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US-Geheimdienste und die gefährlichste Suchmaschine der Welt machen Jagd auf deine Privatsphäre!

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Der Chef der nationalen US-Geheimdienste macht überhaupt kein Hehl daraus: Unser Privatleben soll mit allen nur möglichen Mitteln durchleuchtet und überwacht werden. Das Internet der Dinge hat dabei eine neue Ära eingeleitet. Die Rede ist bereits vom goldenen Zeitalter der Überwachung. Auch dem modernen Verbraucher wird meist überhaupt nicht bewusst, welches Potenzial in der vielgepriesenen intelligenten Technologie steckt. Das »denkende Zuhause« wird zur Bedrohung, und das Spektrum der neuen Spionagewerkzeuge reicht vom lernfähigen Thermostat bis hin zur schon ab Werk »verwanzten« Barbie-Puppe.

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Die amerikanische Bundespolizei FBI zeichnete erst kürzlich ein ziemlich düsteres Bild zum künftigen Ermittlungspotenzial, das heißt: »düster« zumindest aus US-Regierungsperspektive. Demnach führt eine wachsende Verschlüsselung von Kommunikation direkt in ein dunkles Zeitalter hinein. Die Behörde fürchtet um ihr Überwachungspotenzial. Verdachtspersonen könnten ihr entwischen.

Natürlich klingt das reichlich übertrieben, gerade in Zeiten, in denen laufend Überwachungsskandale Schlagzeilen machen und die unglaublichsten technologischen Mittel dazu den Markt überschwemmen, willig begrüßt vom technikbegeisterten Kunden.

Tatsächlich gibt eine aktuelle Studie des Berkman Center der Harvard-Universität ganz anders als das FBI weitgehend »Entwarnung«. Im vorliegenden Fall verheißt das eher bedingt Gutes – wie man es eben nimmt. Auf die Perspektive kommt es jeweils an. Jedenfalls sei von einem dunklen Zeitalter keine Rede, selbst wenn man die Sorgen des FBI durchaus ernst nehme.

Lieutenant General James R. Clapper, der Chef der US-amerikanischen Nachrichtendienste, frohlockt geradezu angesichts der einzigartigen Chancen, wie sie intelligente Technologie und das Internet der Dinge für die Überwachung bieten. Für den sogenannten »Privatmann« schwinden damit sämtliche Überreste der »Privatsphäre« in einem Ausmaß, das vielen gar nicht bewusst ist.

Die zunehmende Anbindung von Alltagsgegenständen ans Internet öffnet ein riesiges Fass. Die Möglichkeiten der Spionage erstrecken sich damit gnadenlos in jeden Lebensbereich. Betroffen davon sind nicht allein verdächtigte Zielpersonen. Betroffen ist insbesondere die breite Öffentlichkeit, die für Behörden oder Hacker zum offenen Buch wird. »In Zukunft«, so freut sich Clapper, »könnten Geheimdienste das für Identifikation, Überwachung, Beobachtung, Verfolgung und auch Rekrutierung nutzen oder um Zugang zu Netzwerken zu erhalten oder auch Nutzerzulassungen zu überprüfen.«

Und das wird nicht alles sein. Längst nicht alles.

Experten sprechen bereits von einem »goldenen Zeitalter der Überwachung«. Und sie warnen schon seit Jahren davor, welches Potenzial die neuen Geräte in Heim und Haus den Behörden bieten, um die Privatsphäre eines jeden Menschen tiefgreifend zu verletzen.

Das Problem besteht keineswegs nur in den Vereinigten Staaten, immerhin geht es um das World Wide Web, mit all seinen Möglichkeiten und Gefahren. Die USA sind wie immer Vorreiter und die Behörden schärfer auf Daten aus denn je. Die US-Polizei hat sich bereits bei dem Google-Ableger Dropcam vorstellig gemacht. Sie hofft, von dort Aufzeichnungen von Kameras zu erhalten, die in Privathäusern und -wohnungen genutzt werden, um per Vierfach-Zoom und 107-Grad-Bildfeld ständig ein wachsames Auge auf die Kinder zu richten. Die Fortentwicklung des Babyphones: visuell, »intelligent«, vernetzt – als Werkzeug behördlicher Spionage.

Kinder als Terroristen? Oder Behörden als Babysitter? In jedem Fall eine ungeheuerliche Verletzung der Privatsphäre. Die Daten des »Aktivitäts-Trackers« Fitbit wurden bereits mehrfach belastend vor US-Gerichten gegen Nutzer verwendet. Dies könnte grundsätzlich zwar der Wahrheitsfindung dienen, muss es aber nicht.

Auf der anderen Seite haben Käufer der Fitnessarmbänder nun im Januar eine Sammelklage angestrengt, da die Geräte ihnen zufolge die jeweilige Herzfrequenz gefährlich ungenau messen. Der Hersteller will sich energisch verteidigen. Man glaube nicht, dass der Prozess Erfolg haben werde, es handele sich auch nicht um medizinische oder wissenschaftliche Geräte. Dann aber fragt sich wohl auch, wie weit sie zur Beweissicherung zulässig sein können.

Samsung wiederum geriet schon vor geraumer Zeit in die Schlagzeilen, als der Konzern ein Fernsehgerät auf den Markt brachte, das einen Raum akustisch überwacht. Im Kleingedruckten heißt es dann warnend, man solle vor diesem Fernseher nicht über sensible Informationen sprechen! Mittlerweile gibt es massenweise ähnlich indiskreter Fernseher und Alltagsgegenstände. Sie sehen und hören alles. Eine wirklich verrückte Welt. TV-Sets belauschen das Wohnzimmer, Kühlschränke verschicken Spams. Bald gibt es kein Entrinnen mehr. Denn bald fehlt auch der Überblick, wo überall die Gefahr lauert. Oft sind es Geister, die man selber rief. Selbst die »Barbie« von Mattel ist zur Mata Hari des Kinderzimmers geworden und gibt alles, was sie hört, brav und heiter an ihren eigentlichen Erzeuger weiter.

Für Hacker, Kriminelle und die manchmal offenbar gar nicht so weite Grauzone dazwischen bieten sich immer mehr Werkzeuge, das Privatleben eines jeden Menschen auszuforschen und Informationen möglicherweise gegen ihn zu verwenden. Die beliebte Webcam lädt förmlich dazu ein, sich ein Bild vom privateren Umfeld der Nutzer zu machen.

Das Internet der Dinge macht vieles möglich – seit 2009 existiert sogar eine eigene Suchmaschine namens Shodan, mit der sich unter anderem ungesicherte Webcams ausfindig machen lassen, die ohne das Wissen ihrer Nutzer »auf Sendung« sind. Und so gelangen Bilder aus den eigenen vier Wänden schnurstracks an Unbefugte. Shodan gilt als Suchmaschine im Internet der Dinge und wurde bereits als die gefährlichste Suchmaschine der Welt bezeichnet.

Ob nun eine Universität gerade wieder frischen Toner benötigt oder welche Windkraftwerke gerade laufen, die Suchmaschine gibt es preis. Überall existieren Sicherheitslücken, die solche Informationen von außen zugänglich werden lassen. Und das sind nur die eher harmlosen Beispiele, anhand derer sich leicht ganz andere Szenarien ausmalen lassen. John Matherly, der Kopf hinter Shodan, bestätigt ohne Umschweife, dass insbesondere die Privatsphäre der Nutzer durch die schiere Masse neuer Internetgeräte bedroht sei.

Das Technologiemagazin WIRED drückte es plastisch aus: »Die CIA wird bald in der Lage sein, Sie mit der Geschirrspülmaschine auszuspionieren.« Diese Aussage bezieht sich auf einige begeisterte Äußerungen von Ex-CIA-Chef David Petraeus, der schon 2012 zu den neuen Spionagemöglichkeiten erklärte, man werde mit verschiedensten modernen Technologien in der Lage sein, sämtliche Objekte des jeweiligen Interesses zu lokalisieren, zu identifizieren, zu beobachten und aus der Ferne zu kontrollieren. Alles werde mit einem Internet der nächsten Generation verbunden sein, unter Nutzung von so preiswerter wie leistungsfähiger Rechnerkapazität.

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Der kritische Autor Evgeny Morozov fordert Unternehmen auf: Mit dem Internet verbundene Geräte müssen so sicher werden wie die vom FBI angeprangerte Verschlüsselung. Außerdem müsse die Regierung gezwungen werden, strenge neue Regeln zu erlassen, um zu verhindern, dass über Schwachstellen an Fernsehgerät, Puppe oder Thermostat in unsere Privatsphäre eingedrungen wird. Immerhin: Betroffen sind weltweit Milliarden Haushalte.

Allerdings verbindet sich mit Morozov und seiner Kritik doch wieder eine eigene Perspektive, die auch zeigt, wie vielschichtig das Problem ist. Der weißrussische Journalist bemängelt vor allem, dass für das Internet häufig ein demokratischer Charakter vorausgesetzt wird, der autoritäre Staaten zum politischen Wandel führen könne. Hingegen müsse die Bereitstellung von Überwachungstechnologie an derlei Regime sogar mit Waffenhandel gleichgesetzt werden.

Nun ist es natürlich eine altbekannte Tatsache, dass schlagkräftige Waffen nie gerne in gegnerischer Hand gesehen werden, doch umso lieber in der eigenen. Nicht anders hier. Die CIA hegte jedenfalls noch nie größere Skrupel bezüglich schlagkräftiger Waffen oder nützlicher Transfers, gleich welcher Art. Und wer die »Waffenarsenale« des Open-Society-Netzwerks von Multimilliardär und Weltverbesserer George Soros kennt, wird sehen, dass die von ihm geförderten Organisationen und Bewegungen durchaus dazu geneigt sind, ausgiebig Gebrauch vom Internet zu machen.

Diese Anmerkung steht vor allem dadurch nicht außerhalb des Kontexts, da Morozov mit einem Stipendium des Open Society Institute gefördert wurde. Vielleicht relativiert das manches. Einigkeit dürfte aber darüber herrschen, wie groß das Überwachungspotenzial des Internets der Dinge ist und welche Bedrohung dies alles für die Privatsphäre bedeutet.

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