Deutschland

Der Abschuss: Der grüne Krieg gegen das Fliegen

Der Abschuss: Der grüne Krieg gegen das Fliegen
Fliegen nur noch für Kosmopoliten, nicht mehr für den Pöbel.

Mit einer 600 Millionen-Euro Erhöhung der Flugsteuern, um das Haushaltsloch zu schließen, attackiert die Ampel die ohnehin schlingernde Branche – die sich längst von Deutschland abwendet. Der Sommerurlaub für alle soll weg.

von Max Mannhart

Kaum etwas steht so sehr für den breiten Wohlstand unserer Gesellschaft wie das Fliegen. Was einst absolutes Luxusgut war, ist heute nicht nur massentauglich, sondern fast absurd günstig – bis vor kurzem jedenfalls. Vor Corona bezahlte man nicht einmal die Hälfte des Preises eines Bahntickets von Berlin nach Hamburg, wenn man ans Mittelmeer fliegen wollte.

Technischer Fortschritt, geniale Logistik und Unternehmergeist sorgten mit dem Flugzeug für einen Schub an Lebensqualität für die breite Bevölkerung. Nicht zuletzt in Deutschland gerne beäugte „Billigflieger“ wie Ryanair machten den Familienurlaub am Meer für jeden bezahlbar, ein Wohlstands-Traum und der Stolz einer prosperierenden bürgerlichen Gesellschaft.

Doch diese Zeit kommt an ihr Ende. Während sich der weltweite Flugverkehr nach dem Covid-Loch extrem schnell erholte und im Jahr 2023 bereits in Europa ein Allzeithoch verzeichnet wurde, bleibt Deutschland bis heute über 15 Prozent hinter dem vor Covid-Niveau zurück und wird abgehängt. Und jetzt setzt die Ampel zum nächsten Schlag an: Fast beiläufig verkündete man im Zuge der Schließung des Haushaltslochs jetzt eine drastische Steuererhöhung. Knapp 600 Millionen Euro pro Jahr will die Bundesregierung mit einer Erhöhung der Luftverkehrsabgabe mehr einnehmen – eine Steuer, die auf alle aus Deutschland abgehenden Flüge entfällt.

Diese Abgabe liegt jetzt bereits bei 12,73 Euro für Kurzstrecken, 32,25 Euro pro Mittel- und 58 Euro pro Langstreckenflug. Bisher belaufen sich die Steuereinnahmen hier auf rund 1,2 Milliarden Euro jährlich. Diese Steuer wird ab 2024 nun um ca. 50 Prozent erhöht – pro Ticket kann das bis zu 30 Euro mehr bedeuten. Dabei ist die deutsche Luftverkehrsteuer bereits jetzt viermal so hoch wie in Österreich, über 10 Mal so hoch wie in Frankreich und sucht in Europa ihresgleichen. Bereits bis heute sind im Durchschnitt aller deutschen Flughäfen Steuern und öffentliche Abgaben seit 2019 um über 80 Prozent angestiegen. Bis 2025 sollen zudem die Luftsicherheitsgebühren um bis zu 50 Prozent angehoben werden.

Fliegen nur noch für Kosmopoliten, nicht mehr für den Pöbel

Der deutsche Markt gilt als immer weniger attraktiv. Ryanair kündigte bereits an, sein Wachstum vor allem außerhalb Deutschlands zu planen. Die Zahl der in Deutschland stationierten Flieger wurde bereits um über 40 Prozent abgebaut. „Mit seinen hohen Kosten sticht Deutschland als Markt nicht gerade hervor. Wir stationieren unsere Flugzeuge lieber in Italien, Spanien oder anderen Standorten, in denen wir niedrigere Zugangskosten haben“, hieß es im Sommer von Seiten des Unternehmens.

Deutschland hat bereits vor der neuen Ampel-Erhöhung die höchsten Kosten für den Flugbetrieb in Europa. Insbesondere innerdeutsche Verbindungen wurden unter dem Klimamantel derart durchreguliert, dass heute fast nur noch die staatlich gestützte Lufthansa-Gruppe auf diesen operiert. Und diese setzt durch ihre faktische Monopolstellung exorbitante Preise durch und schafft ein Symbol für eine post-marktwirtschaftliche Ordnung: Semi-staatliche Großkonzerne werden durch Bürokratismus und Regulierungen von Konkurrenz befreit und agieren dann träge und teuer für die, die es sich noch leisten können.

Und der deutsche Flugmarkt wurde bereits vor Corona durch Regulierungen und Abgaben zusammengeschossen. Mit Air Berlin und Germania gingen gleich zwei der vier größten unabhängigen deutschen Fluggesellschaften in den vergangenen fünf Kalenderjahren insolvent. Condor, als letzter verbliebener nationaler Konkurrent der Lufthansa, überlebte die Insolvenz ihrer Muttergesellschaft nur dank massiven, unbefristeten Staatskrediten, gehört mehrheitlich einer britischen Muttergesellschaft und konzentriert sich auf ein Nischengeschäft. Die Lufthansa-Gruppe hat in Deutschland nur noch mit Easyjet und Ryanair ernsthafte Konkurrenten. Der einst stärkste europäische Flugmarkt bricht immer stärker ein.

Und auch die Lufthansa hat ihr Vertrauen in ihren Heimatmarkt ebenfalls verloren. Bei ihren Wachstumsplänen setzt sie vermehrt – u.a. durch Zukauf des Alitalia-Nachfolgers ITA Airways – immer stärker aufs europäische Ausland. In Deutschland operiert man nur noch an den großen Geschäfts-Drehkreuzen Frankfurt und München, den Rest überlässt man seiner Billigtochter Eurowings.

Fliegen nur noch für Kosmopoliten, nicht mehr für den Pöbel

Die Branche schwächelt, weil es politisch gewollt ist. Die Bahn wird hingegen immer stärker auch steuerlich subventioniert, was allerdings weder zu besserem Service noch günstigeren Preisen führt. Der Flug wäre von seinen Voraussetzungen längst die perfekte Alternative. Deutlich günstiger, schneller und zuverlässiger könnte man innerhalb Deutschlands mit dem Flugzeug reisen – allein, es ist politisch nicht gewollt und wird verhindert. Eurowings-Chef Bischof verkündete jüngst: „Die Zeit der irrwitzig billigen Tickets ist vorbei, und das ist auch richtig.“ Einig ist er sich da mit dem Grünen Bundestagsabgeordneten Dieter Janecek, der mittlerweile Bundesbeauftragter für Tourismus ist. Janecek sagte dem Deutschlandfunk: „Es gibt sehr viel Billigflüge, die sind sehr günstig geworden, und das lässt sich einfach nicht mehr vereinbaren mit der Herausforderung der Klimakrise. Insofern, glaube ich, es wäre schon gerecht, zu sagen, das Fliegen muss insgesamt teurer werden“. Das wird jetzt Realität.

Im Kampf gegen das Fliegen kulminiert die Grüne Ideologie: die vordergründige Klima-Argumentation, der Kampf gegen technischen Fortschritt und nicht zuletzt das tiefe Misstrauen gegen die „Konsumgesellschaft“. Und hier addiert sich zum antikapitalistischen Grundgefühl auch die bourgeoise Hochnäsigkeit des grünen Bürgertums hinzu. Man ekelt sich vor den Konsummöglichkeiten, die Ryanair und Easyjet genau wie Aldi und Lidl der breiten Bevölkerung ermöglichen – und damit mehr faktischen Wohlstand schaffen, als die Sozialprogramme der Regierung. Fliegen soll es schon noch geben – aber eben für Kosmopoliten, die die Welt bereisen, zum Kilimandscharo oder zu den Anden fliegen um ihren Horizont zu erweitern. Nur der Pöbel soll eben nicht mehr nach Mallorca. Warum auch.

Doch beim Fliegen geht es um mehr – gerade deshalb wird es mit grünen Kampfbegriffen wie „Flugscham“ etc. so hart bekämpft. Der deutsche Flugpionier Otto Lilienthal dichtete einst „Es kann Deines Schöpfers Wille nicht sein, Dich, Ersten der Schöpfung, dem Staube zu weih’n, Dir ewig den Flug zu versagen!“. Das Fliegen ist die Erhebung des Menschen über die Natur, der Triumph dieser Spezies über seine biologischen Grenzen. Die Möglichmachung des unmöglichen Menschheitstraums schlechthin – der Mensch fliegt – ist vielleicht das beste Symbol für das, was Europa und den Westen ausgemacht hat. Genau deshalb wird das Flugzeug von Romantikern der Steinzeit so vehement abgelehnt.

Der nach Otto Lilienthal benannte und innerhalb weniger Wochen während der Berliner Luftbrücke erbaute Flughafen Berlin-Tegel wurde geschlossen und dient jetzt als Massenunterkunft für Asylbewerber; ersetzt wurde er durch den nicht minder – aber in die entgegengesetzte Richtung – symbolträchtigen BER.

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