Vor einem Jahrzehnt hätte ich mich noch ohne Zögern als links bezeichnet – überzeugt von den Grundsätzen sozialer Gerechtigkeit, internationaler Solidarität und dem Streben nach einer egalitäreren Gesellschaft. Meine politische Heimat schien gefunden, mein moralischer Kompass klar ausgerichtet. Heute, zehn Jahre und eine “Flüchtlingskrise” später, blicke ich auf einen langsamen, oft schmerzhaften Transformationsprozess zurück.
von Aischa Schluter
Links war bei mir immer quasi die Default-Einstellung, wie bei vielen anderen auch. Sie ging auch einher mit einer aus heutiger Sicht vollkommen übertriebenen Ablehnung von allem, was konservativ war – denn konservativ ist ja nur der Wegbereiter von “rechts”, und rechts ist ja gleich rechtsextrem, und rechtsextrem ist literally Drittes Reich. Das ist die Slippery Slope, wie ich sie auch heute noch bei vielen Linken sehe. Da hielt ich mich dann für super-ausgeglichen informiert, weil ich “taz”, die “Zeit” und den “Spiegel” gelesen habe. Ich habe in einem selbstverwalteten Wohnheim gewohnt und gegen “Nazis” (oder was man eben so dafür hält), Burschenschaften und “das System” demonstriert.
Dann kam 2015 und die Flüchtlingskrise. Am Anfang habe ich das alles geglaubt, was man uns im Fernsehen gesagt hat und was der öffentlich-rechtliche Rundfunk und der Qualitätsjournalismus propagierten. Wollte es glauben. Hatte aber schon ein gewisses ungutes Gefühl, denn ich kannte die Klientel, die da kam. Ich hatte immer schon viel mit Ausländern – gerade auch aus dem arabischen Raum – zu tun gehabt. Auch störte mich als Religionskritikerin der naive und geradezu wohlwollende Umgang mit dem Islam. Anfang 2015 hatte der Anschlag auf “Charlie Hebdo” stattgefunden – aber im Fernsehen hieß es, es kämen überwiegend Familien, und die würden ja selbst alle vor islamistischen Regimes fliehen; es seien hauptsächlich gut ausgebildete Leute, und wie man sich das nicht alles sonst noch schöngeredet hat.
Etwas suspekt
Besonders stutzig wurde ich, als ich morgens beim Bäcker in der “Bild”-Zeitung die durchweg positive Berichterstattung über das Flüchtlingsmanagement sah; ich war überrascht – schließlich lebten “Bild” und überhaupt die Springer-Presse doch vor allem vom Schüren von Ressentiments gegen Ausländer. Aber dann dämmerte mir, dass der Springer-Verlag eben auch schon immer CDU-nah war (Friede Springer war eine enge Vertraute Angela Merkels) – und wenn die CDU-Kanzlerin Merkel sagt „Wir schaffen das!“, dann hilft “Bild” dabei. Auf diese Weise brach dann auch die mediale Opposition zur Zuwanderung von der (bis dahin) konservativen Seite weg. Es war mir zwar etwas suspekt, aber noch blieb ich zunächst meiner damaligen Einstellung treu und deutete dies folglich als „haben die es auch endlich mal gemerkt, dass wir Zuwanderung brauchen und dass davon nicht die Welt untergeht“.
Doch diese verklärte Welt bekam schon im ersten Jahr Risse. Freunde von mir organisierten Sammelaktionen für Kinderkleidung und Spielzeug, um den ankommenden Familien zu helfen – aber da waren kaum Familien, eigentlich gar keine. Dafür jede Menge junger Männer aus Ländern, in denen ich als Frau niemals alleine auf die Straße gehen würde. Und diese Männer strahlten auch genau das aus. In den wenigen Fällen, wo Familien kamen, war es nicht besser: Ein Araber schloss in seinem Flüchtlingsheim seine Frau grundsätzlich auf dem Zimmer ein, wenn er ausging (die Toilette war übrigens auf dem Flur). Als ich davon erfuhr und dies monierte, hieß es von der Heimleitung, das sei nun mal deren “Kultur”, da dürfe man sich “nicht einmischen“. Bei einem anderen Flüchtling, einem Somalier, stellte sich heraus, dass er in seinem Heimatland jemanden umgebracht hatte und auf der Flucht vor der Blutrache war. Die linke Parole „Niemand flieht ohne Grund!“ bekommt da eine völlig neue Bedeutung.
Die „Veränderung“ war kein Grund zur Freude
Es waren auch nette Leute dabei, wie der stille Algerier: Er erzählte mir seine Geschichte, dass sein Vater in der Heimat ein gut gehendes Geschäft hätte, er aber als jüngster von vier Söhnen jetzt eben nach Europa geschickt wurde. Aha! So kann man sein Geld auch investieren. Dann kam Silvester 2015/16 mit den massenhaften sexuellen Übergriffen von Köln – und was sich schon angedeutet hatte, brach nun endgültig öffentlichkeitswirksam auf. „Deutschland wird sich verändern und zwar drastisch. Und ich freue mich darauf“ hatte Kathrin Göring-Eckhart von den Grünen wenige Monate vorher prophezeit – und in der Tat, sie sollte recht behalten; ein Grund zur Freude sollte dies jedoch keineswegs sein. In dieser Zeit schwand dann auch mein Vertrauen in die Medien – die linkslehnenden Zeitungen, die zu meiner Standardlektüre gehörten, aber auch in den ÖRR – täglich mehr. Ich bin mit der “Tagesschau” aufgewachsen und gehöre bis heute sicher nicht zu den Zwangskonträren, die einen ÖRR kategorisch ablehnen; aber dass die Berichterstattung sehr einseitig war, konnte ich nicht leugnen – obwohl man liebgewonnene Einstellungen ja nicht einfach so über Bord schmeißt.
So begann die linke Szene mit ihren Journalisten sich immer mehr von der Realität zu verabschieden und griffen auf bewährte Methoden der Verdrängung zurück. “Rassismus” sei ja das eigentliche Problem, die Berichterstattung sei nämlich gar nicht zu wohlwollend, sondern eher ausländerfeindlich, wurde uns bald eingeredet. Und außerdem: „Deutsche machen das auch!“. Margarete Stokowski fuhr im “Spiegel” voll auf die Oktoberfest-Lüge ab: Dieser zufolge gäbe es dort schließlich ebenfalls eine “Rape-Culture”; argumentiert wurde mit mehr oder weniger frei erfundenen Zahlen von “200 Vergewaltigungen” auf dem Oktoberfest. Die Polizei widersprach dem prompt und sagte. so viel käme auf dem Oktoberfest in zehn Jahren nicht zusammen – doch davon lässt man sich doch nicht beirren, wenn man erst einmal begonnen hat, mit der Realität auf Kriegsfuß zu stehen. Und so hört man auch heute, zehn Jahre später, immer noch oft das Argument mit dem Oktoberfest. Eine einmal in die Welt gesetzte Lüge bleibt bei vielen dann eben doch hängen.
Tiefsitzende Angst
An das linke Veranstaltungszentrum in Tübingen sprühte man damals stolz: „Refugees Enter For Free“. Ein halbes Jahr und sehr viele unangenehme Zwischenfälle später wurde der Schriftzug dann übermalt mit „However I dress, wherever I go, Yes means Yes and No means No“. Von den für diesen Sinneswandel ursächlichen Vorfällen wurde natürlich keiner angezeigt – denn die Polizei ist ja bekanntlich “rassistisch” und würde die armen Grabscher ohnehin nur ungerecht behandeln. Es war übrigens nicht der einzige Jugendclub mit solchen Vorkommnissen (das “Conne-Island” in Leipzig machte die gleiche Erfahrung und niemand weiß, wer noch alles).
Wie tief die Angst saß, irgendetwas von der Realität anzuerkennen, was „Wasser auf die Mühlen der Rechten“ sein könnte, zeigte sich dann am Fall Selin Gören. Die junge Politikerin der Linken wurde von drei arabischstämmigen Männern vergewaltigt, gab aber bei der Polizei an, sie sei von Deutschen ausgeraubt worden. Später revidierte sie zwar ihre Aussage; aber dieser Fall lässt doch tief blicken. Da mein Vertrauen in die Medien beschädigt war, begann ich von da ab nicht nur selbst zu recherchieren, sondern auch meine Glaubenssätze in Frage zu stellen. Es war der Beginn einer kritischen Reflexionsphase, die mir die Augen geöffnet hat und in der Realismus an die Stelle von linkem trat. To be continued…
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