimnis zu sein, wie man bei Hersh lesen kann:

„Ein amerikanischer Geschäftsmann, der jahrelang in der ukrainischen Regierung mit hochrangigen diplomatischen und militärischen Fragen befasst war, sagte mir Anfang der Woche: „Alle in Europa reden darüber“ – über die Friedensgespräche. „Aber zwischen einem Waffenstillstand und einer Einigung gibt es noch viele Fragen“. Der erfahrene Journalist Anataol Lieven schrieb diese Woche, dass die Lage auf dem Schlachtfeld in der Ukraine und damit „ein Waffenstillstand und Verhandlungen über eine Friedensregelung für die Ukraine immer notwendiger werden.“ Für die ukrainische Regierung unter Wladimir Selensky sei es „außerordentlich schwierig“, Gesprächen zuzustimmen, da sie sich wiederholt geweigert hat, mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu verhandeln.“

Hersh schreibt, der Stand der Gespräche sei, dass die Krim russisch bleibt und dass in den befreiten Gebieten, die Teil Russlands geworden sind, die russischen Präsidentschaftswahlen abgehalten werden. Russland soll die Ukraine laut Hersh nicht am NATO-Beitritt hindern, allerdings unter der Bedingung, dass sich „keine NATO-Truppen auf ukrainischem Boden befinden werden“. Darüber hinaus werde der NATO die Stationierung von Angriffswaffen in der Ukraine untersagt.

Ich habe keinerlei Zweifel daran, dass Hersh in dem Sinne die Wahrheit berichtet, dass seine Gesprächspartner ihm das erzählt haben und dass sie das selbst auch wirklich glauben. Allerdings scheint mir dabei der Wunsch der Vater des Gedankens zu sein, denn dass Russland einem NATO-Beitritt der Ukraine zustimmt, halte ich für mehr als unwahrscheinlich. Und dass Russland dabei einer vertraglichen Zusicherung des Westens oder Kiews glauben könnte, dass danach weder NATO-Truppen noch NATO-Angriffswaffen in der Ukraine stationiert werden, halte ich ebenfalls für unwahrscheinlich.

Nichtsdestotrotz kann es sein, dass die US-Regierung und Kiew den Russen diesen Vorschlag unterbreitet haben. Es kann theoretisch sogar sein, dass der Chef des russischen Generalstabes das als Basis für ein Gespräch akzeptiert hat, aber das letzte Wort hat Präsident Putin. Und dass Putin so einer Lösung zustimmt, halte ich nach allem, was in den letzten Jahren passiert ist, für unwahrscheinlich.

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