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Hacker können mit einfachsten Mitteln Kampfflugzeuge der Bundeswehr kapern

Hacker können mit einfachsten Mitteln Kampfflugzeuge der Bundeswehr kapern

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat die Bundeswehr darüber informiert, dass es Mitarbeitern gelungen ist, mit geringen Mitteln eine Cyberattacke gegen Kampfflugzeuge der Luftwaffe durchzuführen und die Kontrolle über diese zu übernehmen.

In einem Testprojekt hatte eine Forschungsgruppe des DLR aufzeigen können, dass es mit einer Ausrüstung im Wert von weniger als 5.000 Euro möglich war, eine Cyberattacke durchzuführen, die die Operationen von Flugzeugen der Luftwaffe zum Erliegen bringen würde.

Der Chef des Luftfahrtamtes der Bundeswehr, Generalmajor der Luftwaffe Ansgar Rieks, hat in Reaktion auf die Erkenntnisse des DLR eine neue Initiative zur Cybersicherheit in der Luftfahrt ins Leben gerufen. Der Generalmajor zeigte sich von der Aufdeckung der Anfälligkeiten bei Flugzeugen der Bundeswehr schockiert: „Die Aussicht, dass dies im realen Leben geschehen kann, ist erschreckend. Angesichts dieser Herausforderung untätig zu bleiben, käme einer großen Fahrlässigkeit gleich”, so Rieks gegenüber Journalisten.“

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Auf einer Sicherheitskonferenz in Bückenberg betonte der Chef des Luftfahrtamtes der Bundeswehr zudem, dass das Militär sich nicht nur auf technische Probleme konzentrieren sollte, die in der Bordsoftware auftauchen könnten. Angesichts der wachsenden Risiken und Bedrohungen durch Cyber-Kriminalität dürfe man nicht die Augen vor der Möglichkeit einer feindlichen Cyber-Attacke auf die Luftfahrt-Infrastruktur verschließen. Die Armee müsse sicherstellen, “dass Flugzeuge der Bundeswehr nicht vom Boden oder von einem Passagier in der Luft übernommen werden können”.

Bis 2021 soll Cyberkommando stehen

Parallel zur neuen Initiative betonte ein Sprecher des deutschen Verteidigungsministeriums gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Bundesregierung auch stärker in den Bereich der technischen Forschung investieren und ein stärkeres Bewusstsein für die Gefährdungslage der militärischen Luftfahrt durch Cyberangriffe schaffen will. Deutschland gilt in Europa als eines der führenden Länder im Kampf gegen Cyberkriminalität. Im April 2017 weihte die Bundeswehr in Bonn ein erstes Cyber-Kommando mit 260 Soldaten ein. Deutschland war damit das erste NATO-Land, welches die Existenz einer eigenständigen Cyber-Kampfeinheit enthüllte. Das Cyberkommando unter dem Namen “Cyber- und Informationsraum” (CIR) gilt neben Heer, Luftwaffe, Marine und Sanitätsdienst als ein neues Glied der Teilstreitkräfte der Bundeswehr.

Das CIR soll in seiner vollen Kapazitätsauslastung über eine Personalstärke von bis zu 13.500 Männern und Frauen verfügen. Bis 2021 soll das Cyber-Kommando kampfbereit sein. Erklärtes Hauptziel sei die Verteidigung der IT-Schlüssel-Infrastruktur sowie der Computer-basierten Waffensysteme der Bundeswehr. Wenn die Netzwerke der Bundeswehr angegriffen werden, dann können wir uns selbst verteidigen. Sobald eine Attacke die Einsatzbereitschaft unserer Streitkräfte gefährdet, können wir mit Offensiv-Maßnahmen antworten”, so Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen anlässlich der Eröffnung des CIR. Das CIR wird auch eine zentrale Rolle in der Entwicklung der Initiative zur Cyber-Sicherheit in der Luftfahrt einnehmen.

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Allerdings mangels es dem CIR derzeit noch an willigen Rekruten. Den massivsten Widerstand erfährt von der Leyen aus den Kreisen organisierter Hacker, Hacktivisten und digitaler Bürgerrechtler wie dem Chaos Computer Club oder dem Verein Digitalcourage e.V. aus Bielefeld. Letztgenannter vergab kürzlich den diesjährigen Big Brother Award, einen mittlerweile fest etablierten Negativpreis für Überwachung und Datenmissbrauch. In der Kategorie “Behörden” bedachten die Juroren Ursula von der Leyen nun schon zum zweiten Mal mit dem Preis.

Die Laudatio des Big Brother Awards 2017 an Ursula von der Leyen liest sich wie eine Generalabrechnung mit der Cyberstrategie der Bundeswehr und kommt einem Aufruf an IT-begabte junge Menschen gleich, ihre Fähigkeiten nicht in den Dienst der Truppe zu stellen. Laudator Dr. Rolf Gössner, Rechtsanwalt, Publizist und Vorstandsmitglied der Internationalen Liga für Menschenrechte, formuliert die moderne Form der alten Friedenslosung “Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin”:

Ob Sie, Frau Ministerin, und ihre Werberkolonnen schon mal beim Chaos Computer Club oder bei Digitalcourage vorbeigeschaut haben? Auch heute hier im Saal sitzen wohl reihenweise technikaffine und -kundige Menschen, die genau in Ihr Beuteschema passen. Darum hoffen wir sehr, dass diese Laudatio und unsere Preisvergabe solche Menschen dazu ermutigen, ihre Fähigkeiten für Frieden und Verständigung im Internet einzusetzen, statt für digitale Angriffe und Cyberkrieg auf dem ‘Schlachtfeld der Zukunft’!

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